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William James Sidis gilt als Wunderkind

Ehingen / Lesedauer: 2 min

Klaus Cäsar Zehrer liest im Ehinger Buchladen aus seinen Roman „Das Genie“ vor
Veröffentlicht:18.10.2017, 18:13

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Von 2002 bis 2011 hat der 48-jährige Schriftsteller Klaus Cäsar Zehrer nur spaßige Sachen veröffentlicht. Dieses Jahr erschien mit „Das Genie“ sein erster Roman. Daraus las er am Dienstag im Ehinger Buchladen vor.

„Ich habe versucht, mich am historischen Stoff entlang zu hangeln“, sagt Zehrer zu seinem fünfjährigen Bemühen, das Leben eines in seinen frühen Jahren als Wunderkind bewunderten Menschen in der Form eines Romans zu beschreiben. Zufällig stieß er nach eigener Aussage vor einiger Zeit im Internet auf eine Liste der intelligentesten Menschen und fand auf Platz eins den 1898 in New York City geborenen und 1944 in Boston/Massachusetts gestorbenen Amerikaner William James Sidis .

Sidis gilt als einer der intelligentesten Menschen aller Zeiten mit einem Intelligenzquotienten von 250 bis 300. Aber er verbrachte den Großteil seines Lebens als Büroangestellter und hinterließ kaum Spuren in der Wissenschaftsgeschichte. Mit 19 Jahren war er 1917 für den Krieg ein Jahr zu jung, schloss sich der sozialistischen Bewegung an, brach ein angefangenes Jurastudium ab und kehrte in die Welt seiner Zahlen zurück. Unter Menschen fühlte er sich angeblich fremd.

„Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Mensch tun darf, wozu er geschaffen ist“, zitierte Klaus Cäsar Zehrer eine Figur aus seinem Roman und ahmte das von ihm einem Professor zugeschriebene Meckern eines Ziegenbocks zur Erheiterung des amüsierten Publikums perfekt nach. „Sogar die Krankheit sah ein, dass die Menschen des Sterbens müde waren“, lautete eine weitere des Humors nicht entbehrende Anmerkung zum Ende der spanischen Grippe im Jahr 1920. „Die Aufständischen kämpften mit Leidenschaft, aber ohne Erfolg“, vernahm man zum vergeblichen Versuch, Amerikanern den Sozialismus nahezubringen.

„Sidis hatte sich vorgenommen, nie etwas mit einer Frau anzufangen“, war eine schlüssige Erklärung dafür, dass Martha Foley die erste war, mit der er sich einzulassen gedachte. „Martha hörte nicht nur zu, sie verstand ihn sogar“, formuliert Zehrer die zurückhaltende Reaktion. „Er war in Martha verliebt, sie in ihn nicht“, begründet das Ende der Beziehungsaufnahme. Hohe intellektuelle Fähigkeit in Verbindung mit einer Unterentwicklung des Sozialverhaltens schreibt Zehrer dem angeblichen Wunderkind zu. Sein Roman „Das Genie“ ist im Zürcher Diogenes Verlag erschienen. Ergänzend empfiehlt es sich, „Myths, Facts, and Lies About Prodigies - A Historiography of William James Sidis“ von Larry Neal Gowdy zu lesen.