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„Die Saison ist wohl gelaufen“

Laichingen / Lesedauer: 6 min

Amateurfußball: Es gibt wohl keine Fortsetzung der laufenden Saison
Veröffentlicht:11.05.2020, 17:45

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Seit März ruht der Spielbetrieb im deutschen Amateurfußball und auch im Fußballbezirk Donau-Iller. Trotz einiger Lockerungen ist auch weiterhin nicht klar, ob und wann wieder gespielt werden kann. Dies teilte der Württembergische Fußballverband am Mittwoch mit. Die Schwäbische Zeitung hat sich bei den Teams aus der Region umgehört, wie sie die derzeitige Situation meistern und welche Neuerungen es im Verein gibt. Was meinen die Abteilungsleiter der Teams der Kreisliga A Alb aus der Region?

Auch wenn der SV Westerheim schnell im März seine gesamten Sportstätten geschlossen hatte, herrschte wie bei anderen Teams Ahnungslosigkeit, was die derzeitige Situation anbelangt. „Es ist auch für Fußballer eine verrückte Zeit. Man wusste eigentlich nicht genau, wie man die Wochen überbrücken sollte. Der SVW hat schnell und richtig gehandelt und die Notbremse gezogen“, sagt Westerheims Abteilungsleiter Jochen Doll .

Fußballer mit Hausaufgaben

Untätig sind die Fußballer dabei in den vergangenen Wochen jedoch nicht gewesen. „Jeder Spieler hat von den Trainern eine siebenseitige PDF-Datei mit individuellen Trainingseinheiten bekommen, die sie zuhause umsetzen sollten. Und das haben auch viele gemacht“, sagt Doll. Zu diesen Einheiten gehörten auch Läufe im Freien, die laut Doll nur einzeln ausgeführt werden sollten. Zudem wurden Gerätschaften wie Koordinationsleitern an die Spieler verliehen, um in Form zu bleiben.

Dass es nun in dieser Saison weiter gehen soll, das will Doll nicht glauben. „Am 6. Juni wäre der letzte Spieltag gewesen. Prinzipiell könnte man die verbleibenden Spiele nach hinten verschieben, aber es wären elf Nachholspiele. Der Terminkalender lässt dies kaum zu. Ich glaube, die Saison ist gelaufen“, sagt Doll. „Ich denke, dass man irgendwann einen Cut machen wird und die Saison im Amateurbereich wird auf 0 setzt. Das heißt, es gibt keine Absteiger und Aufsteiger“, vermutet Doll: „Für Mannschaften wie den TSV Blaubeuren , die eine großartige Saison gespielt haben, wäre das natürlich bitter. Wirklich recht machen, kann man es aber keinem.“

A-Jugendliche rücken nach

Große Veränderungen wird es beim SVW aber so oder so nicht geben. „Wir haben den kompletten Kader inklusive Trainerteam abgefragt, es haben alle Spieler und Betreuer für die kommende Saison zugesagt. Ferner kommen sechs Spieler aus der A-Jugend hinzu. Ob die kommende Saison regulär starten wird und was man bis dahin machen sollte, wissen wir letztendlich alle noch nicht“, erklärt Doll.

Keine Chance auf eine Fortsetzung der laufenden Saison sieht auch Heroldstatts Abteilungsleiter Bernhard Schiele . „Für den Amateurfußball wird es ganz schwierig, wenn man sieht, wie viel Druck im Profibereich ausgeübt wurde, um die Saison fortzusetzen“, meint Bernhard Schiele. „Die ganzen Hygienemaßnahmen sind bei uns eigentlich nicht umsetzbar. Und solange die Mundschutzpflicht besteht, sehe ich keine Chance auf einen normalen Spielbetrieb“, sagt Schiele.

