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Auf Streife mit der Polizei: Der Respekt vor den Beamten fehlt

Ehingen / Lesedauer: 4 min

Die Ehinger Polizisten sind immer unterwegs – Sie wissen nie genau, was auf sie zukommt
Veröffentlicht:13.08.2018, 17:51

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Unfall in Untermarchtal: Eine Streife der Ehinger Polizei ist vor Ort. Sie nimmt die Unfallverursacherin mit nach Ehingen in die Notfallaufnahme der Klinik. Für einen Alkoholtest soll der Frau Blut abgenommen werden. Am Ende bestätigt sich der Verdacht der Polizisten: Die Frau war betrunken. Die Streife fährt sie wieder zurück in den Munderkinger Raum.

Währenddessen ist es ruhig in der Zentrale des Polizeireviers Ehingen. „Das muss der Vorführeffekt sein“, sagt Polizistin Sarah Maucher . Denn normalerweise sei hier mehr los. „Es kommt oft vor, dass es komplett durchklingelt“, sagt sie. „Eine feste Pause gibt es nicht.“ Wenn mehrere Anrufe gleichzeitig eingehen, laute die oberste Devise: „Ruhe bewahren, Überblick verschaffen und nach und nach abarbeiten. Wenn man hektisch wird, geht’s schief. Das ist nicht so gut.“

Mindestens zwei Teams der Ehinger Polizei sind immer gleichzeitig in der Stadt unterwegs. Wochenenddienste gehören selbstverständlich dazu und auch einen Nachtdienst zwischen 20 und 6 Uhr gibt es. Und jeweils einer übernimmt stets den Dienst am Funk in der Zentrale.

Ruhestörungen und Streitigkeiten

Unfälle kämen oft vor, genauso Ruhestörungen und Streitigkeiten. Oft hätten Bürger auch einfach Fragen. Manche Leute würden direkt beim Polizeirevier anrufen, andere wählen die 110, erklärt Maucher. Dann erhält sie über den Bildschirm von der Leitzentrale aus Ulm sofort die nötigen Informationen. An einem zweiten Bildschirm ist eine Karte geöffnet, auf der die Polizistin genau sieht, wo die Streifen gerade unterwegs sind. So kann sie die Teams schnell einteilen, damit zügig jemand vor Ort ist, falls das nötig ist. Was von den Kollegen untereinander gefunkt wird, hört Maucher alles mit.

Rainer Ströbele und Janina Seebauer auf Streife in der Ehinger Innenstadt.

Das zweite Streifenteam kommt aufs Ehinger Revier, um eine kurze Pause zu machen. Die Beamten bringen Bikinis und vier leere Geldbeutel mit. Die Sachen wurden in einem Gebüsch gefunden, möglicherweise handelt es sich um einen Diebstahl. Nach der Pause geht es gleich wieder weiter. Rainer Ströbele und Janina Seebauer setzen sich in ihren Wagen und fahren los, denn auf Streife ist man immer unterwegs. „Wir sind dabei vollkommen frei, wir sind an keinen Weg gebunden“, erklärt Ströbele. Von Ehingen aus wird ein großer Revierbereich abgedeckt: Für die Gebiete der Posten in Schelklingen, Munderkingen, Laichingen und Blaubeuren sind die Ehinger Beamten mit zuständig. „Manchmal sind es ganz schön lange Fahrten“, sagt Ströbele. Wenn mal wenig los ist, könne man sich überlegen, ob man etwa eine Verkehrskontrolle ausführt oder an einer Stelle prüft, ob das Überholverbot eingehalten wird.

Die Beamten sind immer bewaffnet. „Manchmal rechnet man mit was ganz Anderem, als man dann vor Ort vorfindet“, sagt Seebauer. Der Respekt gegenüber den Beamten sei flöten gegangen, sagt Ströbele. „Die Jüngeren haben weniger Respekt“, das sei bei den älteren Generationen noch anders gewesen. Ein Kollege sei erst vor wenigen Tagen angegriffen worden. Doch da sei Alkohol im Spiel gewesen. Auffällig sei, dass sie immer häufiger mit Menschen mit psychischen Erkrankungen zu tun hätten.

„Keiner wusste, was passiert war“

„Man erlebt schon viel“, sagt Seebauer, die noch in der Ausbildung steckt. „In Erinnerung bleibt, was mit extremer Gewalt und mit Totschlag zu tun hatte“, sagt Ströbele, der schon seit 40 Jahren im Dienst ist, davon 22 Jahre lang in Ehingen. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm ein mehrfacher Mord in Einsingen vor rund 25 Jahren. Damals habe der Täter seine Familie mit einem Messer angegriffen, der Stiefvater habe sich mit einem Messer im Rücken zu den Nachbarn gerettet. „Eine Schnittverletzung wurde uns gemeldet, keiner hat gewusst, was passiert war.“

Janina Seebauer ist froh, dass sie gleich am Anfang in ihrem praktischen Jahr nicht dort im Dienst ist, „wo die Hölle los ist“. Ihre Entscheidung für die Arbeit bereut sie nicht: „Es ist die Abwechslung, die sie ausmacht“, erklärt sie. Sie fühle sich selbst nicht gefährdet, sagt die Kirchenerin. „Man ist ja nie alleine.“