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Literaturarchiv

Walter Frei würdigt das literarische Werk Sepp Mahlers

Ehingen / Lesedauer: 2 min

Der begnadete Mahler war auch ein großer Dichter
Veröffentlicht:20.01.2019, 17:58

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Die Gedichte und Prosa des Sepp Mahlers werden neben seinen Bildern kaum wahrgenommen. Martin Walser beauftragte die Stiftung Literaturarchiv Oberschwaben, den literarischen Nachlass des Wurzachers aufzunehmen. Über tausend Gedichte, Prosa, philosophische Betrachtungen aus dem Vagabundenleben sind es geworden.

Der Schauspieler und Germanist Walter Frei hat in der Städtischen Galerie Ehingen, wo gerade Bilder von Sepp Mahler ausgestellt sind, aus diesem literarischen Werken gelesen. Persönlich habe er Mahler nie getroffen, sagte Frei seinen rund 65 Zuhörern.

„Er sah im Geschaffenen seinen Lohn“, erklärte Frei, war Mahler doch die meiste Zeit seines Lebens bitterarm. „Sendungsbewusstsein und Demut waren für ihn keine Gegensätze. Er hatte die Begabung, die Melodie des Lebens zu erkennen und wusste, dass er die Fähigkeit hatte, hinter der Wirklichkeit die Wahrheit zu erkennen“, erklärte Frei seinen Zuhörern.

Mahlers Wahrheit sei eine frohmachende Wahrheit, auch wenn die Bilder oft dunkel sind, er hatte sich als Rufer verstanden, so Frei. Frei lobte die attraktive Präsentation der Rufertexte im Rahmen der Ausstellung.

Mahler sei ein tief gläubiger Mensch gewesen, sagte Frei weiter, mit der Weisheit begabt, nicht nur Mühsal und Leid zu sehen, sondern auch Schönheit und Erfüllung, die sich in seinen Bildern verbinden. Frei las aus dem Wandertagebuch der Vagabundenjahre über einen Aufenthalt in Innsbruck, Mahler erlebte die eigenartige Stimmung in der von Bergen umschlossenen Stadt, konnte seine Bilder dort nicht verkaufen. „Nicht Not und Elend können mich von meiner Kunst trennen. Ich werde meiner Kunst treu bleiben, die gewaltigen Linien des Hochgebirges erleben“, wusste Mahler schon als ganz junger Mann. Wobei die Jahre der bittersten Not mit der Ächtung im Dritten Reich für Maler noch kommen sollten.

Von 1923 bis 1928 war Mahler als Vagabund – wie es für die damaligen Handwerksgesellen eine Selbstverständlichkeit war – unterwegs. Frei sagte: „Mahler war nie ein Tagedieb, es war für ihn die einzige Möglichkeit, die Welt zu sehen und der Enge der Heimat zu entfliehen.“

Er las aus Mahlers „Nachtgedanken“, jedes Wort eine Zeile und jedes Wort ein Kunstwerk an sich. Frei las aus dem lyrisch beschrieben Ankommen in Immenstadt, aus der harten Zeit in den norwegischen Wäldern. „Für mich ein Text mit Gold unterlegt, ein Meisterstück deutscher Prosa“, sagte Frei und las „samtgrün schwarz schaute mich das Dunkel an, der Waldboden erfüllt vom verklungenen Sommertag“.