„Fußball ist Teamsport“

„Fußball ist ein Teamsport, pro Team kommen da ohne Zuschauer fast 30 Leute zusammen. Und wie sollen wir einen Zwei-Meter-Abstand überhaupt realisieren. Ich glaube, das würde den Jungs keinen Spaß machen“, sagt Schiele weiter. Zudem ist der finanzielle Aspekt für Schiele von Bedeutung: „Im Endeffekt hat man Mehrkosten ohne Einnahmen, das ist für einen Verein sehr schwierig. Sollte es keine weiteren Lockerungen geben, auf die wir angewiesen sind, wird es nicht möglich sein, Fußball zu spielen.“

Die Spieler selbst halten sich beim SC Heroldstatt durch Ausdauerläufe und lange Radeinheiten fit. „Wie soll man zielgerichtet trainieren, ohne zu wissen, wie es weitergeht“, fragt sich Bernhard Schiele. „In jedem Fall wird es spannend sein, wie und wann es weitergehen soll. Ob nun die Saison annulliert wird oder nicht, das müssen die Leute an höherer Stelle entscheiden. Wenn es Absteiger geben wird, dann sind wir eben mit dabei“, weiß er.

Keine personellen Veränderungen zu erwarten

Große personelle Änderungen hat es dabei beim SC Heroldstatt noch nicht gegeben. Einige Spieler werden aus der A-Jugend zur kommenden Saison hinzustoßen. „Ansonsten werden und wollen wir uns wie gewohnt, nicht großartig nach neuen Spielern umsehen.“

Eine etwas besondere Situation könnte auf den TSV Blaubeuren zukommen, sollte die Saison abgebrochen werden und mit dem derzeitigen Stand gewertet werden. Die Blaubeurer sind derzeit unangefochtener Tabellenerster der Kreisliga A Alb. „Egal wie jetzt entschieden wird. Ich denke es wäre nur fair, wenn es eine einheitliche Wertung geben wird und wir somit als Aufsteiger feststehen. Wir haben eine tolle Saison gespielt und waren schon nach der Vorrunde Erster“, sagt Abteilungsleiter Ralf Kubitschek.

Wohl keine großen Diskussionen

„Ich denke, da würde es auch keine großen Diskussionen in der Liga geben“, ergänzt der Abteilungsleiter. „Ich denke, dass das Annullieren die schlechteste Lösung wäre. Wir haben eine besondere Situation, für die es keine Regularien gibt. Andernfalls könnte ich mir sogar vorstellen, dass einige Vereine rechtliche Schritte einleiten würden.“

Auf jeden Fall ist sich Kubitschek sicher, dass die Saison nicht fortgesetzt wird. „Den Rahmenspielplan kann man nicht mehr einhalten, die Zeit wird knapp. Dazu hätte man jetzt mit den englischen Wochen anfangen müssen. Das kann man auch den Spielern nicht zumuten, akzeptieren wird das sowieso keiner“, meint Ralf Kubitschek weiter.

Saison ist wohl nicht mehr angepfiffen

Auch der Vorschlag des Bayerischen Fußballverbands, die Saison nächstes Jahr fortzusetzen, hält Kubitschek für keine gute Lösung. „Unsere Wahrnehmung ist jetzt einfach, dass man die Saison beendet. Es wäre jetzt für alle Beteiligten aber mal wichtig, dass wir irgendwelche Informationen erhalten. Es weiß keiner wirklich Konkretes, außer, dass normaler Trainings- und Spielbetrieb nicht möglich ist.“

Sollte es nun so sein, wie es sich die Verantwortlichen beim TSV Blaubeuren erdenken, würde es in der nächsten Saison zu einer verschärften Abstiegsregelung kommen. „Wenn man jetzt den Tabellenführer aufsteigen lässt und es keinen Absteiger gibt, wären es in der kommenden Saison eben 17 Teams in der Bezirksliga. Ich denke, das wäre zu vereinbaren.“

Was die personelle Situation beim TSV anbelangt, wurde noch nicht allzu viel entschieden. „Die Gespräche laufen an. Deshalb wäre es natürlich gut zu wissen, in welcher Liga die Mannschaft in der kommenden Saison spielt“, erklärt Kubitschek: „Wir planen auf jeden Fall für beide Möglichkeiten.“