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Ein Stück Italien findet sich auf der Alb

Heroldstatt / Lesedauer: 3 min

Ein Stück Italien findet sich auf der Alb
Veröffentlicht:26.08.2009, 13:13

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Alle Klassenkameraden wurden von der heute 44-Jährigen auf dem Zeichenblock verewigt. Heute lebt Pucher in Heroldstatt und sie hat ihren Traum, Künstlerin zu sein, wahr gemacht.

Das erste, was in Birgit Puchers Wohnung in Heroldstatt-Ennabeuren ins Auge fällt, sind die farbenfrohen, kleinen Fliesen auf dem Fußboden und an der Küchenwand. In blau und orange hat die Autodidaktin, die ihre Kreativität in ihrem Elternhaus und in der dazugehörigen Garage auslebt, den Küchenboden selbst gefliest. Die Küchenwand in der Kochecke leuchtet in blau und grün, als ob eine Strück Italien Einzug gehalten hätte in Heroldstatt. Dazwischen zieren Mosaiksteinchen das Bild, genau wie den alten Holztisch, dem die Heroldstatterin ein neues Aussehen durch eingefasste Mosaik- und Spiegelsplitter verliehen hat.

Mit der Kunst hat die Katzenliebhaberin ihre Passion gefunden. "Darin finde ich meine Ruhe", sagt sie. Die benachbarte Garage ist voll mit ihren Werken, dort stehen mosaikverzierte Blumentöpfe, Spiegel, Tischplatten und vor allem Wanduhren auf Regalbrettern. Zwischen den Mosaiksteinen finden sich immer wieder kleine Spiegelteile, in denen sich das Licht bricht und in denen sich der Betrachter sehen kann. Blau ist eine ihrer bevorzugten Farben.

Eigentlich ist Birgit Pucher gelernte Krankenschwester. Aufgewachsen in Ennabeuren, ging sie später auf die Hauswirtschaftsschule, nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als examinierte Krankenschwester in Tübingen. "Obwohl mein Vater mich eigentlich auf die Kunstakademie nach München schicken wollte", erinnert sie sich.

Daraus aber wurde nichts. Das Verantwortungsgefühl der Eltern gegenüber, lieber doch einen sicheren Beruf zu lernen, war groß. "Außerdem wollte ich helfen", sagt Pucher. Sie sei Krankenschwester geworden, um ihrem kranken Vater auch mit Fachwissen zur Seite stehen zu können. Der Vater starb 2003. Birgit Pucher arbeitete weiter als Schwester, "weil mir die Arbeit mit den kranken und alten Menschen sehr viel gegeben hat." Aber der psychische und physische Druck wurde zu groß. Teilweise betreute sie 53 Patienten nachts allein. Das Gefühl, wegen Zeitdruck und personeller Unterbestzung niemandem wirklich gerecht werden zu können, quälte sie.

2004 folgte daher eine Berentung auf Zeit. "Und weil ich nicht rumsitzen wollte, machte ich einen Mosaikkurs bei der Volkshochschule", sagt Birgit Pucher. Woraufhin ihre künstlerische Ader wieder voll durchbrach.

Die Mutter eines erwachsenen Sohnes malt, zeichnet Porträts mit Kohle, schleift Gläser, verschönert mit Mosaiksteinen Bad- und Küchenwände, so dass sie ein mediterranes Aussehen bekommen und töpfert Figuren und Schüsseln, die dann mit Farben gebrannt werden. "In der Kunst bin ich gelassen", sagt sie. "Sie stürzt mich nicht in psychische Grenz- und Gewissenskonflikte."

Mit ihrer Kunst auch Geld verdienen zu können, ist für Birgit Pucher das nächste Ziel. "Das wäre schön, denn für mich allein ist das Erfolgserlebnis natürlich nicht so groß, als wenn sich andere an meinen Werken erfreuen."

Informationen: www.pucher-sinnfragen.de