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Für die meisten der rund 200 Zuhörer in der Kirche Heilig-Kreuz ist das Konzert der Familie Kraft ein höchst berührendes Erlebnis gewesen. Der alleinerziehende Vater Josef Kraft – seine Frau Yuliya starb vor fünf Jahren an Krebs – macht seit sechs Jahren zusammen mit seinen Kindern Musik und tritt mit ihnen als Konzert-Ensemble auf. Erst vor ein paar Wochen hat die Kraft-Familie bei der Jubiläumsfeier „Zehn Jahre Altenpflegeheim Gosheim“ die Festgäste begeistert und zugleich zu Tränen gerührt.Jetzt bot der Musik- und Sportlehrer Josef Kraft aus Schwaningen bei Stühlingen zusammen mit seinen musikalischen Buben Josef Maria (12), Gabriel (11), Elias (9), Johannes (8) und dem fünfjährigen Nesthäkchen Tatjana ein bunt gemischtes Acappella-Konzertprogramm aus Volks- und Heimatliedern der verschiedensten Kulturkreise und Musikstile auf Deutsch, Englisch, Kisuaheli, Russisch, Weissrussisch und Ukrainisch. Die Zuhörer waren hell entzückt vom unbekümmerten Auftritt der Kinder und dem beachtlichen Volumen ihrer jungen Stimmen. Früher hat der Witwer mit seinem Kinder-Vokalensemble vorwiegend einstimmig gesungen. Inzwischen hat er speziell für die Möglichkeiten seiner jungen Sänger anspruchsvolle mehrstimmige Arrangements komponiert. Während der kleine Familien-Chor einige im Publikum an die russischen Kosakenchöre erinnerte, verglichen ihn die älteren Zuhörer mit der legendären Trapp-Familie aus Salzburg. Die Trapp-Familie hat einst in den USA ihre größten Er-folge gefeiert; die Krafts sind gerade von einer Konzert-Tournee aus der Ukraine zurückgekommen.Ganz ohne Vorbereitungen mit Verkabelungen und Soundcheck, ohne Mikro und Begleitinstrument trat die sangesfreudige Familie auf und füllte mit ihrem Gesang den riesigen Kirchenraum bis in den hintersten Winkel. Der Name Kraft scheint bei diesem Familien-Sextett Programm zu sein. Kraftvoll erklangen alle Stimmen, wobei die Kinder in den Soli bewiesen, dass tatsächlich alle recht stimmgewaltig sind. Sogar die kleine Tatjana bekam beim Zirkuslied ihr Solo und meisterte es mit Bravour.Man hatte den Eindruck, dass die jungen Sänger vor allem die afrikanischen Rhythmen besonders mögen, während sie bei den geistlichen Werken auf Kirchenslawisch die breite Akkordierung genießen, wo sie ihre tragenden Stimmen schwingen lassen können. Beim russisch vorgetragenen „Vaterunser – Otche Nash“ sangen Josef Maria, Gabriel, Elias, Johannes, Tatjana und ihr Vater so berührend schön, dass etliche Gäste Tränen in den Augen hatten.Zum Schluss durften auch die Konzertbesucher bei ein paar deutschen Kirchenliedern mitsingen. Mit einem Segenslied als Zugabe wurde das beifallsfreudige Publikum verabschiedet. Bleibt zu hoffen, dass auch das Spendenkörbchen am Ende gut gefüllt war.