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Gesellschafter sind sich über TIP-Auflösung einig

Pfullendorf / Lesedauer: 4 min

Zukunft des Gebäudes am Stadtsee ist ungewiss – Firmen müssen mit höheren Mieten rechnen
Veröffentlicht:23.01.2014, 18:35

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Noch rührt die Stadtverwaltung im Internet die Werbetrommel für das Regionale Technologie- und Innovationszentrum Pfullendorf (TIP) am Stadtsee: „Jetzt durchstarten und TIP-Vorteile nutzen: Ab jetzt wieder über 500 Quadratmeter frei!“, heißt es dort. Doch die Tage des TIP sind offenbar gezählt. Die Gesellschafter haben sich bereits darauf geeinigt, die TIP GmbH aufzulösen. Die im TIP ansässigen Firmen müssen sich mindestens auf höhere Mieten einstellen – wenn nicht sogar auf ihren Auszug. „Die Diskussion darüber, was mit dem Gebäude passiert, ist noch völlig offen“, sagt Pfullendorfs Kämmerer Michael Traub.

Zwar will die Verwaltung dem Gemeinderat nächste Woche Donnerstag, 30. Januar, die Auflösung der TIP GmbH vorschlagen, ein Alleingang ist allerdings nicht möglich: Die Auflösung muss mit einer Mehrheit von 75 Prozent der Geschäftsanteile beschlossen werden. Gesellschafter der TIP GmbH sind neben der Stadt Pfullendorf (zu 57 Prozent) auch der Landkreis Sigmaringen (25 Prozent) sowie die Gemeinden Wald, Illmensee und Herdwangen-Schönach (je sechs Prozent). Die endgültige Entscheidung muss die Gesellschafterversammlung treffen. „Ein genauer Termin dafür steht noch nicht fest“, sagt Michael Traub. Denkbar sei aber eine Versammlung im März oder April. Allerdings habe sich die Stadt Pfullendorf bereits mit den anderen Gesellschaftern über die Auflösung der GmbH verständigt. „Der Tenor war einhellig“, sagt Traub.

Die Entscheidung darüber, wie das Gebäude an der Franz-Xaver-Heilig-Straße in Zukunft genutzt werden soll, wird in den Händen des Gemeinderats liegen: Eigentümer des Hauses ist zu 100 Prozent die Stadt Pfullendorf. „Der Name TIP wird mit der Auflösung der GmbH aber auf jeden Fall aus dem Geschäftsverkehr verschwinden“, sagt Michael Traub. Allerdings sei dieser Prozess eher eine langfristige Angelegenheit. Die Stadtverwaltung rechne damit, dass die Auflösung der Gesellschaft einen Zeitraum von einem bis anderthalb Jahren in Anspruch nehmen wird. „Wir haben also genug Zeit, um uns über die Zukunft des Gebäudes Gedanken zu machen“, sagt Traub.

Nach Auskunft von Pfullendorfs Wirtschaftsförderer Felix Kretz sind von 1300 Quadratmetern Bürofläche im TIP derzeit 716 Quadratmeter belegt – also 55 Prozent. Die größten Mieter seien die Firma ME Arbeitsgruppe Energie und Schottmedia. Die weiteren 13 Mieter würden jeweils eine Fläche von unter 50 Quadratmetern nutzen. Sollten sie weiter in dem Gebäude bleiben dürfen, müssen sie wohl mit einer Mieterhöhung rechnen, denn zum Ende dieses Jahres laufen die Zuschüsse aus. „Diese mussten zweckgebunden an die Mieter weitergegeben werden“, sagt Michael Traub. Dies sei in Form von günstigen Mieten geschehen. „Nach dem Auslaufen der Zuschüsse müssten wir mit Sicherheit über eine Mieterhöhung reden“, sagt der Kämmerer.

Insgesamt habe das Konzept der Technologie- und Innovationszentren ausgedient. „Man muss sich vor Augen führen, dass solche Technologiezentren zur Gründungszeit in Mode waren“, sagt Michael Traub. „Jetzt sind wir fast 20 Jahre weiter und die Idee hat sich überholt. Heute verschwinden diese Zentren wieder – und zwar in ganz Baden-Württemberg.“ Das bestätigt auch der ehemalige Pfullendorfer Wirtschaftsförderer Siegfried Abt , unter dessen Regie das TIP Anfang der 2000er-Jahre stand. „Die Grundidee war damals, neue Technologien im ländlichen Traum zu verankern“, sagt Abt. Das sei in Pfullendorf auch gelungen. „Das TIP war lange Zeit zu 100 Prozent gefüllt.“

Der Betrieb von solchen Technikzentren sei inzwischen überholt – beispielsweise, weil schnelle Internetanschlüsse heute leichter verfügbar seien. Trotz allem sei die Gründung des Technologie- und Innovationszentrums in Pfullendorf ein richtiger und fruchtbringender Gedanke gewesen. „Damals hat das auch psychologisch sehr positiv gewirkt“, sagt Siegfried Abt. „Auch kleinere Firmen haben gemerkt: Die Stadt tut etwas, die Stadt will neuen Technologien gegenüber offen sein.“

Das Technologie- und Innovationszentrum Pfullendorf war 1996 gegründet worden und war zunächst nicht nur im Gebäude an der Franz-Xaver-Heilig-Straße, sondern auch in einem Gebäude an der Martin-Schneller-Straße untergebracht. Dieses hat die Stadt bereits verkauft.