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Ubus dieser Welt sind ein unsterbliches Geschlecht

Aalen / Lesedauer: 2 min

Ubus dieser Welt sind ein unsterbliches Geschlecht
Veröffentlicht:19.06.2012, 09:25

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Vielleicht stimmt es tatsächlich, dass sich Berthold Brecht von Alfred Jarrys „König Ubu“ zu seinem Arturo Ui hat inspirieren lassen, vielleicht aber war es auch nur die immerwährend scheinende Realität, die Menschenschlächter jedweder Art und zu jeder Zeit hervorbringt. Insofern erweist sich das Projekt des Theaterclubs „20 plus“ als hochbrisant. Gemeinsam mit Regisseur Nikolaos Boitsos wagten sich die Laiendarsteller an Jarrys Werk und servierten den Besuchern der Premiere spannend inszeniertes und glänzend gespieltes Theater. Dem „Club 20 plus“ gelingt hierbei insbesondere das Changieren zwischen politischem und unpolitischem Theater, indem es das Groteske als Posse im Jarryschen Sinne auf die Bühne bringt.

Boitsos lässt seine Schauspieler in grauem Einheitskostüm als Chaostruppe zwischen „Schoiße“ und „Grüner Rotze“ wandeln, anders gesprochen: Sie stapfen mordend durch die Unverrückbarkeit menschlichen Machtstrebens. Der als irre Spielerei inszenierte Gewaltrausch verzichtet allerdings auf politische wie historische Verweise. Gezeigt wird ein machtgieriger Vater Ubu, den seine ebenso geerdete Gattin anstiftet, König Wenzeslas von Polen zu ermorden, Herrschaft und Reichtum an sich zu reißen. Mit Hilfe des Hauptmanns Bordure und einiger Verschwörer gelingt der Staatsstreich. Kaum an der Macht, setzt Ubu eine beispiellose Serie an Maßnahmen in Gang, die seine unersättliche Gier stillen soll. Mitverschwörer Bordure macht derweil längst gemeinsame Sache mit dem Zaren und kehrt mit dessen Hilfe zurück, um den Putschisten zu verjagen. Durch Feigheit und Hinterlist gelingt diesem jedoch die Flucht.

Die Ubus dieser Welt sind ein unsterbliches Geschlecht. Und weil dies so ist, lässt Boitsos logischerweise den König im stetigen Wechsel von mehreren Schauspielern spielen. Die Krone aufs Haupt und schon steht ein neuer Ubu vor der Tür. Was der Theaterclub und sein Regisseur in dem Stück so vordergründig burlesk darstellen, ist das Fehlen jeglicher Moral gepaart mit anarchischer Triebhaftigkeit. Ein unflätiges Stück über menschliche Schwächen und desaströse Allmachtsfantasien.