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Ein Streifzug durch die Geschichte und Gegenwart des Ehinger Turniers

Ehingen / Lesedauer: 11 min

Ein Streifzug durch die Geschichte und Gegenwart des Ehinger Turniers
Veröffentlicht:10.08.2018, 19:50

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Der Sparkassen-Cup am Wochenende ist die bereits 32. Auflage des internationalen Handballturniers in der Ehinger Längenfeldhalle. Viel ist passiert in den knapp mehr als drei Jahrzehnten, immer wieder hat es Veränderungen und Neuheiten gegeben. Die SZ blickt stichpunktartig und von A bis Z auf Vergangenheit und Gegenwart des Turniers.

Auszeichnungen: Die besten Mannschaften beim Sparkassen-Cup werden mit einem mehr oder minder großen Pokal belohnt, doch auch einzelne Spieler erhalten als Auszeichnung einen Sachpreis. Im vergangenen Jahr als bester Spieler geehrt wurde Mate Lékai vom Turnierzweiten Veszprém aus Ungarn, als besten Torhüter wählten die Trainer und Spieler Cyril Dumoulin vom Cup-Sieger HBC Nantes. Petar Nenadic (Füchse Berlin) erzielte beim Turnier 2017 die meisten Treffer. Außerdem wird jedes Jahr ein Fairplay-Preis vergeben, in der Regel an eine Mannschaft, 2017 ging dieser Preis an Frisch Auf Göppingen; eine Ausnahme machten die Turnierorganisatoren 2014, als sie Iker Romero mit dem Fair-Play-Preis bedachten. Dem Spanier war aufgefallen, dass eine Zuschauerin gesundheitliche Premiere und leitete sofort alles in die Wege, damit ihr geholfen wird.

Berlin: 1990, bei der vierten Auflage, spielte der 1. SC Berlin in Ehingen – ein Verein aus dem Ostteil der Stadt, der bis zur Umbenennung im Frühjahr 1990 SC Dynamo hieß und heute im Handball keine Rolle mehr spielt. Platz vier belegte der SC Berlin damals beim Ehinger Turnier. Größere Spuren beim Cup hinterließen aber die Füchse Berlin, die von 2010 bis 2017 ununterbrochen teilnahmen. Der Bundesligist aus Reinickendorf sicherte sich einmal, 2012, den Cup, machte sich aber um das Turnier auf andere Art verdient. Nach der Schlecker-Insolvenz, als der Sponsor unvermittelt ausfiel und die Existenz des Handballturniers am seidenen Faden hing, stärkte Füchse-Manager Bob Hanning den Organisatoren vom Ehinger Verein zur Förderung des Handballsports den Rücken, sagte die Teilnahme der Berliner trotz aller Unwägbarkeiten zu und trug dazu bei, das Turnier am Leben zu erhalten.

Cup: Das Ehinger Turnier besteht seit mehr als 30 Jahren und ist zweimal umbenannt worden. Nach der Premiere 1987 hieß es lange Schlecker-Cup, ehe das Unternehmen Anfang 2012 zahlungsunfähig war und als Cup-Sponsor wegbrach. Ein großer Namenssponsor war im selben Jahr nicht mehr zu finden, sodass das Turnier nach dem Veranstalter EHFV-Cup hieß. Seit 2013, seit die Sparkasse Ulm Haupt- und Namenssponsor ist, firmiert das Turnier als Sparkassen-Cup.

Debüt: Im Jahr 1987, nachdem sich die damals Verantwortlichen der TSG-Handballabteilung Gedanken über ein großes Handballturnier mit Spitzenmannschaften gemacht hatten, wurde der Cup erstmals ausgetragen – die Veranstaltung sollte sich als langlebig erweisen. Beim ersten Turnier waren vier Mannschaften dabei, denen der große Glanz fehlte und die zum Großteil keine Erstligisten waren – was sich schon im zweiten Jahr änderte. Das erste Turnier gewann der VfL Pfullingen vor dem VfL Günzburg, dem TV Spiesen und dem TSV St. Otmar St. Gallen .

