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Ungewöhnlicher Blick auf die Dinge des Alltags

Heroldstatt / Lesedauer: 3 min

Galerie Kunsthaus Frenzel in Heroldstatt zeigt Werke von Andrei Krioukov – Vernissage ist am Freitag
Veröffentlicht:13.11.2019, 19:13

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Wir sehen im Alltag viele Dinge um uns herum, doch nur wenige beschäftigen uns wirklich. Cola-Flaschen, leere Getränke-Dosen und zerknüllte Zigaretten-Schachteln gehören normalerweise nicht dazu. Trotzdem könnte man ihnen mehr Beachtung schenken – so wie der russische Künstler Andrei Krioukov, der am 15. November nach Heroldstatt kommt: Erst die Perspektive und die Auswahl der dargestellten Objekte macht die Kunst zur Kunst. Wer mehr wissen will, kann den russischen Künstler am Freitag, 15. November, ab 19 Uhr selbst fragen. Er wird bei der Vernissage in der Galerie Kunsthaus Frenzel in Heroldstatt persönlich anwesend sein.

Die beschrifteten Cola-Flaschen und die verformten Getränke-Dosen in Öl und Acryl bestechen durch Formate in Übergröße und ihre neo-realistische Darstellung. Gegenstände, die in Wirklichkeit nur drei bis vier Zentimeter groß sind, stellt Krioukov auf Leinwänden mit bis zu vier Quadratmetern dar. Auf den ersten Blick wirken sie wie Fotos mit Vergrößerungs-Linsen-Effekt. Alle Aufschriften und Schriftzüge sind deutlich lesbar: Inhaltsstoffe, Haltbarkeitsdatum, Herkunft, Seriennummer, Barcode.

Alles ist ein Unikat

Der Reiz daran: Jede Flasche, Dose und Schachtel ist ein Unikat und damit einzigartig und unverwechselbar. Jedes dargestellte Objekt hat seine eigene Geschichte. Fast alle sind gebraucht oder verbraucht. Ihre Benutzer haben überall Spuren hinterlassen. Achtlos weggeworfen, entwickeln all diese Dinge bei genauerem Hinsehen plötzlich ein Eigenleben, getragen von der Phantasie des Betrachters.

Auch die farbigen Hintergründe und das detailliert dargestellte Material üben eine besondere Faszination aus. Plattgetretene Tomatensaftdosen mit rotem Aufdruck zeigen weiche Linien und scharfe Kanten, geplättet, verformt, verbogen. Zertretene Bierdosen leuchten in Gold und Silber und kräuseln sich in unregelmäßigen Wellen. Einige hat Krioukov in Acrylglas gegossen oder sogar in barocke Goldrahmen gefasst. Man schaut hin und denkt: Warum hab ich das selber bisher so noch gar nicht gesehen? Jeder, der in dieser Ausstellung war, werde leere Flaschen, Dosen, Schachteln und dergleichen künftig mit anderen Augen sehen.

Bilder in Kombination

Neben Einzelstücken gibt es auch Bilder mit einer Kombination mehrerer Gegenstände. Oft schillern sie in allen Regenbogen-Farben. Viele der großformatigen Gemälde, die meistens nur ein Objekt zeigen, wirken poppig, knallbunt und sehr amerikanisch, obwohl der Künstler aus Russland stammt. Andere wirken leicht vergilbt, verstaubt, verblichen und abgeschabt – zum Beispiel die leeren Whiskey-Flaschen. Und doch fangen sie von irgendwoher einen feinen, geheimnisvollen Lichtschimmer ein, wirken irgendwie doch noch lebendig. Wo wurde der Inhalt getrunken? Wer war dabei? Und wo sind diese Menschen jetzt?

Portraits von Rennfahrern

Näher an der Gegenwart sind die brandneuen Motive von Krioukov. Es sind Portraits, die Formel-1-Rennfahrer mit Helm zeigen – alles ist bunt, auch die allgegenwärtigen Werbe-Schriftzüge in, auf und hinter dem Rennfahrer und um ihn herum. Ein eingefangener Sekundenbruchteil voller Spannung und Aktivität: Hamilton, Vettel, Verstappen und Sainz in voller Aktion. Eines dieser Werke wurde als Grafik verlegt und die ist so neu, dass die Besucher der Vernissage am 15. November sogar deren Geburtsstunde und Taufe miterleben können – wenn der Künstler seine eben erst fertig gestellte Grafik bei der Vernissage persönlich signiert.