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Trinklaube

Wangener Ehepaar kauft ehemaliges Thiermann-Haus

Wangen / Lesedauer: 3 min

Wangener Ehepaar kauft ehemaliges Thiermann-Haus
Veröffentlicht:23.01.2013, 17:45

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Seit dem Neujahrsempfang von Oberbürgermeister Michael Lang war klar: Das ehemalige Thiermann-Haus in der Trinklaube hat neue Eigentümer. „In gute Wangener Hände“ sei es gewandert, verkündete das Stadtoberhaupt am 1. Januar vom Rathausbalkon aus. Mittlerweile ist nicht nur die Tinte unter den Kaufvertrag getrocknet, sondern der Eigentümerwechsel auch im Grundbuch der Stadt eingetragen. Dort ist jetzt das Wangener Ehepaar Martina und Frank Reimer statt der Europlus-24-Unternehmensgruppe aus Augsburg vermerkt. Und folgt man den Vorstellungen der Reimers, hat das historische Fachwerkhaus nicht nur neue Besitzer, sondern auch eine Zukunft.

Denn das Ehepaar macht keinen Hehl daraus, dass ihm etwas an dem Gebäude liegt, die Aussichten, dass es möglicherweise zur Ruine runterkommen könnte, tat weh: „Das Haus ist ein Stück Wangener Geschichte. Wir kennen es von Kindheit an“, sagt Frank Reimer. Von daher sei der im Herbst gefallene Entschluss zum Kauf auch „keine wirtschaftliche Entscheidung gewesen“. Aber auch, weil die Reimers offenbar Geschmack an der Restaurierung historischer Häuser in ihrer Heimatstadt gefunden haben: Denn ihnen gehört seit 2006 das Gebäude auf der anderen Straßenseite, in der Schmiedstraße 4, dem ursprünglichen Standort der Häge-Schmiede. Sie haben es saniert. „Fast wie früher“, erklärt Frank Reimer. „Alles was erhaltenswert ist, blieb drin“, ergänzt Ehefrau Martina. Heute befinden sich im Erdgeschoss eine Bäckerei und darüber drei Ferienwohnungen.

Die Grundidee, Erhaltenswertes zu erhalten, wollen die beiden 49-Jährigen auch beim in der Nacht zum 27.März vergangenen Jahres ausgebrannten früheren Thiermann-Haus verfolgen. Vor allem mit alten Materialien möchten sie arbeiten. Aber auch für die künftige Nutzung gibt es Vorstellungen. Im Erdgeschoss soll es möglichst ein Geschäft geben, darüber planen sie Wohnungen. Diesmal nicht als Feriendomizil, sondern als Quartier für Dauermieter. Das Potenzial dafür habe das Gebäude: Der Laden unten sei „nett“, sagt Martina Reimer, die die Ferienwohnungen gegenüber betreut. Und die historisch bestehende Zimmeranordnung in den Stockwerken darüber ist ihrer Ansicht nach „so in Ordnung“.

Das Haus hat nicht nur als solches das Herz des Paares erobert. Es sind auch Details, die offensichtlich faszinieren. Wie der Gewölbekeller. Die Reimers wollen ihn nutzbar machen – und zwar anders als früher: „Wie, das wissen wir noch nicht. Aber die Riesenheizung kommt raus“, so Martina Reimer.

„Das wissen wir noch nicht.“ Dieser Satz fällt häufig im Gespräch mit den neuen Eigentümern über das einstige Thiermann-Haus. Das macht nichts. Denn die Reimers wollen sich Zeit lassen. Keinesfalls wollen sie sich bei der Sanierung unter Druck setzen lassen. Weder aus eigenem Antrieb, noch von außen. Zunächst stehen denkmalrechtliche Fragen im Vordergrund. Schließlich bilden sie das Korsett zur Beantwortung der Fragen: Was geht? Und was geht nicht? Dann sollen die gröbsten Brandschäden behoben werden und die Statik wieder hergestellt werden. So umreißt Frank Reimer die Prioriäten. „Das wird uns dieses Jahr beschäftigen“, erklärt er. Und schiebt nach: „Das Dach müssen wir auf jeden Fall dieses Jahr richten.“

In den folgenden Schritten wollen die Reimers die Fassade wieder herstellen, erst anschließend wird es an den Innenausbau gehen. Und zwar mit Bedacht: „Das ist kein Objekt, wo man schnell mal ein paar Betonklötze reinhaut“, erzählt der neue Eigentümer, der sein Geld als Logistikleiter bei Liebherr in Ochsenhausen verdient. „Wir haben Zeit.“

Zeit wollen sich die Ur-Wangener auch bei der Suche nach geeigneten Handwerkern nehmen. Wie gesagt, Vieles soll ja sprichwörtlich beim Alten bleiben – oder wieder zu diesem werden. Qualität geht da vor Geschwindigkeit.

Und deswegen gibt es von Martina und Frank Reimer derzeit auch die einzig mögliche Antwort auf die Frage, wann denn die erste Mieter ins neue, alte Thiermann-Haus einziehen können: „Das wissen wir noch nicht.“