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Technikhäuschen

Kinder schauen hinter sonst verschlossene Türen

Emerkingen / Lesedauer: 3 min

Ferienkinder erhalten in Emerkingen besondere Einblicke
Veröffentlicht:21.08.2018, 17:51

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Hinter sonst verschlossene Tore haben Ferienkinder und einige Eltern am Dienstag in Emerkingen geschaut. Ihr Weg hat die Gruppe in den Eiskeller des Gasthauses Hirsch, in den Wasserturm, das Technikhäuschen des Regenüberlaufbeckens und das Gemeindearchiv geführt.

Für rund 20 Kinder und einige Eltern als Begleitpersonen ging es am Dienstag unter dem Thema „Geheimnisvolle Tore“ durch Emerkingen. Bürgermeister Paul Burger führte die Ferienprogramm-Teilnehmer dabei von Tor zu Tor. Erste Station war der historische Eiskeller des Emerkinger Gasthauses Hirsch. Hier ging es für alle hinunter in die Katakomben.

Bau ohne Bagger

„Der Hirsch war früher eine Brauerei“, erklärt Eigentümer Volker Härle . 1884 habe der Ururgroßvater seiner Frau Margret den Hof gekauft, seither sei er in Familienbesitz. Wann genau der riesige Eiskeller gebaut wurde, kann Härle nicht sagen. „Aber klar ist, der doppelgeschossige Keller wurde ohne Bagger ausgehoben.“ Härle erklärte den Kindern, dass das Bier in der Brauerei kühl gelagert werden musste. Damit das auch im Sommer möglich war, wurde der Eiskeller gebraucht.

„Dafür wurden im Winter große Eisblöcke aus den gefrorenen Seen geschnitten und dort gelagert“, so Volker Härle. Im Keller herrschen gleichbleibend kühle Temperaturen. Der lange und sehr heiße Sommer habe aber dafür gesorgt, dass es auch im Eiskeller etwas wärmer ist als üblich. „Außerdem steht das Wasser im Keller auch niedriger als sonst“, fügte er hinzu. Dennoch hieß es vor der Begehung für alle „Gummistiefel anziehen“, denn eine Wasserschicht bedeckt den Kellerboden ständig.

Grund dafür ist ein Rinnsal, aus dem immer Wasser in den Keller läuft – auch im Winter. „Wir nennen es die Hirsch-Quelle“, scherzte Margret Härle. Einige Mutige trauten sich am Dienstag sogar, das Wasser zu probieren und fanden einhellig, dass es gut schmeckt.

Ziegel aus dem Ort?

Der Keller ist ein Rundbogen-Gewölbe, dass im Zweiten Weltkrieg den Schülern der nahen Schule als Schutzbunker dienen sollte, hätte es einen Luftangriff auf die Gemeinde gegeben. „Mich würde interessieren, ob die Ziegel des Kellers aus der früheren Ziegelei des Ortes stammen“, sagte Volker Härle. Das will Bürgermeister Paul Burger in Erfahrung bringen, der bisher selbst noch gar nichts von der örtlichen Ziegelei wusste. Bei der Recherche wird ihm das Gemeindearchiv eine Hilfe sein, dass die Gruppe am Schluss ihrer Tour besuchte.

Die nächste Tür, die sich für die Jungen und Mädchen öffnete, war die des Wasserturms, der etwas außerhalb Richtung Hundersingen steht und optisch an den historischen Römerturm der Gemeinde erinnert. „Aber die Funktionen der Türme waren ganz unterschiedlich“, betonte der Bürgermeister.

Der Wasserturm diente der Wasserversorgung der Gemeinde, erklärte Cornelius Schlecker, der sich für eine Projektarbeit für die Schule mit dem Turm beschäftigt hat. „Das Wasser wurde nachts im Turm nach oben gepumpt und so konnten tagsüber die Haushalte versorgt werden“, sagte er. 80 000 Liter Wasser fasst der Tank, der heute außer Betrieb ist. Im Sommer habe die Menge manchmal aber nicht den ganzen Tag gereicht. „Ich kann mich noch erinnern, dass es abends dann ab und zu kein Wasser mehr gab“, erinnert sich sein Vater und Feuerwehrkommandant Martin Schlecker. Heute würde die Menge kaum mehr einen Tag für die Versorgung Emerkingens reichen. „120 000 Liter Wasser werden hier durchschnittlich pro Tag verbraucht“, erklärte Paul Burger.

Am Regenrückhaltebecken erklärte der Bürgermeister die Technik, die dafür sorge, dass bei Starkregen das Unterdorf nicht überflutet werde. „Das funktioniert auch bei einem Stromausfall über eine Notstromversorgung“, betonte er.