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Überdosis

TV-Kritik: Recovery Boys

Kultur / Lesedauer: 1 min

Über 100 Menschen sterben in den USA täglich an Opioiden. Eine Dokumentation auf Netflix beleuchtet die Schicksale dahinter.
Veröffentlicht:28.06.2018, 18:09

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Recovery Boys (ab heute bei Netflix) - In den USA grassiert seit Jahren eine wahre Drogen-Epidemie. Über 100 Menschen sterben im Durchschnitt täglich an einer Überdosis Opioiden, darunter Schmerzmittel, Heroin und das synthetische Fentanyl.

Die eineinhalbstündige, für Netflix produzierte Dokumentation „Recovery Boys“ zeigt, dass hinter den schockierenden Zahlen einzelne Menschen stehen. Der Zuschauer begleitet vier junge Männer bei ihrem Entzug. Man sieht, wie sie ernsthaft ein anderes Leben wollen, wie sie kämpfen, wie ihnen die Vergangenheit nachhängt und auch, wie schwierig ein Neustart fällt. Die Patienten begeben sich in die Obhut der Entzugsklinik „Jacob’s Ladder“ in West Virginia, die den jungen Männern mit Farmarbeit eine andere Perspektive auf das Leben ermöglichen will. Die Doku ist weniger als faktenorientiertes Erklärwerk angelegt, sondern rückt die Schicksale ihrer Protagonisten in den Vordergrund. Regisseurin Elaine McMillion Sheldon lässt Szenen für sich sprechen, unterlegt das manchmal mit ruhiger Musik. Ihr gelingt ein aufschlussreicher Blick auf ein verstörendes Thema.

„Eine Woche geschafft – noch fünf Monate und drei Wochen übrig“, sagt einer der Patienten nach den ersten Tagen im Entzug. „Und dann ein ganzes Leben“ erwidert ein anderer. Nach allem, was man gesehen hat, kann man nicht anders, als ihnen alles Gute dabei zu wünschen.