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Wachkoma-Patienten brauchen ihre Lieben

Neresheim / Lesedauer: 2 min

Wachkoma-Patienten brauchen ihre Lieben
Veröffentlicht:10.10.2011, 20:25

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„Das Leben mit Menschen im Wachkoma stellt höchste Anforderungen an pflegende Angehörige“, hat Dr. Bernd Eifert, Sprecher des Ärzteteams vom SRH-Fachkrankenhaus Neresheim, im Konferenzraum des Krankenhauses betont. Zu der Fachtagung „Forum Wachkoma 2011“, die gemeinsam vom Netzwerk Wachkoma Ostalb in Zusammenarbeit mit dem SRH-Fachkrankenhaus, der Wachkoma Aktivpflege Bopfingen und dem Ostalb-Klinikum veranstaltet wurde, waren etwa 30 Angehörige von Wachkomapatienten und auch Fachpersonal gekommen, um sich über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen zum Thema zu informieren.

Am Vormittag stellte Eifert das neurorehabilitative Behandlungskonzept vor, das insgesamt sechs Phasen dieser schweren Bewusstseinsstörung unterscheidet. Von Phase A, die die Akutversorgung beschreibt, bis hin zur Phase F für die aktivierende Behandlungspflege und die Fortsetzung von rehabilitativen Maßnahmen. Bei Komapatienten sei das „Ich-sein“ fundamental gestört, erklärte Eifert. Trotz vieler Forschungen sei immer noch nicht geklärt, was in Patienten im Wachkoma vorginge, da sie ja nicht reagieren könnten. Wichtig sei neben der medizinischen Versorgung vor allem ein Beziehungsaufbau zum Patienten. Sowohl durch die Angehörigen, als auch durch das Pflegepersonal. Ohne das wäre eine Besserung nicht möglich, davon sei er überzeugt, sagte Eifert. Deshalb gibt es im SRH-Fachkrankenhaus die so genannte Bezugspflege, bei der eine Pflegekraft sich um „ihren“ Patienten kümmert.

Eine schwere Verletzung des Gehirns, beispielsweise durch einen Unfall, führe meist zu einer Beeinträchtigung des Bewusstseins, erklärte Neuropsychologin Dr. Petra Maurer-Karattup. Dabei würde der Zustand kompletter Bewusstlosigkeit ohne Augenöffnen als Koma bezeichnet. Der Zustand kompletter Bewusstlosigkeit mit gelegentlichem Augenöffnen und unterscheidbaren Schlaf-Wach-Phasen bezeichne man als Wachkoma, so Maurer-Karattup. Landrat Klaus Pavel zeigte sich beeindruckt und sprach seine Anerkennung für die Leistung der Angehörigen und die der Pflegekräfte aus. In der Arbeit solcher Kliniken dürfe man nicht auf ein ausgeglichenes Budget achten. Auch wenn das Defizit mittlerweile sechsstellig ausfalle, dürfe nichts unversucht gelassen werden, damit die Patienten wieder ein lebenswertes Leben erhalten, so Pavel.

Doch nicht nur für die Patienten sind die Kliniken da. Es geht auch um Hilfen für Angehörige. Viele Angehörige wüssten überhaupt nicht, wie sie mit der oft plötzlichen und für alle Beteiligten lebensverändernden Erkrankung umgehen sollen, erläuterte Sozialarbeiter Wolfgang Rupp. Anhand von konkreten Situationen zeigte er, welche Möglichkeiten und welche Hilfen angeboten werden. Wichtig sei aber auch, dass die Angehörigen auf sich aufpassen würden. Sonst könnten sie nicht helfen, so Rupp. Am Nachmittag konnten die Tagungsteilnehmer an verschiedenen Workshops teilnehmen. Hier ging es um Kommunikationsaufbau, basale Stimulation oder das Bewegen und Lagern von Komapatienten.