Künstlernamen
Pfefferle ist der Ernst abhanden gekommen
Donaurieden / Lesedauer: 3 min
Mit einem Zipperle plagt sich der Pfefferle herum, seit ihm sein Ernst gewissermaßen abhanden gekommen ist. Der Spaß ist ihm geblieben, und ihm frönt er allen Ernstes auch mit seinem neuen Partner. Der braucht sich keinen Künstlernamen zulegen, er heißt so.
2019 haben sich Werner Schwarz und Markus Zipperle zusammengetan und hatten am Samstag als neues Duo auf hohem Niveau oberhalb des Dorfes Donaurieden Premiere. Dort dürften es wieder einmal um die 107 Schwaben gewesen sein, die sich im Kultursaal der Mehrzweckhalle vergewissern wollten, ob sie wirklich so sind, wie sie auf der Bühne vorkommen. So ganz hat der Pfefferle seinen Ernst noch nicht fahrengelassen, immerhin dient er mit ihm anderswo noch einige Male alte Sachen ab. Aber in Donaurieden musste einfach ein neues Programm her.
Dieses heißt „Woisch no?“ und ist, damit man es ja nicht übersieht, in der Terminvorschau extra fett herausgehoben. Genauso kam es an beim ersten Wortgefecht der neuen Konkurrenten um den Titel „Schwäbisches Sprachgenie“. Das muss nicht unbedingt ein Oberschwabe sein im Sinne eines Regierungsoberhaupts oder eines Bewohners des Reichsstadt-, Kloster- und Adelsgäus zwischen Bodensee und Donau. Einfache Leute mit zentralwürttembergischem Einschlag tun es auch.
Getroffen hat der Pfefferle sein(en) Zipperle wie einst den Ernst im Ochsen bei Weizenbier. Zumal sie mindestens die letzten vier Buchstaben gemeinsam haben, verstanden sie sich auf Anhieb, wie das halt so ist, wenn der eine etwas sagt und dem anderen fällt auch etwas dazu ein. Um jegliches Missverständnis indes auszuschließen, eröffnete der Zipperle den ersten gemeinsamen Abend am Stammtisch zu zweit mit einer Art Prolog in Form eines Schreibmaschinenmimikers. Dem auf diese Art angeheiterten Publikum wünschte er „viel Spaß mit den Wächtern der Vergangenheit“ .
Pfefferle und Zipperle erinnerten sich also lauthals, wie das Gasthausbesucher für nötig halten, damit alle im Saal mitbekommen, welch Bedeutsames man mitzuteilen habe, an die Zeit vor 40 und mehr Jahren. Da waren noch nicht alle Dorfstraßen geteert, den Most soff man direkt aus dem Fass, und alle Familienmitglieder badeten im selben Zuber. Telefonnummern wurden gewählt, nicht einfach getippt.
„Woisch no em Kendrgardda midd dr Dandde Brigidde?“ lautete die erste Frage nach gemeinsamen Erlebnissen aus der Zeit des erwachenden Erinnerungsvermögens. „Hosch du au en Busa?“ fragte das Zipperle damals die als Tante bezeichnete Kindergärtnerin. „Das haben alle Frauen“, wurde der Knirps freundlich belehrt und fragte weiter: „Kasch en morga middbrenga? Noch isch’s gmiedlicher“. Abgründe erotischer Fantasien taten sich da auf, die man heute angesichts allgemeiner Zugänglichkeit kaum für möglich hält. Einfach zum Lachen. Ja, so war das wohl auch gemeint, und das Publikum tat sich keinen Zwang an. Alle lachten, auch wenn es auf Kosten der halben Menschheit ging. „Chaos auf dr Schdroß, ond des scho beim Eipargga“ befürchten die inzwischen gestandenen Männer, falls eine Frau im Fernsehen die Rolle des James Bond übernähme. „Frauen fahren besser!“, lautete die Reaktion – „und zwar Bus oder Bahn“.