StartseiteRegionalRegion SigmaringenLeibertingenAdolf Riester baut das wichtigste Transportmittel

Ochsenkarren

Adolf Riester baut das wichtigste Transportmittel

Leibertingen / Lesedauer: 3 min

Mit dem Ochsenkarren werden in der Klosterstadt später Baumaterialen und Lebensmittel transportiert
Veröffentlicht:06.02.2013, 10:35

Von:
Artikel teilen:

Adolf Riester steht in seiner Werkstatt in Leibertingen, in den Händen hält er einen Löffelbohrer. Mit kräftigen Bewegungen bohrt er das Werkzeug in ein Stück Eschenholz, das Teil eines mittelalterlichen Ochsenkarrens für die Meßkircher Klosterstadt sein wird. Riester ist einer der letzten, der den vom Aussterben bedrohten Beruf des Wagners ausübt, und damit genau der richtige für den Bau eines Ochsenkarrens aus dem frühen Mittelalter.

Auf jeden Fall sieht das Bert M. Geurten , Initiator von Campus Galli, so und fragte Riester, ob er sich dieses Projekt vorstellen könne. „Ich habe gerne zugesagt“, sagt Riester. Und trotz jahrzehntelanger Erfahrung - seine Lehre zum Wagner begann er im Jahr 1958, später lernte er noch Schreiner - sei dieser Auftrag etwas Besonderes. „Der Karren muss stabil sein, funktionieren und in die damalige Zeit passen. Leim und Schrauben gab es für Verbindungen zwischen zwei Holzstücken nicht, sondern nur Holzzapfen.“

Karren wird aus Eschenholz gebaut

Vor zwei Wochen begann Riester mit den Arbeiten. Er sägte eine etwas krummgewachsene Esche auseinander, deren Stamm das Grundgerüst des Ochsenkarrens bildet. „Ich kenne das Holz. Es ist sehr hart und deshalb gut dafür geeignet“, sagt Riester. Seitdem hat er viel geschliffen, gehobelt und gesägt. Auch mit der Hilfe von Schreiner Michael Straub, der im ehemaligen Gasthaus Löwen Vorbereitungen für die Klosterstadt macht. Am Telefon gibt es außerdem Ratschläge von Archäologe Andreas Sturm vom Klosterstadtverein in Aachen. Und Riester hat sich ein dickes Buch gekauft, in dem er viel über Wagen und Räder aus früheren Zeiten nachlesen kann. Schließlich soll alles stilgerecht mit Möglichkeiten und Mitteln des 9. Jahrhunderts gebaut werden.

Einmal muss Riester aber doch ein Auge zudrücken. Denn die Achse des Karrens wird nicht aus Holz, sondern aus Eisen sein. „Der Karren ist abgesehen von ein paar Tragen das einzige Transportmittel auf der Baustelle, deshalb muss er funktionieren“, sagt Bert M. Geurten. Bei einer Holzachse wisse man nicht, wie lange sie halte. Auch nicht Adolf Riester. „Die Erfahrungswerte sind sehr unterschiedlich. Manche haben nur 40 Kilometer durchgehalten, das ist natürlich viel zu wenig.“ Außerdem sei die Stabilität der Achse auch eine Sicherheitsfrage für die gesamte Baustelle, sagt Geurten. Später werde man das Ganze auch noch mit einer Holzachse probieren.

Probieren muss auch Adolf Riester in seiner Werkstatt. Schließlich ist der Ochsenkarren auch für ihn ein in dieser Form einmaliges Projekt. „Der Karren muss jahrelang halten, nicht nach drei Wochen zusammenbrechen“, weiß Riester. Der 68-Jährige setzt dabei vor allem auf seine Erfahrung. Er muss wissen, welche Kräfte an welcher Stelle wirken, wo der rund 600 Kilogramm schwere Ochse am stärksten zieht. „Für dieses Vorhaben darf man kein Träumer sein, sondern man muss realistisch bleiben.“ In den nächsten Tagen und Wochen kümmert sich der Wagner um den hölzernen Aufbau des Ochsenkarrens und die Räder. „Die Räder sind das aufwändigste und wichtigste am ganzen Karren. Sie müssen leichtgängig sein, auch in schwerem Gelände“, weiß Riester. Fertig sein soll das Transportmittel dann Anfang März.