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Vorarlberger will bei Schalke 04 „von den Besten lernen“

Gelsenkirchen / Lesedauer: 4 min

Der dritte Schalker Torhüter Michael Langer aus Hard versucht mit seiner Erfahrung zu helfen
Veröffentlicht:18.01.2019, 13:02

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Trist zeigte sich das Wetter gegen Ende des vergangenen Jahres des Öfteren im Ruhrpott. Trist sieht es auch rund um die Veltins-Arena auf Schalke aus. Noch ist es eine riesige Baustelle, bald soll der Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 noch bessere Trainingsbedingungen bekommen. Trist ist aber auch die Situation, mit der sich der Vizemeister in den vergangenen Wochen und Monaten herumschlagen musste. Statt erneut um einen internationalen Startplatz zu kämpfen, dümpeln die Königsblauen im letzten Tabellendrittel herum. Einer, der sich die Schalker Spiele intensiv anschauen kann, ist der dritte Torhüter: Michael Langer aus Hard in Vorarlberg.

Am Tag nach einer Partie sind es die Reservisten, die den Anweisungen von Trainer Domenico Tedesco folgen. Michael Langer muss etliche Male hinter sich greifen, einige Fans der rund 100 Beobachter der Trainingseinheit sind sich einig: „Wenn die nur im Spiel auch mal so treffen würden.“ Der gebürtige Bregenzer Langer weiß um die Situation. „Ja, sie ist alles andere als angenehm. Wir arbeiten Woche für Woche und ich versuche dank meiner Erfahrung zu helfen, in dem ich positiv einwirke. Auf dem Platz stehen viele junge Spieler, für die es nicht einfach ist. Vieles spielt sich im Kopf ab“, sagt der 34-Jährige.

Klare Hierarchie

Langer würde freilich gerne auf dem Platz helfen, doch die Position der Torhüter ist klar bestimmt. Kapitän Ralf Fährmann ist die klare Nummer eins, Alexander Nübel die Nummer zwei. „Wir haben eine klare Hierarchie, einen super Torwarttrainer (den Ravensburger Simon Henzler, Anm. der Red.) und ein super Klima in unserem Torhüterteam. Ralle ist einer der besten Keeper Deutschlands, Nübel ist ein großes Talent, ihn muss man nicht motivieren“, meint Langer. „Wir diskutieren konstruktiv und finden dadurch neue Ansatzpunkte und Verhaltensweisen.“ Der 34-jährige Harder hat eine Partie für die österreichische U21-Auswahl bestritten und wurde 2007 Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart – beim 0:0 gegen Wolfsburg stand Langer im VfB-Tor. Laut transfermarkt.de hatte der Torwart nach dieser Meisterschaft seinen höchsten Marktwert: 750 000 Euro.

Ich denke sogar, dass ich jetzt besser drauf bin als mit 23

Michael Langer

Michael Langers Vertrag beim FC Schalke 04 endet am 30. Juni. „Aber ich will trotz meiner 34 Jahren weiterspielen. Ich bin in meiner Karriere von größeren Verletzungen verschont geblieben. Somit gibt mein Körper noch viel her – ich denke sogar, dass ich jetzt besser drauf bin als mit 23“, sagt der 1,95-Meter-Hüne. Langer will noch besser auf seinen Körper aufpassen – sein Torwarttrainer damals bei IFK Norköpping gab ihm einige Tipps. In Schweden absolvierte Langer vor seiner Schalker Zeit 28 Partien, mehr waren es bei seinen acht Auslandsstationen nur 2014/15 bei Valerenga Oslo (42). In Vorarlberg war Langer bei Viktoria Bregenz und dem FC Hard, mit dem SC Freiburg wurde er 2009 Zweitligameister.

Drei Österreicher auf Schalke

„Ich durfte überall extrem viel lernen, es gab einige Höhen und Tiefen auf der jeweiligen Ebene“, blickt Langer zurück. „Wenn du an der Decke hängst oder ganz unten bist, wo keiner was von dir wissen will. Es taten sich immer wieder neue Türchen auf. Meine Wechsel waren so ausgelegt, dass eine faire Chance auf Einsätze bestand.“ In Norrköping gab es etwa nur das Angebot für ein weiteres Jahr. „Mit meiner Freundin aus Stuttgart und unserer zweieinhalbjährigen Tochter habe ich etwas Längerfristiges gesucht“, sagt Langer. „Schalke habe ich bewusst gewählt – um von den Besten zu lernen.“ Im Ruhrgebiet ist der Österreicher nicht mehr alleine: Auch seine Landsmänner Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller wechselten zum letzten deutschen UEFA-Cup-Sieger (1997).

Die Chemie zwischen den drei Österreichern stimmt. „Wir verbringen Zeit miteinander. Aber es herrscht keine Grüppchenbildung. Vielmehr muss sich der eine oder andere was anhören, weil wir aus verschiedenen Regionen kommen“, sagt Langer und lacht. Dass der FC Schalke in seiner ruhmreichen Vergangenheit das eine oder andere Mal auf Österreicher bauen konnte, wissen oftmals nicht einmal eingefleischte Schalke-Fans. So erinnerte zuletzt auch das Vereinsmagazin „Schalker Kreisel“ daran, dass S04 unter dem Wiener Edi Frühwirth das letzte Mal Deutscher Meister wurde – 1958.

Michael Langer wird bald die Gespräche mit den Schalker Verantwortlichen aufnehmen. „Auch nach meiner aktiven Zeit will ich im Fußballbusiness bleiben. Ich habe viele Leute kennenlernen dürfen und bin seit 2004 als Profi unterwegs. Das möchte ich nutzen.“ Ob als Trainer oder im Managementbereich wisse der Sport- und Fitnesskaufmann noch nicht. „Dafür“, sagt Langer, „bin ich noch zu sehr Fußballer.“ Auch wenn er quasi nie zum Einsatz kommt.