Leichtverpackung

Sammeln und Sortieren

Truschwende / Lesedauer: 4 min

Durchschnittlich 500 Menschen kommen jeden Tag zum Wertstoffhof bei Truschwende
Veröffentlicht:21.09.2018, 17:58

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Das Angebot ist umfangreich: Papier, Blechdosen, Glasflaschen, Leichtverpackungen, Altholz, Gartenabfällen, Metall und Elektronikschrott.

All das und noch einiges mehr können Bürger und Gewerbetreibende im Wertstoffhof der Firma Bausch GmbH in Truschwende-Gensen abgeben. Privatleute kostet das mit einigen Ausnahmen nichts, Gewerbetreibende müssen für die Entsorgung zum Großteil bezahlen.

In den späten 1980er-Jahren übernahm das Ravensburger Unternehmen die damalige Hausmüll-Sammelstelle vom Landkreis. In den 1990ern, als die Mülltrennung mehr und mehr zum Thema wurde, baute sie diese zum Wertstoffhof aus. Vier solcher Wertstoffhöfe hat die Bausch GmbH, neben Bad Wurzach-Truschwende befinden diese sich in Isny, Bad Waldsee und Ravensburg .

„Die Bausch GmbH ist dabei nur der Sammler dieser Abfälle“, betont deren Vertriebsleiter Wilfried Bertsche . „Wir sortieren, verdichten, schlagen um und vermarkten die Wertstoffe und Abfälle dann weiter an Verwertungsunternehmen.“ Schrott, Metalle, ein Teil der Gartenabfälle und Holz gehen dabei zum Beispiel an ein Partnerunternehmen der Bausch-Gruppe, ein großes Shredderwerk in Herbertingen. Den kürzesten Weg hat freilich der Wertstoff Glas(flasche), der in Truschwende in vier Containern farbrein sortiert gesammelt wird. „Diese werden in der Glasfabrik Verallia in Bad Wurzach verwertet“ erzählt Bertsche.

Nur Dienstleister ist die Entsorgungsfirma aus Ravensburg für die Leichtverpackungen („Gelber Sack“), inklusive der Blechdosen und für Papier. Die Auftragnehmer dieser Sammelsysteme (wie Duale Systeme und RaWEG) bezahlt hier die Aufwendungen der Bausch GmbH. Die Leichtverpackungen werden in Sortieranlagen in die einzelnen Kunststoffsorten getrennt. Das Papier geht an Altpapierhändler aus der Region.

Als „Treffpunkt Abfall“ verstehe sein Unternehmen die Wertstoffhöfe, sagt Bertsche. „Je mehr wir an unterschiedlichem Material annehmen, desto eher lohnt sich der Weg zu uns für unsere Kunden. Und je mehr Material wir sammeln, desto wirtschaftlicher können wir die Annahmestelle betreiben.“

Da die Vergütung für die Annahme von Gelben Säcken dabei einen guten Teil der Einnahmen ausmacht, würde deren Wegfall (das Landratsamt plant bekanntlich die Abholung der Gelben Säcke beim Kunden) für den Bad Wurzacher Wertstoffhof wohl Konsequenzen haben, sagt Bertsche. „Wir müssten dann überlegen, ob entweder die Öffnungszeiten eingeschränkt werden oder wir für die Annahme anderer Dinge mehr Geld verlangen müssten.“

Im Schnitt an die 500 Menschen kommen laut Bertsche pro Tag in den Wertstoffhof. Hochbetrieb herrscht dabei immer an Samstagvormittagen und an Brückentagen. Dabei sei die Menge an abgegebenen Material über die Jahre kontinuierlich gestiegen, berichtet er weiter. In den vergangenen Jahren vor allem das Aufkommen von Kartons. „Zalando, Amazon und Co. machen sich hier ganz deutlich bemerkbar“, so Bertsche.

Die Sortierdisziplin der Menschen sei vor allem in den Bereichen Papier/Kartonagen, Flaschenglas (übrigens: kein Glas von Trinkbehältern, weil das einen anderen Schmelzpunkt hat), Blech, Schrott und Metalle gut, sagt der Fachmann. „Bei den Gartenabfällen gibt’s schon Probleme, weil allergieauslösende und giftige Pflanzen da nicht reingehören.“

Problemkind Nummer eins ist aber der Gelbe Sack. In dem landet sehr viel, was nicht hineingehört. „Es ist doch alles Plastik“, sei die Ansicht der meisten Menschen, hat Bertsche beobachtet. Dabei dürfen in den Gelben Sack nur Leichtverpackungen. Nicht aber zum Beispiel verdreckte Abdeckfolien, Plastikeimer, Plastikspielzeug oder Klarsichtfolien für Dokumente. „Das sind sogenannte technische Kunststoffe mit vielen Zusatzstoffen“, erklärte Bertsche, „die sind aufgrund ihrer Zusammensetzung nicht stofflich wiederverwertbar und gehören in die Mülltonne.“

Auf zehn bis 15 Prozent schätzt der Fachmann den Anteil von sogenannten Störstoffen im Gelben Sack in Bad Wurzach und den anderen Bausch-Wertstoffhöfen. „Das ist aber deutschlandweit gesehen ein sehr guter Wert“, betont er. In Städten werde der Anteil auf 40 bis 60 Prozent geschätzt.

Für Bertsche ist dies auch ein Erfolg, den das Bringsystem mit sich bringt. „Hier auf dem Wertstoffhof wird zwar nicht jeder Sack kontrolliert, aber es gibt Stichproben, und das wissen die Leute. Außerdem sind die Säcke ja absichtlich durchsichtig gehalten, damit man leicht erkennt, was drin ist.“ Würde ein Holsystem im Landkreis eingeführt, steige der Anteil an Störstoffen sprunghaft, befürchtet Wilfried Bertsche.