Ehinger Verein zur Förderung des Handballsports (kurz EVFH): Der EVFH ist der Veranstalter des Turniers, vor mehr als drei Jahrzehnten auch zu diesem Zweck gegründet. Mit den Einnahmen vom Cup unterstützt der Verein unter anderem die Nachwuchsarbeit im Ehinger Handballsport sowie die Ausbildung von Trainern, Übungsleitern und Schiedsrichtern. Jeder kann Mitglied im EVFH werden.

Fans: Die Zuschauer nehmen teilweise einen großen Aufwand in Kauf, um beim Handballturnier dabei zu sein. Die Füchse Berlin wurden Jahr für Jahr von einer Gruppe Fans unterstützt, die sich von der Hauptstadt nach Ehingen aufgemacht hatten und in ihrer grünen Fankleidung in der Halle unübersehbar waren. Zagreb und Veszprém wurden von vielen Landsleuten unterstützt, die zum Großteil in Deutschland leben. Der deutsche Rekordmeister THW Kiel fand ebenfalls Unterstützung in der Halle, doch die THW-Fans waren nicht nur aus Kiel angereist. Sie finden sich in vielen Teilen Deutschlands. Im vergangenen Jahr waren Anhänger des HBC Nantes in der Halle, die einen Teil ihrer 1000 Kilometer langen Anreise per Anhalter zurückgelegt hatten.

Gummersbach und Großwallstadt: Der VfL Gummersbach und der TV Großwallstadt zählten in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den Top-Adressen im deutschen Handball. Mehrmals waren der VfL und der TVG, in kleinen Orten im Bergischen Land und in Unterfranken beheimatet, deutscher Meister und Pokalsieger, zudem gewannen sie internationale Titel. Beide Vereine waren auch mehrmals in Ehingen, sieben Mal trat Gummersbach bei dem Turnier an (und gewann 1988 und 1990), fünfmal war Großwallstadt dabei (bestes Ergebnis: Platz zwei 1988). Während sich der VfL nach seinen erfolgreichsten Jahren in der Bundesliga hielt, aber heute nicht mehr die Bedeutung vergangener Jahrzehnte hat, stürzte der TVG in die Insolvenz und hinab in die 3. Liga. 2018 gelang zumindest die Rückkehr in die 2. Bundesliga.

Harz: Ohne Harz läuft bei den Handballprofis nichts. Immer wieder werden die Finger während eines Spiels mit Harz eingerieben, zur besseren Griffigkeit des Balls. Dies hinterlässt aber Spuren, an den Trikots, am Ball, am Hallenboden.

Insolvenz: Der Insolvenzantrag der Firma Schlecker im Januar 2012 brachte die Cup-Organisatoren gehörig ins Schwitzen, doch es gelang ihnen, das Turnier am Leben zu erhalten. Das Rahmenprogramm des Turniers veränderte sich allerdings deutlich, die große Produktschau von Lieferanten des Drogerieunternehmens rund um die Halle gehörte der Vergangenheit an.

Jugend: Kinder und Jugendliche kennen die großen Handballstars zumeist nur aus dem Fernsehen, dem Internet oder aus Zeitungen und Magazinen. Beim Turnier in Ehingen sind sie den Profis ganz nah – und nutzen diese Gelegenheit. Autogramme der Sportler sind sehr begehrt und in Zeiten von Handys, die auch als Fotoapparat taugen, stehen Selfies mit den Handballern hoch im Kurs.

Kiel : Der THW Kiel ist seit zwei Jahrzehnten der herausragende Handballverein in Deutschland, 17 deutsche Meistertitel zwischen 1994 und 2015 belegen dies, zudem gewann der THW dreimal die Champions League. In Ehingen trug sich der Verein neunmal in die Siegerliste ein – und ist damit Rekordsieger des Turniers.

