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Das größte Hindernis ist die Sprache

Ehingen / Lesedauer: 2 min

Italienische Familie kommt wegen Euro-Krise nach Ehingen – Keine spezielle Förderung in der Schule
Veröffentlicht:12.10.2012, 22:10

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Nicolo Politi hat für sich und seine fünfköpfige Familie keine Perspektive mehr in Sizilien gesehen. Deshalb hat sich die Familie Politi vor einem Jahr nach Deutschland aufgemacht und in Ehingen ein neues Leben begonnen. „Dass was ich verdient habe, hat einfach nicht mehr zum Leben gereicht“, sagt der Sizilianer. „Und so geht es vielen Familien in meiner Heimat. Es wird viel vom Staat versprochen, aber es passiert nichts.“

Er selbst war als Kind schon einmal in Ehingen, seine Tante lebt noch immer hier. Sie war es auch, die vor einem Jahr die Familie des Neffen bei sich aufgenommen und ihr die erste Zeit ein Quartier gegeben hat. Arbeit bei einer Spedition hatte Politi schnell gefunden. Die Wohnungssuche war schwieriger, nun hat die Familie in der Keltenstraße ein neues Zuhause.

Schwer war es für die beiden größeren Töchter der Familie. Petra und ihre kleine Schwester Desiree kamen ohne jegliche Deutschkenntnisse in die Längenfeldschule und mussten in den Schulbetrieb integriert werden. Speziellen Förderunterricht gab es nicht. Sprachunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund gab es nur durch eine Akutförderung des Internationalen Bunds (IB). Für ganz schwache Schüler bestand und besteht eine Fördermöglichkeit bei der Caritas. „Kinder aus Italien und Portugal kommen in der Regel ohne jede Sprachkenntnisse zu uns. Wir schaffen das nur durch die Unterstützung des IB“, betont Klara Dorner .

Petra ist eine Kämpferin, sie sagte sich: „Du schaffst das, wenn du möchtest. Frau Dorner hat mir sehr geholfen. In der Klasse wurde ich anfangs nicht so gut aufgenommen. Die meisten Mitschüler sind jünger als ich. Inzwischen habe ich aber viele Freunde, wir haben Spaß zusammen. Der Sommer im Schwimmbad war toll.“ Petra spricht inzwischen recht gut Deutsch, In Italien hatte sie Englisch und Französisch als Fremdsprachen. Ihre kleine Schwester Desiree, die die zweite Klasse besucht, ist viel schüchterner. Ihr fällt es schwerer, Kontakte zu knüpfen, ist daher nur mit italienischen Kindern zusammen, mit denen sie sprechen kann.

Rektor Max Weber erläutert: „Wir haben die Kinder bewusst nicht in Klassen gesteckt, wo nur Italiener sind. Die Klassenkameraden hatten bald schon keine Lust mehr, für die Neuankömmlinge zu übersetzen. Petra hat sich ein Wörterbuch geschnappt und die fremden Worte selbst nachgeschlagen.“

Für Familie Politi ist klar, dass sie in Deutschland bleiben will. „In Italien haben wir keine Zukunft mehr. Wir haben die Wohnung aufgegeben, unsere Möbel sind alle hier. Meinen Schwager habe ich auch schon nachgeholt“, sagt Politi.