Interview
In Extremo: „Die Macken werden schlimmer“
Kultur / Lesedauer: 5 min

Schwäbische.de
Die erfolgreichste deutsche Mittelalterrockband In Extremo feiert kommendes Jahr das 20-jährige Bestehen. Pünktlich zum Geburtstag gibt es im September ein zweitägiges Festival auf der Loreley. David Drenovak hat mit Sänger Michael Rhein über das kommende Jahr, den Auftritt am 5. Dezember in Neu-Ulm und Spätzle gesprochen.
In Extremo machen sich 2015 ziemlich rar in Deutschland und das, obwohl es einen runden Geburtstag zu feiern gibt.
Wir spielen nächstes Jahr in Deutschland eigentlich nur zwei Shows: unser eigenes Festival auf der Loreley und Wacken. Wacken ist immer klasse. Ansonsten sind wir viel im Ausland. Das bekommt man in Deutschland ja eigentlich gar nicht so richtig mit. Ich freue mich aber gerade deswegen, noch ein paar Tage im Dezember in Deutschland unterwegs zu sein.
Die Tour beginnt im Dezember in Neu-Ulm. Was reizt sie an Süddeutschland?
Du hast da fantastische Städte, gerade Stuttgart und München sind gute Städte, und es ist immer ein paar Grad wärmer als im Norden und die Sonne scheint häufiger, das muss man einfach mal so sagen. Mir persönlich liegt das viel, viel mehr als Regen und Wind.
Findet sich auch Zeit, die Städte anzuschauen?
Ja natürlich. Wenn wir Zeit haben, gehen wir einkaufen oder irgendwohin aus. Wenn du den ganzen Tag im Bus sitzt und da auch nachts schläfst, dann bist du froh, wenn du auch ab und zu spazieren gehen kannst.
Kommen Sie mit dem Essen hier klar?
Mit den Spätzle (lacht)? Regionales Essen hat natürlich immer was. Aber ich bin jetzt nicht so ein Spätzle-Fan. Da brate ich mir lieber ein Spiegelei. Damit kann man mich immer glücklich machen. Zwei Spiegeleier, Salz, Pfeffer, Maggi und ein Stück Brot dazu, das ist das beste Frühstück.
Ich habe mal gelesen, dass Led Zeppelin Ihre Lieblingsband ist. Die haben ja gerade zwei Alben neu aufgelegt. Gibt es zum Jubiläum von In Extremo etwas Neues oder vielleicht ein Best-of?
Mit Led Zeppelin bin ich groß geworden. Sie sind natürlich eine fantastische Band, aber es gibt andere Bands, die ich gerne mag, sogar eine aus Schwaben: End of Green. Ich finde die echt klasse. Nach zwanzig Jahren wird es jetzt ein Fanpaket geben, das sich gewaschen hat. Mehr kann ich jetzt noch nicht verraten.
Im April geht In Extremo auf Russlandtour. Interessiert Sie die aktuelle politische Lage oder haben Musik und Politik nichts miteinander zu tun?
Also ich bin privat ein sehr politisch denkender Mensch und informiere mich auch über vieles, was in der Welt passiert. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass der Westen zu sehr auf die USA hört. Man könnte einfach friedlich zusammenleben, und dann stellt man Nato-Raketen an die russischen Grenzen, das wäre dasselbe wenn morgen die Russen im Golf von Mexiko ein Manöver machen würden: Das macht man nicht. Aber meine private Meinung gehört nicht auf die Bühne. Wenn wir aus politischen Gründen nicht in Russland spielen würden, würden wir nur die Fans bestrafen. Wir sind aus der ehemaligen DDR, und wenn damals eine westdeutsche Band, jetzt ganz ohne Namen zu nennen, ein Engagement in Ost-Berlin hatte, dann ist die ganze DDR hingerannt und hat sich gefreut. Da gab es Bands, die dann abgesagt haben, weil sie irgendein Lied nicht singen durften wegen des Sozialismus. Da muss man doch die Größe haben und das Lied einfach weglassen. Weil wenn du gar nicht auftrittst, bestrafst du die Fans, und das finde ich nicht gut.
Wie sorgt man nach 20 Jahren im Geschäft dafür, dass Auftritte spannend bleiben und nicht zur Routine werden?
Klar sind wir alte Hasen. Aber ich persönlich habe vor jedem Konzert Lampenfieber, und das ist auch gut so. Wenn ich nicht mehr aufgeregt wäre, würde ich zu Hause bleiben.
Die Band hat sich im zwanzigsten Jahr aber kein neues Ritual zugelegt, oder?
Wir haben ein Ritual, das wir aber schon von Anfang an hatten. Und zwar, dass wir uns gegenseitig immer die Hand geben, bevor wir auf die Bühne gehen. Was sollten wir nach 20 Jahren auch neu machen? Vielleicht sollten wir einen Kreistanz einführen (lacht). Wir sind natürlich froh und stolz, im zwanzigsten Jahr zu sein. Wir können uns immer noch sehr gut riechen, und die Macken werden im Alter immer schlimmer und ich sag mal so: Es ist ein genialer großer Kindergarten.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen den Fans aus dem Süden und denen aus dem Norden?
Nur vom Dialekt – aber sonst nicht (lacht).
Mit ihrem aktuellen Album „Kunstraub“ und vielen Klassikern im Gepäck sind In Extremo am 5.Dezember in der Ratiopharm-Arena Neu-Ulm zu Gast. Am 17. Dezember machen sie im Club der Rothaus-Arena Freiburg Station. Karten sind bei Südfinder Ticket unter Telefon 0751/29555777 erhältlich.