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Beifall und Bauchschmerzen: So war die Dialogveranstaltung zum Gewerbegebiet

Heroldstatt / Lesedauer: 4 min

Infoabend für Befürworter und Kritiker des geplanten interkommunalen Gewebeparks
Veröffentlicht:02.02.2019, 01:55

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Der Verband „Region Schwäbische Alb“ verbucht den Infoabend am Freitagabend in der Heroldstatter Berghalle als Erfolg. Knapp 500 Besucher waren gekommen, um sich auf den neuesten Stand rund um das geplante interkommunale Gewerbegebiet zwischen Merklingen und Nellingen bringen zu lassen. Zahlreich waren Bürger auch aus diesen beiden Kommunen vertreten, Kritiker wie Befürworter. Sie stellten viele Fragen und gaben Hinweise, die der Verband nun abarbeiten will. Am Plan, das Gebiet zu realisieren, hält der Verband fest.

Und es gibt auch schon einen konkreten Zeitpunkt, wann das später einmal 50 Hektar große Gebiet erschlossen werden soll. Im Jahr 2024, so Nellingens Bürgermeister Franko Kopp , soll der Spatenstich erfolgen. Neben ihm waren auch viele andere Bürgermeister jener Gemeinden anwesend, die dem Verband angehören. Der im Grunde schon beschlossen hat, dass der Gewerbepark realisiert werden soll zwischen Merklingen und Nellingen. Die entsprechenden Entscheidungen waren in den vergangenen Monaten bei einigen gemeinsamen öffentlichen Sitzungen und bei Sitzungen in den jeweiligen Kommunen gefallen. Die Verbandsvertreter ließen auch am Freitag keine Zweifel aufkommen. Sie wollen diesen eingeschlagenen Weg fortsetzen.

Doch warum dann die Infoversammlung?

Weil nicht alle Bewohner der Laichinger Alb – vor allem nicht in den am meisten betroffenen Gemeinden Merklingen und Nellingen – von dem Projekt überzeugt sind. Wie viele es tatsächlich sind, ist unklar. Womöglich wird dies spätestens eine Bürgerbefragung, beziehungsweise ein Bürgerentscheid zu Tage fördern. Vertreter der Gruppe „AktionLandSchafft“, die am Freitag ebenfalls anwesend waren, kündigten nach der Versammlung schon an, weiter gegen den Gewerbepark zu Felde ziehen zu wollen.

 Im Gespräch (von links): Hans-Dieter Ruhland, Lea Baumann, Bürgermeister Sven Kneipp und Moderator Christoph Salzmann.

Die Veranstaltung als solche hielt, was sie im Vorfeld versprochen hatte. Sie richtete sich nach dem Motto „Information – Dialog – Zusammenarbeit“, und genau das gab es für die Gäste – reichlich. Für die Information waren nacheinander Klaus Kaufmann , der Vorsitzende des Verbandes, Bürgermeister Franko Kopp und sein Merklinger Amtskollege Sven Kneipp, Martin Samain vom Regionalverband Donau-Iller, Planer Clemens Künster und Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, zuständig.

In kleinen Referaten begründeten sie, warum der neue Gewerbepark aus ihrer Sicht die Region voran bringen werde und „mehr Chancen als Risiken“ berge, wie der Gastgeber, der Heroldstatter Bürgermeister Michael Weber, darlegte. Vor allem auf eines legte die Verbandsseite wert: Dass es nicht der Verband allein sein soll, der die Entwicklung des Gewerbeparks bestimmt, sondern die gesamte Bürgerschaft. Jede Anregung sei willkommen und würde Berücksichtigung finden.

Gesittet, ja fast gemütlich-familiär

Ausgesperrt wurden auch kritische Stimmen nicht. Als es um den „Dialog“ ging, waren die Besucher eingeladen, mit den Referenten an Stationen zu verschiedenen Themen ins Gespräch zu kommen. Sie durften und sollten ihre Meinung auch auf Zetteln an Stellwände pinnen, die dann am Ende der viereinhalb-stündigen Versammlung kurz vorgestellt wurden. Es gab einige kritische Anmerkungen von Bewohnern der Laichinger Alb, die offenbar Bauchschmerzen haben angesichts der Pläne. Die Protagonisten auf dem Podium erhielten aber auch viel Beifall. Keine Transparente, keine wütenden Zwischenrufe. Gesittet, ja fast gemütlich-familiär lief der Abend ab. Was auch der reichhaltigen Bewirtung durch die Feuerwehr Heroldstatt zu verdanken gewesen sein dürfte.

Das interkommunale Gewerbegebiet soll zwischen Merklingen und Nellingen entstehen.

Worüber sich Bürger sorgen? Den Gesprächen und den Notizen auf den Zetteln nach zu urteilen offenbar vor allem über eine Zunahme des Verkehrs, wenn der Gewerbepark realisiert wird. Außerdem, so eine weitere oft genannte Befürchtung, würde sich durch die neuen Firmen der Druck auf heimische Unternehmer erhöhen, die schon jetzt kaum Mitarbeiter finden. Generell würden Preise steigen. Und auch Landwirte würden leiden, sie müssten die Flächen ja abgeben.

An den einzelnen Stationen gaben Vertreter des Verbandes Antworten. Sie warben dafür, den Gewerbepark als Chance zu betrachten, nicht als Bedrohung. Er sei ein Instrument, um mehr junge Menschen auf der Alb halten zu können oder neue sogar anzulocken. Kaufmann skizzierte die Überalterung als eine der größten Gefahren. Durch den Gewerbepark würden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, „gute“ Arbeitsplätze sollen es sein; die Laichinger Alb als ländlicher Raum werde auch attraktiver, für Ärzte zum Beispiel.

Weitere Infos sollen in den kommenden Tagen folgen. Weil es den Rahmen gesprengt hätte, wenn alle Einwände, aber auch die zahlreich abgegebenen positiven Impulse, einzeln auf dem Podium behandelt worden wären, will der Verband auf einer neuen Homepage ( www.region-schwäbische-alb.de ) alle offenen Fragen nun sukzessive einzeln abarbeiten.

 Sie stehen zu ihrer Meinung und wollen wissen, wie es anderen Bürgern mit der Standortentscheidung zum interkommunalen Gewerbegebiet geht (von links): Roland Salzmann, Stefan Schuler, Walter Bollinger, Lea Baumann, Hans-Dieter Ruhland und Günter Kümm