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Bezirkssynode

Bezirkssynode für weniger Pfarrstellen

Blaubeuren / Lesedauer: 4 min

Stellen fallen bis 2024 in Kirchenbezirk Blaubeuren weg – Kritik von Pfarrerin Ellen Deutschle
Veröffentlicht:29.11.2016, 11:55

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Bei der Bezirkssynode des Kirchenbezirks Blaubeuren warf der Pfarrplan 2024 seine Schatten voraus. Bis in sieben Jahren soll der vierte Pfarrplan umgesetzt sein. Konkret geht es um weniger Stellen für Pfarrer. Nun stellte Dekan Fritjof Schwesig der Versammlung die inhaltlichen und zeitlichen Abläufe dafür vor.

Im März kommenden Jahres wird die Landessynode konkrete Zahlen über die Pfarrstellenkürzungen in den Bezirken beschließen. Danach wird der Pfarrplanausschuss im Bezirk einen Vorschlag über die Verteilung der Pfarrstellen im Blaubeurer Kirchenbezirk erarbeiten. Auf der Herbstsynode im November 2018 soll das neue Stellenverteilungskonzept dann von der Bezirkssynode beschlossen werden.

Schwesig sprach sich dafür aus, „gründlich, konzentriert und schnell“ zu arbeiten. Zeit hat das Gremium bis zum Frühjahr 2018, der Pfarrplan muss bis 2024 umgesetzt sein. Die Umsetzung werde sozial verträglich gestaltet. „Niemand wird vom Hof gejagt.“ Der Pfarrplan müsse aber ernst genommen werden, betonte der Dekan.

Landeskirche verliert jährlich tausende Mitglieder

Zuvor präsentierte er ernüchternde Zahlen. Die Landeskirche verliert im Durchschnitt jährlich 21000 Mitglieder, 2015 waren es aufgrund der Kapitalertragssteuer sogar 30000. Die Steuereinnahmen werden sinken, vor allem, wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Der Kirchenbezirk Blaubeuren hat 24000 Mitglieder. „Alle zwei Jahre verlieren wir eine Gemeinde so groß wie Asch mit 600 Gemeindemitgliedern“, sagte Dekan Fritjof Schwesig. Derzeit betreut in der Württembergischen Landeskirche ein Pfarrer im Durchschnitt 1454 Gemeindemitglieder. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Ruhestand gehen, steigt diese Zahl eine Zeitlang auf 1800 Gemeindeglieder. Flankierende Maßnahmen sollen die erhöhte Arbeitsbelastung dann für die Pfarrer abmildern. Dabei wird an eine Erhöhung der Quereinsteiger in den Pfarrberuf gedacht, an die Einstellung von Religionspädagogen und Diakonen oder die Aufstockung von Sekretariaten und die Schaffung von Dienstleistungszentren für die Gemeinden.

Mehr Vikariatsstellen sollen dagegen nicht geschaffen werden, da Pfarrer auf Lebenszeit eingestellt werden. Der Pfarrplan soll auch für eine gerechte Verteilung der Pfarrstellen zwischen Land- und Stadtgemeinden sorgen. „Wenn wir das den freien Kräften überlassen, sind die Landgemeinden die Verlierer“, sagte Schwesig. Die Pfarrämter kämen an ihre strukturellen Grenzen, wenn mehrere selbständige Kirchengemeinden versorgt werden müssten. Solche Stellen könnten kaum besetzt werden. „Das tut sich keiner an.“ Deshalb müsse an der Struktur gearbeitet werden. Kooperationen und Zusammenschlüsse von Gemeinden, Verbund-Kirchengemeinden oder Team-Pfarrämter die mit Religionspädagogen und Diakonen mehrere Gemeinden versorgen, wurden als Vorschläge genannt. Bei der anschließenden lebhaften Diskussion kamen sehr unterschiedliche Positionen zu Gehör.

Deutliche Worte von Pappelaus Pfarrerin Ellen Deutschle

Die Notwendigkeit des Pfarrplans wurde bezweifelt. „Das Prinzip Hoffnung kommt nicht zum Tragen“, wurde bemängelt. Gegen solche Einwände wandte sich die für Pappelau zuständige Pfarrerin Ellen Deutschle mit deutlichen Worten. „Es ist ganz klar, dass etwas passieren muss. So wie ich jetzt zwei Gemeinden betreue, kann ich nicht noch mehr betreuen“, sagte sie. „Wir dürfen uns nicht verweigern sondern müssen uns fragen: Wie können wir konstruktiv, kreativ und inspiriert mit der Situation umgehen“, appellierte sie. Landessynodale Carola Hoffmann-Richter (Offene Kirche) berichtete von einem Ringen in den Gesprächskreisen und den Ausschüssen der Landessynode. „Wir machen es uns nicht einfach. Die Tendenzen sind jedoch eindeutig.“ Sie warb dafür, den Pfarrplan nicht als Kürzungsplan zu sehen, sondern als Gemeindeentwicklungsplan. Die Bezirkssynode beschloss den Kirchenbezirksausschuss als Pfarrplanausschuss einzusetzen.

Als neue Geschäftsführerin des Evangelischen Diakonieverbandes Ulm-Alb-Donau wird Pfarrerin Petra Frey in Blaubeuren am 15. Januar 2017 investiert. Bis Ende des Jahres ist Petra Frey noch als geschäftsführende Pfarrerin in Metzigen tätig.

Pfarrerin Stephanie Ginsbach ist im Kirchenbezirk für die Organisation und Koordination der Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum zuständig. Ein breites Programm das von Podiumsdiskussionen über Konzerte bis zu Gottesdiensten reicht, wird bezirksweit angeboten. Am 31. Oktober 2017, dem Reformationstag, findet im Kloster Blaubeuren ein Bezirksfest mit Familienprogramm und einer Kundgebung statt. Eine Info-Broschüre über alle Angebote wird in den Weihnachtsgottesdiensten ausgeteilt.

Pfarrerin Margot Lenz aus Ehingen berichtete über den Stand der ökumenische Partnerschaft zwischen dem evangelischen Kirchenbezirk Blaubeuren und der syrisch-orthodoxen Erzdiözese Djazira wa’l-Furat/ Mesopotamien und Euphrat im Nordosten Syriens. Aktuell seien zwei Drittel der Christen vor dem Bürgerkrieg geflohen. Sie galten als Assad-Freunde und wurden deshalb angefeindet. Die Christen fühlten sich alleingelassen vom Westen und hofften auf die Unterstützung Russlands. „Alles ist derzeit im Fluss“, urteilte Lenz. Man werde versuchen zum Erzbischof, der sich derzeit in Wien aufhält und zum Übergangsbischof in Qamischli, im Nordosten Syriens, Kontakt aufzunehmen. Man wolle signalisieren, dass die Partnerschaft fortgesetzt werden solle. Priester in Syrien würden vom Bezirk mit etwas Geld unterstützt.

Reinhard Störk, Arnd Hooß, Astrid Meth und Barbara Riek wurden für weitere sechs Jahre als Prädikanten im Kirchenbezirk verpflichtet.