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Hausen ob Allmendingen

Strikteres Vorgehen bei arbeitslosen Lehrern

Hausen ob Allmendingen / Lesedauer: 3 min

Viel politische Prominenz beim politischen Abend der Sichelhenke in Hausen ob Allmendingen
Veröffentlicht:14.10.2018, 19:54

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Als Hauptrednerin des politischen Abends zur Sichelhenke in Hausen ob Allmendingen hat sich die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann gewinnen lassen und mehrere Versprechen abgegeben. Weil Lehrer gesucht sind, können sich Kandidaten, die ohne Stelle ausgingen beziehungsweise wieder nur eine befristete Stelle erhielten, an sie zur Klärung wenden. „Sie können konkret mit Fällen auf mich zukommen“, sagte die Kultusministerin.

Die Fragerunde war von einem Vater und einem befristet angestellten Lehrer genutzt worden, befristete Lehreranstellungen zu beklagen. Das gab Susanne Eisenmann die Gelegenheit, einen Erfolg ihre Amtszeit zu nennen. Von 117 000 Lehrern sind 98,2 Prozent verbeamtet und die restlichen 1,8 Prozent befristet angestellt, was rund 2000 Personen entspricht. Davon seien etwa 800 Pensionäre, die sich in der Flüchtlingsunterrichtung betätigen. Das restliche Unterrichtspersonal habe entweder kein abgeschlossenes Lehramtsstudium oder wolle die angestammte Stadt nicht verlassen.

Weniger Befristungen

Kultusministerin Eisenmann räumte nach ihrem Vortrag gegenüber der SZ ein, dass die Quote der unbefristet angestellten Lehrer zu Beginn ihrer Amtszeit fünf bis sechs Prozent betragen habe. Dem anwesenden Lehrer sicherte sie zu, sich seine Unterlagen anzuschauen. Er hat Deutsch und Geschichte für gymnasiales Lehramt studiert und nun den zweiten befristeten Vertrag an einer Berufsschule erhalten. In Tuttlingen und Meßstetten und auch an Grundschulen wären zum Beispiel Lehrerstellen noch zu besetzen. Eine Fortbildung beim Schulartwechsel wird ermöglicht, sagte Susanne Eisenmann. Der Vater war am Ende des Vortrags noch immer erbost, dass die Befristung auf elf Monate jahrzehntelang praktiziert wurde. Eine Veranstaltungsbesucherin erklärte, dass die Grundschule die wichtigste Schule für die Kinder sei, aber den Lehrern geringer vergütet werde. Ein Besucher fragte, weshalb von Lehrern nicht wie von anderen Arbeitnehmern die Flexibilität zur Versetzung an einen anderen Standort verlangt werden könne. Eisenmann räumte ein, dass gegenüber arbeitslosen Lehrern, die Jobangebote ausschlagen, strikter vorgegangen werden solle.

Ein ehemals langjähriges Mitglied der Schülermitverantwortung (SMV) bemerkte, dass er wegen seines Engagements von Lehrern schlechter benotet wurde. Die Kultusministerin sollte die SMV stärken, auch finanziell, bat er. Eisenmann sagte, sie möchte den Bundesschülerbeirat auch finanziell unterstützt sehen. Außerdem möchte die Kultusministerin das Thema „Demokratiebildung“ an Schulen fördern. Das umstrittene „Schreiben lernen nach Gehör“ hat sie zum Ende des Jahres 2016 eigentlich abgeschafft. Zuwiderhandlungen sollten den Schulämtern gemeldet werden. Kinder mit fremder Muttersprache wären dadurch besonders benachteiligt. In Eisenmanns Amtszeit fällt jetzt auch die Rückkehr zur verpflichtenden Vorlage der Grundschulempfehlung.

Einige Abzweigungen verpasst

Sprachdefizite gibt es vermehrt, auch bei Kindern deutschsprachiger Eltern, stellte Eisenmann fest. Vorlesen könne dagegen helfen, aber nicht gesetzlich vorgeschrieben werden. Baden-Württemberg sei nicht mehr das früher gerühmte Bildungsland. Woran das liege, hatte sich im laufenden Vortrag ein Zuhörer erlaubt, ernsthaft dazwischen zu fragen. Susanne Eisenmann sagte daraufhin, es sei „im Land Baden-Württemberg manche Abzweigung verpasst“ worden. „Die Schule kann aber auch nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft sein“, hatte die Kultusministerin schon zuvor betont.

Sie wolle sich für „Zwergengrundschulen“ und Werkrealschulen sowie gegen Ausgrenzung einsetzen. Das Ersetzen von Büchern durch Laptops und von Lesen durch Wischen über einen Bildschirm sei an sich keine Pädagogik, betonte die Kultusministerin. Eingeleitet worden war Eisenmanns Vortrag durch CDU-Generalsekretär Manuel Hagel, der wiederholte: „Der Mensch fängt nicht erst ab dem Abitur an“, was die Kultusministerin bestätigte. Sie sagte: „Wie brauchen alle Schularten.“ Die Fragerunde moderierte die CDU-Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer, die erklärte, voll mit der Kultusministerin übereinzustimmen. Kemmer betonte, dass „die Familie als kleinste und wichtigste Einheit“ gestärkt werden müsse.