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Siegeszug

Kroaten in Ehingen fiebern dem WM-Finale entgegen

Ehingen / Lesedauer: 4 min

Kroaten in Ehingen fiebern mit ihrem Nationalteam und trauen ihm den WM-Titel zu
Veröffentlicht:13.07.2018, 17:13

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Der Siegeszug der kroatischen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland sorgt nicht nur in Kroatien für eine enorme Begeisterung, sondern auch im Raum Ehingen. Die vielen hier lebenden Kroaten feierten ausgelassen den Einzug ins Finale und fiebern nun dem letzten WM-Spiel am Sonntag gegen Frankreich entgegen. Da soll der ganz große Coup gelingen. Zugetraut wird es dem Team von Nationaltrainer Zlatko Dalic, der für viele Kroaten einen großen Anteil an den Erfolgen in Russland hat.

Mario Gegic, zuletzt Trainer des SV Oberdischingen, hatte das Halbfinale gegen England zu Hause mit der Familie angeschaut, doch nach dem Sieg und dem Finaleinzug der Kroaten zog es ihn in die Ehinger Innenstadt, wo sich viele kroatische Fans versammelten. „Was da los war in Ehingen, das habe ich noch nie erlebt“, sagt Gegic. Ähnlich erlebte es Nikola Gujic, Trainer des KSC Ehingen, der das England-Spiel ebenfalls in den heimischen vier Wänden verfolgt hatte und danach ebenfalls sein Zuhause verließ. In der Stadt „war die Hölle los“, so Gujic. „Man hatte den Eindruck, dass in Ehingen nur Kroaten leben.“

Spieler sind keine „No Names“

Für Nikola Gujic kommt der Erfolg des kroatischen Nationalteams nicht überraschend. „Ich hatte schon vorher gesagt, dass wir es schaffen können. Schließlich sind unsere Spieler keine No Names.“ Mario Gegic war anfangs skeptischer. „Als ich die Vorrundengruppe mit Argentinien, Nigeria und Island sah, habe ich gesagt, dass schon bei einem Weiterkommen alles okay wäre.“ Doch es ging weiter, zur Freude von Gegic. „Dänemark und Russland waren machbar und jetzt wurde auch noch England geschlagen.“

Der KSC-Vorsitzende Danijel Majic („Geheimfavorit ist Kroatien vor großen Turnieren immer“) ist nicht erstaunt über die Erfolge bei der WM 2018. „Überrascht bin ich nicht so, eher stolz darüber, was wir erreicht haben.“ Für Majic wie auch für seinen KSC-Vorstandskollegen Igor Pancic liegt der Schlüssel zum kroatischen Erfolg darin, dass sich eine Mannschaft gefunden hat. „Gute Einzelspieler hatten wir schon immer, aber Stars allein spielen keine gute WM“, sagt Pancic.

Aus herausragenden Spielern auch ein herausragendes Team zu formen, das ist für die kroatischen Fans vor allem der Verdienst von Trainer Zlatko Dalic. „Mit dem Trainer der Nationalmannschaft ist das immer so eine Sache – meist ist es so, dass die einen ihn gut fanden und die anderen nicht“, sagt Nikola Gujic. Nicht so bei Zlatko Dalic, der international bisher nicht in der ersten Reihe stand und vor seinem Antritt als Nationaltrainer bei Vereinen in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten arbeitete. „Er ist ein Supertyp, alle Kroaten stehen hinter ihm.“ Dalic habe von vornherein gesagt, dass er den Spielern fußballerisch nichts mehr beibringen könne und seine Aufgabe darin sehe, „den Zusammenhalt der Mannschaft zu fördern und ihr den Glauben an sich zu vermitteln“, so Gujic.

Als positiv für den Zusammenhalt wertet Danijel Matic eine harte Entscheidung von Dalic zu Beginn der WM. Der Trainer warf nach dem ersten Spiel gegen Nigeria den Stürmer Nikola Kalinic aus dem Kader – Kalinic hatte offenbar aufgrund einer vorgeschobenen Verletzung seine Einwechslung in der Schlussphase verweigert. Ein solches Verhalten eines Spielers „braucht man gar nicht“, so Matic, der Dalic’ Reaktion versteht.

Erfahrung mit großen Finals

Alle anderen Spieler ziehen an einem Strang, entschieden in Russland ein Spiel nach dem anderen für sich und brachten Kroatien erstmals ein WM-Finale . „Das ist Wahnsinn. Ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal erleben werde“, sagt Mario Gegic. Dies mag erst recht zutreffen, wenn der Titel herausspringt. Die Kroaten aus Ehingen sehen die Mannschaft von Trainer Dalic auch gegen Frankreich nicht als Außenseiter. „Wenn man im Finale steht, will man auch gewinnen“, so Gegic. „Die Chancen dazu sind da: Spieler wie Luka Modric mit Real Madrid, Ivan Rakitic mit Barcelona und Mario Mandzukic mit Bayern München waren Champions-League-Sieger. Sie standen schon in einem großen Finale und wissen, worauf es ankommt.“ Dagegen hätten die Franzosen „eine ziemlich junge Mannschaft“ – wie auch Halbfinalgegner England. „Ich denke, das ist ein bisschen ein Vorteil für uns“, sagt Mario Gegic.

„Alles ist möglich, die Chancen sind 50:50. Aber ich denke, das Glück ist diesmal auf unserer Seite“, sagt Igor Pancic, der wie Danijel Majic an das bei der WM 1998 verlorene Halbfinale gegen Frankreich erinnert. „Ich hoffe, die Revanche gelingt“, so Majic. Er wertet den Vornamen von Nationaltrainer Dalic als gutes Omen: Das Wort zlato (mit zlatko als verniedlichende Form) heiße übersetzt Gold.