Längenfeldhalle: Die Sporthalle im Längenfeld mit einer Kapazität für mehr als 1000 Zuschauer ist seit der ersten Auflage des Handballturniers der Austragungsort. Welt-, Europameister und Olympiasieger haben in der Halle gespielt, die sonst örtlichen Schulen und Vereinen vorbehalten ist. Seit einem Jahr steht in Ehingen am Johann-Vanotti-Gymnasium eine neue, moderne Sportstätte, doch der Sparkassen-Cup wird auch 2018 in der ehrwürdigen, Anfang der 1980er-Jahre erbauten Längenfeldhalle ausgetragen. Dort ist die Organisation eingespielt, zudem schätzen Fans und Sportler die Atmosphäre.

Musik: Erstmals beim Sparkassen-Cup wird es in diesem Jahr ein Freiluft-Konzert geben. Am Samstagnachmittag, in der Turnierpause zwischen dem zweiten und dritten Spiel des Tages, tritt auf dem Freigelände vor der Längenfeldhalle die Ehinger Band Get Back auf.

Nationalmannschaft : Beim Ehinger Handballturnier sind in den mehr als 30 Jahren weit überwiegend Vereinsmannschaften angetreten. Vereinzelt waren auch schon Auswahlteams dabei – 1989 und 1991 die Schweiz, 1995 Ägypten, 2000 Rumänien und Tschechien, 2001 Slowenien und 2005 Tunesien. Gewonnen hat ihn den Cup keine der Nationalmannschaften, stets hatte ein Verein die Nase vorn.

Otmar St. Gallen: Der Verein aus der Schweiz war 1987 der einzige ausländische Teilnehmer beim Cup. Und damit auch der erste. Viele folgten in den Jahrzehnten bis heute. Aus rund 20 Ländern kamen Vereinsmannschaften, die meisten aus Frankreich (8), Spanien (6), der Schweizu und Dänemark (je 4), aber auch aus Portugal, Schweden, ehemaligen Staaten Jugoslawiens und der Sowjetunion sowie aus Israel war zumindest einmal ein Klub vertreten. Hinzu kamen die Auswahlteams aus verschiedenen Ländern.

Paris St. Germain: Von allen französischen Mannschaften verzeichnet PSG die wohl bemerkenswerteste Turnierpremiere. Ursprünglich sollte 2012 der damalige dänische Spitzenklub AG Kopenhagen in Ehingen antreten, doch Anfang Juli und damit wenige Wochen vor dem Cup kündigte Jesper Nielsen, Gründer, Besitzer und wichtiger Sponsor des Vereins, seinen Ausstieg an. Wenige Wochen später meldte AG Kopenhagen Insolvenz an, die Turnierteilnahme in Ehingen war hinfällig. Kurzfristig Ersatz fanden die Cup-Macher in Frankreich: Bei Paris St. Germain war die finanzstarke „Quatar Sports Investments“ eingestiegen, die ein Spitzenteam zusammenstellte. So kam es, dass PSG mit Stars wie Mikkel Hansen, Luc Abalo, Didier Dinart und Mladen Bojinovic seine ersten offiziellen Spiele in der Längenfeldhalle bestritt.

Quartier: Die Mannschaften sind während des Turnierwochenendes in Hotels in Ehingen und Umgebung untergebracht.

Ruhmeshalle: Die Hall of Fame des internationalen Ehinger Handballturniers öffnete ihre Pforten im Jahr 2007 und sie wächst Jahr für Jahr. Einlass finden Personen, die in besonderer Weise mit dem Cup verbunden sind – Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Funktionäre, Helfer oder Fans. 2007 zur Eröffnung der Ruhmeshalle, wurden vier aufgenommen, die Besten der ersten 20 Turnierjahre: der Schwede Stefan Lövgren, der mit Kiel in Ehingen gastierte und dreimal zum besten Spieler des Turniers gewählt worden war, die Torhüter Jaume Fort und Dejan Peric und Trainer Zvonimir Serdarusic. Zuletzt, 2017, aufgenommen wurden Markus Baur und Dominik Klein, beide Weltmeister von 2007 und viele Male beim Ehinger Turnier (Baur als Spieler und Trainer, Klein als Spieler), sowie Zlatko Horvat von RK Zagreb, der 2017 mit mehr als 100 Treffern zum bisher besten Torschützen des Turniers aufstieg. Insgesamt umfasst die Hall of Fame rund 20 Personen, die lebenslang freien Eintritt zum Turnier haben.

