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„Die Gemeinwohl-Ökonomie hilft uns, Fachkräfte auf uns aufmerksam zu machen“

Weingarten / Lesedauer: 2 min

„Die Gemeinwohl-Ökonomie hilft uns, Fachkräfte auf uns aufmerksam zu machen“
Veröffentlicht:10.05.2013, 20:15

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Markus Elbs, Geschäftsführer der Kirchner Konstruktionen GmbH aus Weingarten (Kreis Ravensburg), will die Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz für sich nutzen, um den Bekanntheitsgrad seines kleinen Unternehmens zu erhöhen. Insbesondere gut geschulte Fachkräfte will er dauerhaft an sein Unternehmen binden. Susanne Schulz hat mit Markus Elbs gesprochen.

Die Zielvorgaben der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) sind anspruchsvoll und die Bilanzierung mit externem Audit ist kostspielig. Was springt eigentlich für Sie dabei raus – außer einem guten Gefühl?

Es hilft uns, Fachkräfte auf uns aufmerksam zu machen. Wir können mit der Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz schwarz auf weiß belegen, dass wir ein gutes Beschäftigungsklima haben. Seitdem wir Elternzeit für alle anbieten, gibt es nur einen Vater im Betrieb, der noch keine Elternzeit genommen hat. Und die veröffentlichte GWÖ-Bilanz ist natürlich auch ein Stück weit Marketing. Wir haben immer schon viel für unsere Mitarbeiter getan, aber das hat sich nur langsam herumgesprochen. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter lange bei uns bleiben. Sie sind unser wichtigstes Kapital. Deswegen ist uns die Sparte der GWÖ-Bilanz, die sich mit den Mitarbeitern befasst, am wichtigsten.

Dürfen Ihre Mitarbeiter dann auch bald ihre Führungskräfte selbst wählen, so wie es in der GWÖ-Matrix als Ziel formuliert ist?

Nein, das ist uns dann doch noch zu fortschrittlich. Dafür haben wir aber gewählte Vertrauensleute, die volle Einsicht in die Bücher haben. Und wir haben ohnehin nur zwei Führungsebenen: Geschäftsleitung und Teamleitung – also flache Hierarchien.

Welche Ziele der GWÖ wollen Sie als nächstes umsetzen?

Wir wollen weiter daran arbeiten, Maschinen zur Automobilfertigung energiesparender zu konstruieren und immer mehr Unternehmen bei ihrem Energiemanagement zu beraten. Außerdem fragen wir nun auch bei unseren Lieferanten und Hausbanken nach, wie sie es mit der Nachhaltigkeit halten. Die GWÖ-Ziele haben auch unsere Sinne für ethische Fragen geschärft. Vorher hatten wir keine Diskussionen, ob wir Aufträge von Rüstungszulieferern annehmen sollen.

Wie unterscheidet sich nun eigentlich die GWÖ von dem, was wir bislang unter Nachhaltigkeit verstehen?

Die Anforderungen sind umfassender und strenger. Bei der gängigsten Nachhaltigkeitszertifizierung Global Reporting Initiative (GRI) wird vor allem die Form abgefragt, nicht aber, was zum Beispiel die Bank mit unserem Kapital macht – ob sie beispielsweise ein Staudammprojekt in China damit finanziert. Die GRI ist außerdem nur ein Bestandteil von vielen bei der GWÖ. Bei der Gemeinwohl-Ökonomie geht es zum Beispiel auch darum, dass unter menschenwürdigen Bedingungen gearbeitet wird.