StartseiteRegionalRegion TuttlingenTuttlingenAuf Astrid Lindgrens Spuren: Bei Michel von Lönneberga und in Bullerbü

Radtour

Auf Astrid Lindgrens Spuren: Bei Michel von Lönneberga und in Bullerbü

Tuttlingen-Nendingen / Lesedauer: 4 min

Bruni und Wilfried Vogt erreichen Schweden, feiern das Mittsommerfest und erkunden Stockholm
Veröffentlicht:12.09.2022, 17:00

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Zehn Wochen unterwegs, mehr als 5000 Kilometer in den Beinen: Wilfried Vogt aus Nendingen ist bis ans Nordkap nach Norwegen geradelt. „Für mich war das die letzte große Radtour, auch altersbedingt“, sagt der 75-Jährige.

Die Fahrt bis in den hohen Norden Europas sei noch einmal eine Art „Abrundung“ gewesen. „Ich sammele Radtouren wie andere Berge“, erzählt er über seinen Spleen. So habe er nach Touren zwischen 6000 und 8000 Kilometern noch eine Fahrt über 5000 Kilometer gebraucht. Und nach Fahrten in den Süden und Westen Europas sei nun der Norden das Ziel gewesen.

Pandemiebedingt musste er die Tour allerdings in mehrere Etappen aufteilen. Die ersten Kilometer war er bereits 2020 mit seiner Frau Bruni gefahren. In unserer Zeitung berichtet Vogt, der seit sieben Jahren an der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralskelrose (ALS) leidet, in mehreren Artikeln von seiner abenteuerlichen Reise. „Ich bin dankbar und war motiviert, solche Touren noch machen zu können. Ich könnte auch längst schon im Rollstuhl sitzen“, schreibt er.

Eigentlich ist Smaland eher als flache Gegend bekannt. Trotzdem müssen Bruni und Wilfried Vogt auf den nächsten 92 Kilometer insgesamt 800 Höhenmeter überwinden. Der Wind ist oft heftig. „Als alter Segler habe ich unsere Route mit der vorherrschenden Windrichtung West kombiniert“, erzählt Wilfried Vogt. So haben seine Frau und er oft Windunterstützung. Dass sie sich im Land von Astrid Lindgren befinden, ist klar. Bald wird es auch bildlich vor Augen geführt. Nachdem Besuch beim Holz-Michel in Lönneberga geht es zwei bis drei Kilometer den Berg hoch nach Bullerbyn, Vorlage für Bullerbü. „In Vimmerby haben wir uns noch das Astrid Lindgren Denkmal und deren Geburtshaus angesehen“, sagt Vogt.

Luft tanken? In Schweden fast nicht möglich

Mit Hilfe einer Zugbrücke überqueren die Tuttlinger in den nächsten Tagen einen langen Fjord und radeln auf einer schmalen Landzunge nordwärts, dann wieder gen Osten und Süden über kleine Landverbindungen nach Loftahammar an der Schärenküste. „Direkter, auch durch die vielen Schären bestimmt interessant, und sicher bequemer wäre eine direkte Fähre dorthin gewesen, aber eine solche Verbindung gibt es nicht“, meint Vogt, der mit seiner Frau den Kustlinjen-Radweg entlangfährt.

 In Schweden feiern die Nendinger beim Mittsommerfest mit.

Nach weiteren Übernachtungen rückt Stockholm immer näher. Trotzdem wird noch einmal die Möglichkeit genutzt, bei einem Fahrradgeschäft wieder „5 Atü Luft in unsere Reifen zu bekommen. An den Tankstellen in Schweden findet man keine Geräte für Luft, wir haben öfter danach geschaut“, sagt Vogt, dessen Weg sich in Schwedens Hauptstadt von seiner Frau trennt. Bruni fliegt zurück nach Deutschland, während er weiter hoch nach Finnland und Norwegen radelt.

Schweden feiern den Mittsommer

Zuvor freuen sie sich aber auf Stockholm und das Mittsommerfest, das sie mit Dorothea, der Tochter einer Nachbarin, feiern wollen. Eine verdiente Pause, schließlich waren die Tuttlinger zuvor 15 Tage am Stück durchgehend auf dem Rad unterwegs. Pünktlich eine Stunde vor Abfahrt des Schiffes stehen die Vogts in der Menschenschlange am Strömskajen und suchen das richtige Schiff, das sie zur Insel Edö bringen soll.

 Impressionen vom Wegesrand.

„Die Fahrt geht über zwei Stunden zauberhaft durch den Schärengarten und es ist spannend, mit welchem Karacho das Schiff jeweils die zahlreichen Haltestellen anfährt. Alle öffentlichen Schiffe und viele Fahnenmasten auf den Inselchen sind anlässlich des Feiertages mit bunten Fahnen geflaggt“, meint Wilfried Vogt.

Für Stockholm erwischen die Vogts ein optimales Timing mit einem super Sommerwetter. Der Tag beim Midsommartanz um den schwedischen Maibaum vergeht wie im Flug. „Wir haben auf einem Schärenfelsen direkt am Salzwasser gesessen und einen echten Urlaubstag in Schweden genossen“. Die Personenfähre bringt sie am Abend pünktlich wie eine S-Bahn zurück nach Stockholm.

Hauptstadt Stockholm mit italienischem Flair

Die 13 Kilometer sind zu Fuß dann besonders anstrengend. Das Fahrrad von Bruni Vogt wird „bei Dorothea“ in Stockholm deponiert. Nach einem Einkauf erkunden die Nendinger die touristische Altstadt von Stockholm samt Königspalast und einer sehenswerten deutschen Kirche. „Aufgrund der Wärme, den engen Gässchen und kleinen und größeren Plätzen haben wir hier ein Gefühl wie in Lucca. Natürlich sind sehr viele Touristen überall“, meint Wilfried Vogt. „Wir waren am Ende des Tages froh, dass es weitergeht.“ Während sich Wilfried Vogt mit dem Rad auf die dritte Etappe der Nordlandtour macht, geht Brunis Flieger zurück nach Stuttgart.