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Pianist schwärmt vom Ehinger Komponisten Gottfried Linder

Ehingen / Lesedauer: 2 min

Am 4. November würdigt ein Konzert im Franziskanerkloster das Schaffen eines in Ehingen geborenen und aufgewachsenen Komponisten
Veröffentlicht:15.10.2018, 19:02

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Als „einen historischen Fund für die ganze Musikwelt“ hat der Pianist Wolfgang Weller am Sonntag im Ehinger Museum das Werk des 1841 in Ehingen geborenen und 1918 in Stuttgart gestorbenen Komponisten Gottfried Anton Richard Linder bezeichnet. Dieser war ein Sohn des Posthalters und Hirschwirts Gotfried Linder.

„Wirte waren damals teilweise ziemlich wohlhabend“, hatte Johannes Lang als Erklärung dafür bereit, dass der Ehinger Junge mit 15 Jahren nach dem Besuch des Untergymnasiums an eine private Musikschule nach Stuttgart wechseln konnte. Begabt war Gottfried Linder zweifelsohne ebenfalls, denn er wurde nach einem einjährigen Zwischenaufenthalt in München in die Künstlerklasse der von Ludwig Stark und Sigmund Lebert in Stuttgart gegründeten und später als „Conservatorium“ bezeichneten Muskhochschule aufgenommen. Samuel Levi war Leberts Name bis 1846. Sein älterer Bruder Jakob Levi war königlicher Hofmusiker in Stuttgart. Das von Sigmund Lebert und Ludwig Stark 1857 mitbegründete Institut ist die heutige Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. An ihr war Gottfried Linder bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg als Professor tätig. Drei Klavierstücke und neun Lieder von Linder bringen der Pianist Wolfgang Weller und die Sopranistin Vero Miller am 4. November im Franziskanerkloster zu Gehör. „Linder muss ein hervorragender Pianist gewesen sein“, schließt Wolfgang Weller aus dem musikalischen Umfeld des Klavierprofessors, der die Adoptivtochter des zweiten württembergischen Königs unterrichtete, den Liszt-Schüler Dionys Bruckner im Konservatorium als Kollegen hatte und den Klavierfabrikanten Apollo Klinckerfuß sowie dessen Frau Johanna, ebenfalls eine Schülerin von Franz Liszt, kannte.

Als „brillantes und hochvirtuoses Musikstück“ bezeichnete Weller Linders „Fantaisie sérieuse“. Als er die im Staatsarchiv aufbewahrten Noten erstmals in der Hand hielt, habe ihn das Werk elektrisiert, beschrieb er seinen ersten Kontakt mit Linders Erbe. Die Fantasie sei von außergewöhnlicher kompositorischer und kontrapunktischer Technik, großer Gemütstiefe und sehr anspruchsvoll. Mit Vero Miller, so Weller, sei er sich einig, dass Linders Lieder mit jedem Lied von Brahms konkurrieren könnten.