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Cybermobbing: Warum Jugendliche leicht selbst zum Täter werden

Laichingen / Lesedauer: 4 min

Infoabend am Laichinger Gymnasium – Polizist klärt Eltern über Gefahren für ihre Kinder im Internet auf – Eltern sollen auch selbst spielen
Veröffentlicht:22.01.2019, 12:34

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Das Internet eröffnet neue Welten, andererseits lassen sich Inhalte immer weniger kontrollieren. Umso wichtiger, dass Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder begleiten. Hierzu fand nun ein Informationsabend im Laichinger Albert-Schweitzer-Gymnasium statt. Polizeioberkommissar Marc Layer vom Polizeipräsidium Ulm sprach über Gefahren und Risiken im Medienalltag von Kindern und Jugendlichen.

Auch Rektorin Cordula Plappert ist es wichtig, dass Eltern über die Inhalte der Präventionsarbeit, welche an den Schulen in Klasse 5 und 7 auf dem Stundenplan steht, informiert wurden und freute sich, dass einige Eltern gekommen waren, rund 100. Referent Marc Layer leistet regelmäßig Aufklärungsarbeit an Schulen und stehtin engem Kontakt zu den Schülern. Er wisse, was diese bewegt und kenne sich aus in derzeit „angesagten“ Spielen und Chaträumen. Viele Jugendliche vertrauen sich ihm auch an, wenn Probleme vorhanden und Fragen offen sind, so Layer.

Zu Beginn war ihm wichtig, bei den Eltern keine Ängste zu schüren, jedoch zeigte er Gefahren und Risiken auf, um zu sensibilisieren. Man könne Kinder nicht zu 100 Prozent schützen, aber man könne sie begleiten und hilfreich zur Seite stehen. Eltern und anwesende Lehrer erfuhren viel Wissenswertes und Tipps zu Persönlichkeits- und Urheberrechten, Jugendschutz, Datensicherheit, Sexting und Cyermobbing.

Bei der „informationellen Selbstbestimmung“ (Persönlichkeitsrecht) handele es sich um ein Grundrecht, betonte Layer. Probleme treten dann auf, wenn Jugendliche in sozialen Netzwerken zu viel Informationen über sich selbst preisgeben. Da hier praktisch ein ständiger Datenaustausch stattfindet, könnten vertrauliche Informationen über eine Person leicht in falsche Hände geraten. Wichtig sei daher, dass die Schutzmöglichkeiten in den Einstellungen der jeweiligen Netzwerke bekannt sind und durchgeführt werden.

Auch könnten Jugendliche durch Unwissenheit und Unvorsichtigkeit leicht selbst zu Täter werden. Als Beispiel nannte Layer illegale Downloads von Musik oder den Versand strafbarer Inhalte, wie das Verbreiten von Gewaltvideos und Cybermobbing . Oft könnte schon ein unbedachter Kommentar Angriffsfläche bieten. Es komme oft vor, dass sich harmlose Kommentare zu Beleidigungen oder Bedrohungen aufschaukeln. In diesen Fällen solle man Beweismaterial aufbewahren und sich vertrauensvoll an die Schule wenden, in schwerwiegenden Fällen sofort an die Polizei .

Auch über Jugendschutz informierte Layer. Er zeigte auf, welche Online-Spiele bei Jugendlichen derzeit sehr beliebt sind und dass die Angaben zur USK (Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle), wie am Beispiel „Fortnite“ dargestellt, von den Spieleherstellern nicht immer dem aktuellen Stand entsprechen. Insbesondere, wenn es sich um Spielerweiterungen handelt.

Layer will nicht alle Spiele verteufeln, er selbst spiele auch alle durch, berufsbedingt und während der Arbeitszeit, gab er augenzwinkernd zu, und er sei ebenso auf allen sozialen Plattformen angemeldet. Sehr wichtig sei ihm aber, so Layer, dass man sich als Eltern die Spiele nicht nur erklären lässt, sondern sich selber davor setzt und spielt, um bewerten zu können, ob das Spiel für das eigene Kind geeignet ist oder nicht. Die USK und FSK (freiwillige Selbstkontrolle bei Spielfilmen) seien zwar empfohlene Richtwerte, letztendlich dürften Erziehungsberechtigte aber selbst entscheiden, was sie ihren Kindern erlauben oder nicht. Jedes Kind ist in seiner Entwicklung unterschiedlich.

Gefährlicher wird es, wenn Kinder auf pornografische Seiten gelangen. Ohne klicksafe-Einrichtungen sei dies bei Eingabe entsprechender Worte schnell passiert und das Ergebnis erschreckend. Bei Google seien allein 25 Prozent pornografischer Inhalt.

Bei Cybergrooming bahnen Erwachsene über Chatforen Kontakt zu Kindern an und geben sich als Gleichaltrige aus. Dies sollte man seinen Kindern verdeutlichen und Sicherheitsregeln vereinbaren. Auffälligkeiten wie jugendgefährdende oder strafbare Inhalte sollen der Polizei sofort gemeldet werden. Aber Vorsicht: keine Screenshots von Kinderpornografie als Beweismaterial vornehmen, denn sonst mache man sich strafbar.

Layer schloss damit, dass neben all den Gefahren das Internet nicht grundsätzlich schlecht sei, es biete genauso zahlreiche Vorteile, denn gemeinsames Spielen und Chatten verbinde, zahlreiche Informationen zur freien Meinungsbildung seien verfügbar, in Online-Spielen werde die Reaktionsfähigkeit geschult und auch die Vernetzung untereinander böte Vorteile. Man müsse nun also nicht gleich nach Hause eilen, die Kinder wachrütteln und sämtliche Handys und Konsolen konfiszieren. Vielmehr sollte den Kindern Vertrauen geschenkt und Regeln vereinbart werden. Eltern sollten mit ihren Kindern offen über alles reden, zwischendurch einmal den Verlauf an PC, Tablet oder Handy prüfen und vor allem „Anker für die eigenen Kinder sein“!