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Behinderung

Freiwilligendienst verändert den Blick aufs Leben

Ehingen / Lesedauer: 4 min

Bundesfreiwillige beenden ihren Dienst an der Schmiechtalschule – Interessierte fürs nächste Schuljahr gesucht
Veröffentlicht:18.07.2018, 20:06

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Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst an der Schmiechtalschule oder dem Schmiechtalkindergarten kann den Blick auf Menschen mit Behinderung und das eigene Leben verändern. Das macht ein Besuch bei den derzeitigen Bufdis am sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum in Ehingen deutlich. Auch im kommenden Schuljahr sollen wieder sechs Bundesfreiwillige das Team der Schule unterstützen. „Vier Stellen sind, Stand jetzt, besetzt“, sagt Schulleiter Karl Wurst-Bühler. „Es wäre toll, wenn sich noch welche finden würden.“

In diesem Schuljahr waren die sechs Bufdis an der Schmiechtalschule allesamt junge Frauen aus Ehingen und Umgebung. „Ich wusste nicht, was ich nach der Schule machen soll und habe gehört, dass das Arbeitsklima hier sehr gut sein soll und alle sehr nett sind“, erklärt Nina Hänsch ihre Entscheidung für das Freiwilligenjahr an der Schule. Bereut hat sie es nicht. „Hier bist du nicht der Depp vom Dienst“, sagt sie über ihren Arbeitsalltag.

Mit guter Laune nach Hause

Die Arbeit an der Schule und die Begegnung mit den Kindern schätzt Andrea Sertic. „Es ist viel entspannter, als selbst zur Schule zu gehen“, sagt sie. „Ich komme mit richtig guter Laune nach Hause.“ Die Bundesfreiwilligen sind auf die Schule und den zugehörigen Kindergarten aufgeteilt. „Wir haben schon ziemlich viel Verantwortung“, sagt Sofie Dreher . „Man sieht viel und hat auch viel zu tun. Wir gelten hier als volle Kraft.“ Die Kollegen würden alles gerne erklären und auch helfen, wenn nötig. „Hier herrscht ein gutes Arbeitsklima.“ Die Bufdis bekämen auch einen Einblick in die Therapien, erzählen sie. Die Frewilligen begleiten die Kinder im Alltag, viel bei der Arbeit drehe sich um Einzelförderung. Doch auch pflergerische Aufgaben, etwa Wickeln, gehöre dazu. 350 Euro im Monat erhalten sie für ihren Dienst. „Das ist nicht viel“, sagt Sofie Dreher. „Doch darauf kommt es auch nicht an. Die Erfahrungen, die wir sammeln, sind viel mehr wert.“

Teil des Bundesfreiwilligendienstes waren auch Wochen-Seminare in einem Bildungszentrum zu verschiedenen Themen. Einmal haben sich die jungen Frauen dabei in Rollstühle gesetzt und sind durch Tübingen gefahren, um zu erleben, wie das eigentlich ist. „Allein auf den Gehweg zu kommen, ist schwierig“, sagt Nina Hänsch. „Und du wirst blöd angeschaut von Anderen“, sagt Andrea Sertic. „Die Leute gucken uns auch immer komisch an, wenn wir mit den Schülern beim Döneressen oder in der Eisdiele sind.“

Anfangs gibt es Berührungsängste

Die erste Woche an der Schule sei komisch für sie gewesen, sagt Sarah Rech. „Klar sind da Berührungsängste und man denkt, dass man was falsch machen kann.“ Viele Freundinnen hätten ihre Anerkennung ausgedrückt, weil sie sich entschieden habe, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Sie könnten sich das nie vorstellen, hätten sie gesagt. Aber so etwas zu sagen, wenn man es noch gar nicht ausprobiert hat, sei eigentlich falsch, sagt Rech.

„Man lernt sein eigenes Leben zu schätzen“, erklärt Nina Hänsch, durch die Arbeit mit den Kindern bekomme man einen anderen Blick darauf. „So viel wie ich hier gelacht habe, habe ich in der Schule nie“, sagt sie.

Logopädin, Grundschullehrerin, Erzieherin, Heilerziehungspflegerin: Die beruflichen Ziele, die die Bundesfreiwilligen in Ehingen in den vergangenen Monaten für sich gesteckt haben, bleiben im pädagogischen oder sogar sonderpädagogischen Bereich. Alle sind sich einig: „Es lohnt sich auf jeden Fall, den Bundesfreiwilligendienst hier zu machen.“

„Wenn man etwas in der sozialen Richtung machen möchte, ist es besonders zu empfehlen“, sagt Sofie Dreher. Und auch Sarah Rech, die Grundschullehramt studieren wird, ist sich sicher, dass ihr die Erfahrung an der Schmiechtalschule weiterehelfen wird, schließlich spiele Inklusion auch an den Grundschulen eine immer größere Rolle.

Wer sich den Freiwilligendienst im nächsten Jahr ebenso vorstellen kann, dem raten die jungen Frauen, sich unbedingt bei der Schmiechtalschule zu melden, schließlich gibt es noch zwei freie Stellen. Melden kann man sich per E-Mail an [email protected] oder per Telefon unter 07391/770020.