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Hörsaal

Was bisher über den Amoklauf an der Universität Heidelberg bekannt ist

Panorama / Lesedauer: 4 min

Die Tat am Montagmittag hat Baden-Württemberg und Deutschland erschüttert. Eine junge Frau starb, drei weitere Menschen wurden verletzt. Am Mittwoch hat die Polizei über weitere Details informiert.
Veröffentlicht:25.01.2022, 10:40

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Ein Amoklauf in einem Hörsaal der Universität Heidelberg hat am Montag deutschlandweit Trauer und Bestürzung hervorgerufen. Eine junge Frau wurde dabei getötet, drei weitere Menschen verletzt. Der Täter hat sich danach selbst erschossen. Die Polizei ermittelt derzeit die Hintergründe der Tat.

Was ist passiert?

Ein Mann ist am Montagmittag mit einer Schrotflinte in die Räumlichkeiten der Universität Heidelberg gestürmt und hat um sich geschossen. Die Chronologie nach Angaben von Innenminister Thomas Strobl (CDU) auf der Regierungspressekonferenz am Dienstagmittag:

  • Um 12.24 Uhr gingen die ersten Notrufe bei der Polizei ein.
  • Um 12.30 Uhr waren drei Streifenwagen vor Ort.
  • Um 12.32 Uhr meldete sich der Vater des Täters und erzählte der Polizei von einer WhatsApp seines Sohnes.
  • Um 12.42 Uhr erreichten Polizisten den Hörsaal, nachdem bereits andere Räume überprüft worden waren.
  • Um 12.51 Uhr wurde der Täter tot aufgefunden.

Laut neuen Erkenntnissen, die die Polizei am Mittwoch veröffentlichte, soll der 18-Jährige mit einem Taxi von Mannheim zum Tatort ins Neuenheimer Feld in Heidelberg gefahren sein. Die Schrotflinte und eine weitere Waffe sollen dabei in einer Sporttasche im Kofferraum des Taxis transportiert worden sein.

Wo gab der Täter die Schüsse ab?

Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen davon aus, dass der Deutsche erst im Hörsaal des Zentrums für biologische Grundlagenforschung, in dem rund 30 Studenten waren, mehrmals auf Personen schoss.

Was weiß man über die Opfer?

Einer 23-jährigen Frau hatte der 18-Jährige in den Kopf geschossen, erfuhr die dpa aus Sicherheitskreisen. Sie erlag ihren schweren Verletzungen wenige Stunden nach der Tat. Eine 19- und 20-jährige Frau sowie ein 20-jähriger Mann wurden durch die Schüsse mittelschwer bis leicht verletzt, unter anderem im Gesicht.

Was weiß man über den Täter?

Der 18-Jährige studierte an der Heidelberger Universität Biologie. Der Attentäter ist Deutscher, stammt aus Berlin und wohnte in Mannheim. Er war bisher nicht polizeilich erfasst. Er habe auch keinen Führerschein gehabt. „Das ist schon sehr außergewöhnlich, diese Sachlage“, sagte Polizeipräsident Kollmar . Der Täter richtete nach seiner Tat die Waffe gegen sich selbst.

Welches Motiv hatte der Täter?

Das ist noch unklar. Die Polizei hat zur Aufklärung der Tat eine Ermittlungsgruppe namens „Botanik“ mit 32 Personen gegründet, gab der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Dienstag in Stuttgart bekannt. Nach Angaben der Polizei hatte der Mann unmittelbar vor der Tat eine WhatsApp-Nachricht an seinen Vater geschickt.

Er hatte geschrieben, „dass Leute jetzt bestraft werden müssen“, sagte Mannheims Polizeipräsident Siegfried Kollmar. Die Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen in Mannheim und die noch laufende Auswertung von Mobiltelefonen, Laptops und einem Tablet hat keine Hinweise auf eine persönliche Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Täter und den Opfern ergeben, teilte die Polizei am Mittwoch nach dem Amoklauf mit.

Die Ermittler prüfen den Angaben zufolge außerdem Hinweise, wonach der Tatverdächtige in der Vergangenheit Mitglied der rechtsextremen Partei Der III. Weg gewesen sein soll, und im Jahr 2019, als der Tatverdächtige noch minderjährig war, aus dieser ausgetreten sein soll.

Bereits durchgeführte Auswertungen digitaler Medien des mutmaßlichen Täters sowie Zeugenaussagen aus seinem persönlichen Umfeld hätten bislang aber keine Erkenntnisse zu einer Radikalisierung oder zu Kontakten des mutmaßlichen Täters ins rechte Spektrum ergeben.

Woher hatte der 18-Jährige die Waffen?

Der mutmaßliche Täter hatte zwei Gewehre bei sich, die Tatwaffe war eine Schrotflinte, erklären die Ermittler. Die Waffen hat er sich nach Angaben der Polizei vom Mittwoch in Österreich besorgt. Dort habe der 18-Jährige etwa eine Woche vor der Tat drei Langwaffen gekauft.

Die beiden bei der Tat verwendeten Waffen hat der junge Mann laut den Ermittlern bei einem Waffenhändler gekauft, die dritte bei einer Privatperson. Inwiefern sich der Waffenhändler oder seine Mitarbeiter wegen des Waffenverkaufs strafrechtlich verantworten müssen, wird den Angaben zufolge geprüft. Dies gestalte sich aufgrund der unterschiedlichen Rechtslage in der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland als schwierig, hieß es.

Beamte stellten am Tatort zwei der Waffen und rund 150 Schuss Munition sicher. Die dritte Waffe habe die österreichische Polizei in einem Zimmer gefunden, das der junge Mann bei einem Aufenthalt angemietet habe.

Weil bei der Leiche des jungen Mannes ein Rucksack mit unbekanntem Inhalt gefunden wurde, konnte die Polizei zunächst nicht zu dem Toten vordringen. Es hätte sich um Sprengstoff handeln können, erklärte Kollmar. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hatte daher Entschärfer geschickt, die den Rucksack untersuchten. Sprengstoff wurde dabei nicht gefunden.