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Hochschulcampus

Tuttlinger Studierende gründen eigene Firma

TUTTLINGEN / Lesedauer: 3 min

Tuttlinger Studierende gründen eigene Firma
Veröffentlicht:14.10.2010, 14:15

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Erstmalig ist aus dem Tuttlinger Hochschulcampus eine Firma hervorgegangen. Die Studenten Michael Kohlbecher und Felix Bechler haben sich gemeinsam mit dem ebenfalls aus Tuttlingen stammenden Samuel Schulz selbstständig gemacht. Ihr junges Unternehmen, die „topmodellfabrik GbR“, entwickelt 3-D-Druck-Modelle, die Firmen eine präzise Vorstellung späterer Produkte liefern sollen.

Von unserem Redakteur   Michael Hochheuser

Die Idee, sich einmal selbstständig zu machen, sei bereits vor Jahren geboren worden, sagt das Trio, das sich durch gemeinsame Freunde kennengelernt hatte. Konkret wurden die Planspiele mit Aufnahme des Studiums in Tuttlingen und Stuttgart. Schulz studiert in der Landeshauptstadt Technologiemanagement, Kohlbecher und Bechler in der Kreisstadt Industrial Manufacturing beziehungsweise Industrial Systems Design.

Die künftigen Ingenieure im Alter von 20 bis 22 Jahren stießen auf all die Probleme, die Jungunternehmer lösen müssen. „Wir mussten vieles lernen, etwa, was für das Finanzamt wichtig ist“, berichtet Bechler von den Erfahrungen mit bundesdeutscher Bürokratie. Auch um die Buchhaltung kümmern sich die Studenten selbst, die auch eine eigene Website erstellten ( www.topmodellfabrik.de ). Überwindung habe es gekostet, das selbst erarbeitete und angesparte Geld in die Firma zu investieren, statt es für „alterstypische“ Anschaffungen wie das erste Auto auszugeben. „Wir mussten keinen Kredit aufnehmen“, betont Schulz. Eine fünfstellige Summe galt es zu investieren, vor allem in einen 3-D-Drucker.

Durch das moderne Rapid-Prototyping-Druckverfahren entwickelt die topmodellfabrik etwa für Betriebe aus der Medizintechnik oder dem Werkzeugbau 3-D-Modelle, Material ist in erster Linie Kunststoff. Durch eine frühzeitige Fehlererkennung am Musterteil sollen die Unternehmen die Entwicklungsphase neuer Produkte deutlich verkürzen und Folgekosten sparen. „Das Verfahren ist bei den Firmen noch nicht weit verbreitet“, sagt Schulz.

Umso mehr wurden er, Kohlbecher und Bechler auch zu Promotion-Experten für ihre Dienstleistung. Im März fiel offiziell der Startschuss. „Wir haben viele Firmen angerufen oder per E-Mail kontaktiert“, berichtet Kohlbecher. Die ersten Aufträge kamen schnell – nicht nur aus der Region, sie reichten bis nach München und Österreich. Die Ausweitung des Kundenkreises auf ganz Deutschland gehört neben der Einstellung weiterer Mitarbeiter zu den langfristigen Zielen des Triumvirats. „Wir sind darauf aus, dass wir größer werden.“ Es sei denkbar, dass die topmodellfabrik über das Ende des Studiums hinaus bestehen bleibe.

„Das Studium hat jedoch Priorität“, betonen die Drei unisono. Der zeitliche Aufwand für ihre Firma ist jedoch nicht unerheblich: „Manche Lernstunden gehen flöten“, räumt Samuel Schulz ein. „Aber dafür haben wir dieses Jahr alle nur eine Woche Urlaub gemacht.“ Die Reaktionen der anderen Studierenden auf ihre Unternehmung hätten sich geändert. „Anfangs wurde gelacht – aber jetzt merken sie, dass wir viel auf Terminen unterwegs sind, wir werden anders wahrgenommen.“

Die Tuttlinger Hochschule unterstützte das Vorhaben. „Wir fördern es und sehen uns als Türöffner“, sagt Studiendekan Professor Peter Anders. „Es zählt mindestens so viel wie Auslandssemester oder Industriepraktika, wenn Studenten so etwas als Studienerfahrung machen.“ Er hoffe, dass es Folgeunternehmen gebe. Die Tuttlinger Hochschule habe sie in ihren Plänen bestärkt, bestätigen die drei Jung-Ingenieure. So hätten sie etwa betriebswirtschaftliche Tipps bekommen.