Bad Urach

Die Wiege des Herzogs

Bad Urach / Lesedauer: 4 min

Vor mehr als 500 Jahren kommt Herzog Christoph von Württemberg in Urach zur Welt
Veröffentlicht:12.05.2020, 10:00

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Am 12. Mai des Jahres 1515 ist im Uracher Schloss ein künftiger württembergischer Herzog zur Welt gekommen: Christoph , der erste Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg und seiner Gemahlin Sabina von Bayern.

Deren Ehe stand von Beginn an unter keinem guten Stern, was schließlich auch dazu führte, dass Christoph im beschaulichen Urach und nicht in der Residenzstadt Stuttgart die ersten Monate seines Lebens verbrachte.

Sabina von Bayern ist erst sechs Jahre alt, als die Eheabsprache mit dem ebenfalls noch minderjährigen Herzog Ulrich stattfindet. Da sich Ulrich lange gegen diese Verbindung sträubt, findet die Hochzeit erst im Jahr 1511 statt – mehrere Jahre nach dem geplanten Termin.

Die Ehe ist unglücklich, von Auseinandersetzungen und Gewalt geprägt, da wohl beide Ehepartner schwierige und aufbrausende Charaktere haben.

Die Ermordung des Stallmeisters Hans von Hutten durch Herzog Ulrich am 8. Mai 1515 bringt das Fass schließlich zum Überlaufen: Bereits hochschwanger verlegt Herzogin Sabina zusammen mit der gemeinsamen Tochter Anna ihren Sitz von Stuttgart dauerhaft ins Uracher Schloss.

Vier Tage nach ihrem Umzug bringt Sabina Christoph zur Welt und schmiedet in den kommenden Monaten Pläne für eine Flucht zurück zu ihrer Bayerischen Familie. Diese werden konkret, als Ulrich im November 1515 die Rückkehr seiner Frau mit den beiden Kindern nach Stuttgart anordnet.

Da nun selbst ihr Onkel, Kaiser Maximilian, seiner Nichte zur Flucht rät, geht Sabina nur zum Schein auf Ulrichs Forderung ein und reist mit ihren Kindern nach Nürtingen. Von dort aus flieht sie am 24. November im Schutz der Nacht in Richtung München – und lässt die zweijährige Anna und den erst wenige Monate alten Christoph zurück.

Vier Jahre später wendet sich das Blatt erneut, als Herzog Ulrich nach seinem Überfall auf die freie Reichsstadt Reutlingen aus seinem Herzogtum vertrieben und Württemberg unter habsburgische Herrschaft gestellt wird. Christoph wächst nun ohne nennenswerten Kontakt zu seinen Eltern zum künftigen Herzog heran.

Während des Exils seines Vaters wird auch Christoph vom Herzogtum Württemberg ferngehalten und erhält stattdessen am habsburgischen Hof in Innsbruck eine standesgemäße höfische Erziehung.

Mutter und Schwester residieren derweil im Uracher Schloss. Als Fünfzehnjähriger wird er in das Gefolge Kaiser Karls V. berufen und reist fortan durch Europa.

Doch als Gerüchte laut werden, dass ihm nach seiner Ankunft in Spanien im schlimmsten Falle ein Leben hinter Klostermauern droht, entschließt sich der junge Christoph zur Flucht zu seinen bayerischen Verwandten.

Als Ulrich von Württemberg bald darauf sein Herzogtum zurückerobern kann, scheinen sich auch für Christoph endlich die Dinge grundlegend zu ändern. Doch auch der eigene Vater begegnet ihm mit Misstrauen und sieht ihn als Bedrohung für seine Herrschaft – die folgenden Jahre verbringt Christoph daher am Hofe des französischen Königs Franz I.

Schließlich darf er endlich als Statthalter der Grafschaft Mömpelgard erste eigene Regierungserfahrungen machen. Schon in diesen Jahren wird sein außerordentliches diplomatisches Geschick gelobt, das ihm auch während seiner Regentschaft über das Herzogtum Württemberg in den Jahren 1550 bis 1568 zugute kommt.

Es scheint beinahe unmöglich und doch ist es Realität: Christoph sollte trotz der widrigen Umstände der ersten 35 Jahre seines Lebens zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten Landesherren Württembergs werden.

Indem er die Reformation, die sein Vater begonnen hat, endgültig durchsetzt und schulische Bildung einer breiten Bevölkerungsschicht ermöglicht, gilt er schon bei seinen Zeitgenossen als weiser und vorausschauender Herrscher.

Die Zeit seiner Regierung war darüber hinaus von Frieden und wirtschaftlichem Aufschwung geprägt. So verwundert es nicht, dass die Uracher ihm ein ganz besonderes Denkmal gesetzt haben: In der Stiftskirche St. Amandus schmückt seit dem frühen 20. Jahrhundert seine steinerne Figur eine zentrale Säule im Altarbereich.

Und was wurde aus Sabina von Bayern? Für sie beginnt nach dem Tod ihres Mannes 1550 eine Zeit der Ruhe und Stabilität. Sie kehrt nach Württemberg zurück und wohnt bis zu ihrem Tod 1564 auf ihrem Witwensitz im Nürtinger Schloss.