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Domenik Reinboth: „Wir haben viele Chancen vertan“

Ehingen / Lesedauer: 7 min

Basketball: Steeples-Cheftrainer Domenik Reinboth über die erste Saisonhälfte in der ProA
Veröffentlicht:02.01.2018, 09:23

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Wegen der USA-Tour von Nachwuchsspielern aus Urspring und Nürnberg, haben das Team Ehingen Urspring und die Falcons Nürnberg das für Ende Dezember angesetzte Duell des 16. Spieltages auf Mitte Januar verlegt. Zwei Wochen bleiben den Steeples Zeit, Kräfte zu sammeln und sich auf die zweite Hälfte der Hauptrunde der Zweiten Liga ProA vorzubereiten – um in den kommenden drei Monaten den Abstieg abzuwenden. Bisher stehen drei Siege aus 15 Spielen zu Buche, das Team ist Vorletzter und muss um den Verbleib in der zweithöchsten Liga bangen. SZ-Redakteur Andreas Wagner sprach mit Steeples-Cheftrainer Domenik Reinboth über die schwierige Vorrunde, die Schwächen der im Sommer neu zusammengestellten Mannschaft und die Nachwuchsspieler im Kader.

Anders als 2016 stehen die Steeples zum Jahresende 2017 auf einem Abstiegsplatz. Wie sehr schlägt das auf die Laune?

Gar nicht. Dass wir auf einem Abstiegsplatz sind oder erst drei Siege haben, damit beschäftigen wir uns nicht. Eher damit, warum wir nicht mehr Siege haben. Es gab mehr Spiele als in der vergangenen Saison, die wir hätten gewinnen müssen. Außerdem haben uns Verletzungen immer wieder zurückgeworfen, fast nie haben wir in Bestbesetzung gespielt. Und auswärts Spiele knapp verloren gegen Mannschaften, die noch zu uns kommen. Wir sind zuversichtlich, dass wir es noch schaffen.

Wie gut ist also die Stimmung?

Nicht ausgelassen und glücklich. Das wäre auch tragisch, wenn es nicht so wäre. Aber die Spieler sind sehr fokussiert. Wir müssen jetzt anfangen, Dinge richtig zu machen. Wir haben viele Chancen vertan und werden nicht mehr viele kriegen.

Bisher ist die Defensive eine der großen Schwachpunkte, die Steeples haben die meisten Körbe kassiert in der ProA. Bereitet Ihnen das nicht die größten Sorgen?

Das ist ein großes Problem, auf jeden Fall. Wobei zwei Spiele die Punkte kräftig in die Höhe getrieben haben. Gegen Chemnitz (69:102; Anm. d. Red.) verliert man nicht mit 30 Punkten Unterschied, aber wir hatten am Ende keine Big Men mehr auf dem Feld, während wir gegen Karlsruhe (65:104) einen Komplettausfall hatten. Die Defensive ist eine Frage der Physis, das andere Problem ist, dass junge Spieler oft noch zu vorsichtig agieren. Vor allem aber brauchen wir Konstanz, denn wir haben immer wieder Phasen, in denen wir gut verteidigen wie gegen Kirchheim , als wir den Gegner im zweiten Viertel bei 13 halten. In den anderen drei Vierteln hat Kirchheim aber jeweils über 20 Punkte erzielt. Das ist zu viel.

Anders als die Konkurrenz, die zwischen Weihnachten und Neujahr ran muss, hat Ihr Team zwei Wochen kein Spiel. Wofür nutzt man die Zeit ohne unmittelbare Spielvorbereitung?

Wir haben viel gesprochen und analysiert, wo die Fehler sind. Dafür nutzen wir die Zeit zwischen Weihnachten und dem nächsten Spiel am 6. Januar. Ein Vorteil gegenüber den anderen Teams ist auch, dass wir regenerieren können. Das kommt gerade recht angesichts der verletzten und angeschlagenen Spieler, die wir haben.

Jonathan Malu fiel zuletzt ganz aus. Ist mit seiner baldigen Rückkehr zu rechnen?

Da gibt es noch nichts Konkretes. Jonathan hat wieder angefangen mit leichtem Training.

War die Strategie des radikalen Umbruchs nach der vergangenen Saison, in der man auch bis kurz vor Schluss im Abstiegskampf steckte, nicht zu riskant: weniger erfahrene Spieler als im Vorjahr und dafür mehr NBBL-Talente im Kader zu haben? Wenn dann einer der Erfahreneren ausfällt wie derzeit Malu, ist das nicht so leicht zu kompensieren.

In erster Linie machen wir das Ganze für die jungen Spieler, dafür haben wir das Jugendprogramm in Urspring. Wir haben eine Zehner-Rotation, davon sind drei NBBLer und dazu noch zwei U20-Spieler. Zweitens ist es auch eine finanzielle Sache. Aber selbst wenn wir mehr Geld hätten, würden wir es genauso machen wie jetzt, würden dann allerdings Spieler mit einer anderen Qualität verpflichten.

