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Tourismusverband

Bingen tritt aus Tourismusverband aus

Bingen / Lesedauer: 3 min

„Im Tal der Lauchert“ verliert zweitgrößten Beitragszahler – Holger Jerg: „Die Tür bleibt offen“
Veröffentlicht:19.01.2012, 18:45

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Der Gammertinger Bürgermeister Holger Jerg ist enttäuscht. Offenbar ist er auch sauer, aber das will er nicht wirklich zeigen. Enttäuscht ist er von der Gemeinde Bingen, die aus der Ferienregion Im Tal der Lauchert und damit auch aus dem Tourismusverband Schwäbische Alb zum Jahresbeginn ausgetreten ist. „Ich muss das akzeptieren“, sagt Jerg, in dessen Rathaus die Fäden der Ferienregion und des Tourismusverbandes für die Region zusammen laufen.

Holger Jerg kann den Austritt nicht nachvollziehen, weil es aus seiner Sicht um einen relativ geringen Betrag geht. Die Gemeinde Bingen gibt nämlich an, wegen der schwierigen finanziellen Situation der Kommune, sich den Betrag nicht mehr leisten zu wollen. Jerg fragt rhetorisch: Was seien denn schon 8000 Euro pro Jahr für eine Gemeinde wie Bingen?

Der Binger Bürgermeister Jochen Fetzer sieht das jedoch anders. „Wenn Sie 50 Euro für ein Paar Schuhe ausgeben, das Ihnen nicht passt, dann ist das zu viel Geld“, sagt er. Man habe festgestellt, dass die Mitgliedschaft der Gemeinde in der Ferienregion Im Tal der Lauchert den touristischen Einrichtungen, wie Hotel Belle vacanze, den Ferienwohnungen und der Ruine Hornstein nicht den gewünschten Erfolg bringe. Die meisten Buchungen würden die Unterkünfte über andere Internetportale erhalten. Die Ruine verzeichne eh kaum Einnahmen durch Touristen.

Der Austritt sei ein ganzer Prozess gewesen und keineswegs eine Entscheidung aus heiterem Himmel, betont Bürgermeister Fetzer. Es habe in den vergangenen Jahren bei Haushaltsberatungen immer wieder Anfragen von Gemeinderäten über das Kosten-Nutzen-Verhältnis gegeben. Die Beiträge seien aber im Laufe der Jahre um ein Vielfaches gestiegen. Zahlte man zu Beginn der Kooperation 1500 Euro pro Jahr, so liege der Beitrag Bingens inzwischen bei 7000 bis 8000 Euro.

Auch andere profitieren

Bürgermeister Jerg ist der Ansicht, dass außer den touristischen Einrichtungen auch der Bäcker und der Metzger in Bingen von den Bemühungen der Ferienregion profitieren würde. Man locke doch auch viele Radfahrer in die Region. Bingens Bürgermeister anerkennt die Bemühungen und würde mithilfe der Ferienregion das Image seiner Gemeinde auch weiter pflegen. Aber: „Das ist einfach zu viel Geld für so wenig Resonanz“, betont Fetzer.

Die Konsequenzen dieses Schrittes sind für die Ferienregion dramatischer als für Bingen. Mit dem Austritt verliert die Einrichtung den zweitgrößten Beitragszahler. Allerdings kommen mit Burladingen und Winterlingen eventuell neue Mitglieder hinzu.

Für Bingen sind die Folgen relativ überschaubar. Die Markierungsschilder für Rund- und Radwege, die die Ferienregion aufgebaut hat, sollen den Bingern erhalten bleiben. Beide Bürgermeister betonen, dass man wegen des Austritts keinen Streit habe.

Jerg hofft, Bingen würde sich das überlegen und in einigen Jahren vielleicht wieder beitreten. „Die Tür bleibt offen“, betont er trotz allen Ärgers. Fetzer hingegen meint, über einen erneuten Beitritt habe man sich im Binger Gemeinderat nicht unterhalten. Das Geld soll eingespart werden. Andere touristische Vorhaben sind nicht geplant. Als weitere Konsequenz wird die Ferienregion die Zertifizierung der Binger Ferienwohnungen nicht mehr erneuern. Doch Fetzer sieht auch hier kein Problem: Das könne man auch von unabhängigen Gutachtern machen lassen.