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Konviktskirche

Corinna Henger musiziert beeindruckend

Ehingen / Lesedauer: 2 min

Mehr als 200 Zuhörer applaudieren bei der Sommerlichen Serenade in St. Michael
Veröffentlicht:13.08.2015, 10:37

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Bereits zum neunten Mal haben Wolfgang Gentner und Corinna Henger am Sonntag in St. Michael die bereits zum festen Bestandteil des Ehinger Musiklebens gehörende „Sommerliche Serenade“ gestaltet. Etliche Jahre in der Konviktskirche etabliert, wurde die Veranstaltung während deren Renovierung nach St. Michael verlegt. Auch hier hat die Serenade nichts an Attraktivität eingebüßt, weiß doch ein kundiges Publikum, was es von Künstlern zu erwarten hat, die etwas auf sich halten.

Mehr als 200 begeisterte Zuhörer genossen wieder ein in jeder Phase anspruchsvolles Programm, das mit einem für Orgel und Flöte adaptierten eleganten Wiener Walzer endete. Auf den Einstieg mit Barock wurde dieses Mal verzichtet. Mit Mozarts Flötenkonzert D-Dur Nr. 2, KV 314, legte das eingespielte Duo einen in jeder Hinsicht perfekten Start hin. 1778 hatte Mozart für sein zweites – im Auftrag geschaffenes – Flötenkonzert ein im Jahr zuvor komponiertes Oboenkonzert einfach umgeschrieben und damit nicht zuletzt hervorragenden Flötisten bis heute einen großen Gefallen getan.

Das trifft auch auf Corinna Henger zu. Nächstes Jahr schließt sie ihr Flötenstudium in Frankfurt am Main ab und hat ihre Konzertreife schon bei mehrfachen Engagements durch renommierte Orchester wie die Deutschen Philharmoniker, die Stuttgarter Sinfoniker und die Mannheimer Philharmoniker bravourös unter Beweis gestellt. Wie sie in Ehingen den klassischen Mozart präsentierte, überzeugte außer durch makelloses Spiel durch die klare und ausdrucksvolle Interpretation, die dem melodischen Fluss in keiner Phase etwas schuldig blieb.

Den Orchesterpart gestaltete Wolfgang Gentner adäquat an einem Klavier, das äußerlich durchaus nicht den Anschein erweckt, dafür tauglich zu sein, zumal das Gehäuse altersbedingte Gebrauchsspuren aufweist. Aber der Besitzer kann stolz sein auf ein von Gentner vor dem Konzert perfekt nachgestimmtes und absolut rein klingendes Instrument aus der Stuttgarter Manufaktur Friedrich Dörner (später Dorner, heute Matthaes & Kanhäuser). Auch der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson (Tresaure Island) besaß und spielte ein solches Klavier. 1911 wurde Dorner in Turin ein „Grand Prix“ zugesprochen.

Virtuos meisterte Corinna Henger höchste spieltechnische Anforderungen bei der Chaconne aus den 30 Caprices, op. 107, von Sigfrid Karg-Elert. Als Höhepunkte der modernen Orgelliteratur gelten Paul Hindemiths drei Orgelsonaten. Wolfgang Gentner interpretierte die zweite.

Mit der Sonate a-Moll für Flöte solo von Carl Philipp Emanuel Bach setzte Corinna Henger noch einmal einen Höhepunkt, bevor das Programm in den unterhaltsamen Teil mit „Nachtmusiken“ von Cole Porter und Andrew Lloyd Webber einmündete und beide Künstler mit einer feinsinnigen Darbietung den Walzer „In lauschiger Nacht“ von Carl Michael Ziehrer, dem letzten Vertreter der altwienerischen Tanzmusik, in den Rang seriöser Musik erhoben.