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Warum Windräder den Rotmilan gefährden

Heroldstatt / Lesedauer: 3 min

Und noch mehr Wissenswertes über Greifvögel auf der Alb bei Vortrag in Münsingen
Veröffentlicht:31.01.2018, 18:22

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Knapp 100 Besucher wollten von Vogelkundler Luis Sikora Näheres über die einheimischen Greifvögel wissen. Aus diesem Grund sind sie am Freitagabend zum Vortrag ins Biosphärenzentrum nach Münsingen-Auingen gekommen.

„Wenn heute drei Leute zum Vortrag kommen, dann sind wir zufrieden“, hatten Jochen Rominger vom Biosphärenzentrum und Referent Luis Sikora im Vorfeld des Abends noch gewitzelt. Völlig baff waren sie dann angesichts des großen Ansturms.

Luis Sikora nahm seine Gäste mit auf einen Ausflug ins Reich der Greifvögel. Der Dendroavifaunistiker berichtete an diesem Abend aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz. Die Berufsbezeichnung ist erklärungswürdig: „Dendro“ meint Holz, „avis“ bedeutet Vogel und „fauna“ die Tierwelt. Das berufliche Steckenpferd von Luis Sikora sind also die Spechte, Vögel, die eng mit dem Holz verbunden sind.

Doch sein Betätigungsfeld hat sich immer mehr erweitert und schließt nun auch die Taggreife und Eulen ein. Und wer hätte gedacht, dass Steinadler auch mal über dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb ihre Kreise ziehen? Oder dass Gänsegeier durchaus mal auf der Mittleren Alb nach Fressbarem suchen.

Ein „echter Älbler“ aber ist beispielsweise der Rotmilan. Ihn gibt es nur in Mitteleuropa. Die Hälfte des weltweiten Bestandes brütet in Deutschland, Sikora spricht von 12 000 bis 15 000 Brutpaaren. Im Biosphärengebiet rechnet der Vogelkundler mit etwa 70 bis 90 Brutpaaren. Noch sei der Bestand stabil, führte Sikora aus. „Rotmilane sind an den Menschen gewöhnt“. Sie nutzen Müllhalden als Futterstellen, sie kennen „ihre Bauern“, die beim Mähen freie Sicht schaffen für die Futtersuche. Aber es sei schon zu beobachten, dass der Rotmilan Probleme in seinem Lebensraum bekommen könnte. „Er braucht kurz gehaltene Wiesen, um sein Futter wie Würmer, Mäuse und Insekten zu finden. Ist der Bewuchs höher als 30 Zentimeter, hat er Probleme, Nahrung zu finden.“

Als problematisch bezeichnet Sikora Mais- und großflächige Getreidefelder. Auch das häufige Mähen der Wiesen für die Biogasanlagen bringt neben kurzen Vorteilen eher Nachteile für den Rotmilan mit sich: „Erst ist es toll: Der Milan findet auf der gemähten Wiese Nahrung. Doch in den ständig gemähten Wiesen können keine Insekten überleben. Also baut sich hier das nächste Problem für die Zukunft auf.“

Blick nach unten gerichtet

Eine weitere Gefahr droht dem Rotmilan durch Windräder. „Er gehört zu den häufigsten Schlagopfern an Windkraftanlagen.“ Und zwar hänge das mit seiner Jagdstrategie zusammen: Als Suchflieger schwebt er mit nach unten gerichtetem Blick über die Landschaft. Naturgemäß droht ihm auf seiner Flughöhe kein Hindernis – außer in Form von Windrädern. Ein Bussard dagegen sei als Ansitzjäger weniger von den Windkraftanlagen betroffen, da er auf einer erhöhten Stelle auf sein Futter wartet.

Noch von vielen weiteren Greifvögeln hörten die Besucher im Vortragssaal des Biosphärenzentrums. Eine Ausstellung zum Thema Greifvögel ist außerdem noch bis 4. Juni im Biosphärenzentrum zu sehen.