Sigurdsson: Mehrmals war Trainer Dagur Sigurdsson mit den Füchsen Berlin beim Sparkassen-Cup, aber die meiste Aufmerksamkeit wurde ihm wohl im Jahr 2014 zuteil. Kurz vor dem Turnier war bekannt geworden, dass Sigurdsson die deutsche Nationalmannschaft übernimmt – 2014/15 noch parallel zu seinem Job bei den Füchsen, die er dann 2015 verließ.

Teilnehmerzahl: Bei der Premiere des Turniers 1987 spielten vier Mannschaften mit, schon ein Jahr später stockte man auf sechs auf. Erst 2018 verringerte der Veranstalter wieder auf vier.

Unparteiische: Entsprechend der Qualität des Turniers sind auch erstklassige Schiedsrichter im Einsatz. Bei sechs Mannschaften waren es drei Gespanne, diesmal, bei vier Teams, sind es zwei. Die Unparteiischen haben Bundesliga-Erfahrung und zum Teil schon international gepfiffen. 2018 wurde vom Deutschen Handballbund (DHB) ein weibliches Gespann für den Sparkassen-Cup eingeteilt: Die Schwestern Maike Merz (geborene Schilha) und Tanja Schilha leiteten in der vergangenen Saison in der Männer-Bundesliga ihr erstes Spiel. Sie sind das erste weibliche Schiedsrichtergespann in der höchsten deutschen Spielklasse der Männer seit 2009.

: Der ungarische Serienmeister ist so oft in Ehingen angetreten wie kein anderer Verein. Insgesamt 20-mal war Veszprém dabei, erstmals 1989. Doch es hat lange gedauert, bis der Spitzenklub aus Ungarn das Turnier auch gewann: 2013 schnappte sich Veszprém den Cup und wiederholte den Erfolg in den Jahren 2014 und 2015.

Wallau-Massenheim: Der frühere Bundesligist und zweimalige deutsche Meister (1992, 1993) hat bei seinen Auftritten in Ehingen nur wenig ausgelassen. Sechsmal nahm die SG Wallau-Massenheim mit Top-Spielern wie Martin Schwalb, Mikael Källmann und Stephan Schöne am Turnier in der Längenfeldhalle teil und holte viermal den größten Pokal (1991, 1995, 1996, 1997).

X-mal: Das Turnier in der Längenfeldhalle, 1987 aus der Taufe gehoben, hat sich als äußerst langlebige Veranstaltung erwiesen. Auf der Kippe stand es 2012 nach der Schlecker-Insolvenz, hat aber selbst dies überdauert.

Youngster: In der Längenfeldhalle waren viele junge Spieler zu sehen, die später Weltstars wurden – meist dann bei anderen, größeren Vereinen. Beispiele sind der Franzose Nikola Karabatic, der mit Montpellier in Ehingen war, oder der Schwede Magnus Wislander, der für Redbergslids IK Göteborg aktiv war. Beide spielten danach für Kiel.

Zeitz: Christian Zeitz zählt zu den Spielern, die mit verschiedenen Vereinen beim Turnier in Ehingen waren und den Cup auch in unterschiedlichen Trikots gewannen. Lange spielte der Linkshänder für Kiel, ehe er 2014 nach Ungarn zu Veszprém wechselte. Ähnlich war es mit Zeitz’ langjährigem Kieler Teamkollegen Dominik Klein, der 2016 den THW in Richtung Nantes verließ. Auch mit dem HBC war Klein beim Sparkassen-Cup erfolgreich.