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Streit um Naturschutz im Wald

Stuttgart / Lesedauer: 2 min

Im Südwesten ist nun ein heftiger Streit um den Wald ausgebrochen. Es geht um Vorschriften, Naturschutz, Geld und Erholungssuchende.
Veröffentlicht:23.01.2019, 20:50

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Privatleute kümmern sich um jedes dritte Waldstück in Baden-Württemberg , in Bayern sogar um jedes zweite. Im Südwesten ist nun ein heftiger Streit ausgebrochen. Es geht um die Frage, wie viele Vorschriften die Landesregierung den Waldbauern machen darf, wie viel Naturschutz notwendig ist und wie viel Geld den Waldbesitzern dafür zusteht, dass ihre Wälder für Wanderer, Radler und Erholungssuchende zugänglich bleiben. Zwischen den Regierungspartnern Grünen und CDU ist das Thema umstritten.

Anlass für den Streit ist eine Reform des Landeswaldgesetzes, die aus organisatorischen Gründen notwendig ist. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs muss Baden-Württemberg seine Forstverwaltung umstrukturieren. Doch nun werfen Privatwaldbesitzer und Städte CDU und Grünen vor, sie bei dieser Gelegenheit mit unnötigen Naturschutz-Vorschriften zu überziehen. Sogar von Enteignung ist die Rede.

„Der Gesetzesentwurf enthält in der Tat viele überbordende Auflagen, die von grüner Seite hineingekommen sind“, sagte Patrick Rapp, Forstexperte der CDU, der „Schwäbischen Zeitung“.„Unsere privaten Waldbauern orientieren sich am neuesten Stand der Wissenschaft, die Forstwirtschaft ist Gralshüter der Nachhaltigkeit. Man kann übertriebene ökologische Symbolpolitik nicht auf den Schultern jener austragen, die seit Jahrzehnten die Hauptlast der guten Arbeit in unseren Wäldern leisten.“

Erbgraf Maximilian zu Königsegg-Aulendorf, einer der großen Privatwaldbesitzer in der Region, wirft der Landesregierung Wortbruch vor. „Mich als privaten Waldbesitzer ärgert am meisten, dass uns die Landesregierung im Vorfeld immer zugesagt hat, nur jene Teile des Landeswaldgesetzes zu ändern, die organisatorische Fragen betreffen. Auf der Zielgeraden hat sie aber jetzt wesentlich weitergehende Dinge mit aufgenommen, die unmittelbar die Bewirtschaftung unserer Wälder betreffen. So ein Vorgehen erzeugt viel Unmut und erschüttert das Vertrauen in die Politik.“ Ähnlich enttäuscht ist auch der Städtetag. Seinen Mitgliedern, den Kommunen, gehören 40 Prozent des Waldes im Land.

Das von Peter Hauk (CDU) geführte Agrarministerium in Stuttgart weist die Vorwürfe zurück. Befürchtungen vor neuen Vorgaben und Kontrollen seien unbegründet, die entsprechenden Passagen im Gesetz bildeten lediglich ab, was schon bislang in den Wäldern praktiziert werde. Auch der grüne Forstfachmann Reinhold Pix verspricht: „Die geplanten gesetzlichen Vorgaben stellen den Status quo der ordnungsgemäßen Waldwirtschaft dar. Auch nach der Neuordnung behalten kommunale und private Waldbesitzer ihre Freiheiten.“