Vor der Saison kamen vier neue US-Amerikaner, wovon einer, Cole Preston , kürzlich durch den in Ehingen bewährten Devon Moore ersetzt wurde. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz zu den US-Profis aus?

Seger Bonifant und Davonte Lacy sind der Fang, den wir uns erhofft hatten. Sie haben gezeigt, dass sie in diese Liga gehören. Cole Preston war noch nicht soweit, deshalb haben wir ihn durch Devon Moore ersetzt, der erst wenige Spiele in dieser Saison gemacht hat, aber immer besser wird. Bradley Hayes braucht noch Zeit, um sich ans Niveau der ProA zu gewöhnen. Für einen Center ist es in den USA und hier ein anderes Spiel, deshalb hatte er anfangs Probleme.

Probleme hatte Hayes zuletzt auch gegen Kirchheim gegen den ausgebufften Center der Knights, Andreas Kronhardt.

Definitiv fehlt Bradley noch Erfahrung, auch etwas Durchsetzungvermögen. Er muss lernen, dass er in Deutschland deutlich mehr mit dem Körper arbeiten kann. Er arbeitet viel mit den Händen, was in den USA okay ist, in Deutschland aber ein Foul nach sich zieht. Den Körper einzusetzen, wird dagegen in den USA geahndet. Das ist für ihn ungewohnt.

Bradley Hayes braucht noch Eingewöhnungszeit, Malu ist verletzt. Auf den großen Positionen, bei den Big Men, klemmt es – das hat zuletzt auch das Derby gegen Kirchheim gezeigt.

Es war ein gewisses Risiko, dass wir Yasin Kolo und Cole Preston ausgetauscht haben und dafür mit Devon Moore einen Point Guard geholt haben. Durch den Ausfall von Malu wird es natürlich schwierig. Aber wir haben auch einen Kevin Strangmeyer, der noch jung ist, aber viel Potenzial hat und den wir heranführen wollen.

Strangmeyer ist noch im NBBL-Alter, genauso wie Moritz Noeres, Bo Meister und Franklyn Aunitz, die ebenfalls zum ProA-Kader gehören. Wie bewerten Sie deren Entwicklung?

Moritz und Bo haben gegen Kirchheim eine starke Leistung gezeigt. Moritz muss aber noch mehr Konstanz entwickeln. Ihn kenne ich schon am längsten, seit rund acht Jahren, und das hat er unendlich oft von mir gehört. Aber das ist allgemein die große Krux bei jungen Spielern, dass sie nicht konstant genug sind, defensiv wie offensiv. Wenn sie weiter so spielen wie gegen Kirchheim, würden sie uns enorm nach vorne bringen. Dazu kommt ein Kevin Yebo, der auch erst 21 ist und gegen Kirchheim nicht sein bestes Spiel gezeigt hat. Wenn er wieder an seine Leistungen anknüpft, Jonathan Malu zurück ist und Bradley Hayes seine Physis besser einbringt, sind wir auf den großen Positionen gut besetzt.

Geht die Mehrfachbelastung der NBBL-Talente – sie spielen nicht nur in der Nachwuchs-Bundesliga, sondern auch in der Regionalliga-Mannschaft der Urspringschule und bei den Steeples in der ProA – nicht zu Lasten des Nachwuchsteams, das die Play-offs zu verpassen droht?

Eigenlich nicht. Die Situation hatten wir in den vergangenen Jahren auch schon. Wir schauen, dass sie nur zwei Spiele am Wochenende haben. Aber wenn die Jungs Basketball-Profi werden wollen, müssen sie das durchstehen.

Derzeit ist das NBBL-Team mit den Spielern, die auch zum Zweitliga-Kader gehören, in den USA. Ein Nachteil für den ProA-Trainer, wenn er nicht seine ganze Mannschaft um sich hat?

Natürlich hätte man alle Spieler der Mannschaft gern zusammen. Aber so können wir stärker individuell arbeiten und auf jeden Einzelnen besser eingehen. Es geht bei uns gerade um Kleinigkeiten, die zu kapitalen Fehlern führen.

Nächster Gegner am 6. Januar ist Chemnitz, in den Wochen danach geht es unter anderem gegen Nürnberg, Baunach und die Orange Academy aus Ulm. Sind das die Spiele der Wahrheit?

Definitiv. Hier können wir es schaffen, die Abstiegsplätze zu verlassen.

Wie geht es für Sie persönlich nach der Saison weiter, wenn Ihr Vertrag ausläuft? Gibt es schon eine Tendenz?

Ich versuche mich erst einmal ganz auf das Sportliche zu konzentrieren, das ist das Wichtigste.