Meisterkonzert

Melancholischer Träumer

Bregenz / Lesedauer: 2 min

Meisterkonzert der Wiener Symphoniker unter der Leitung von François-Xavier Roth
Veröffentlicht:20.01.2019, 15:43

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In ihrem Meisterkonzert entführen die Wiener Symphoniker unter der Leitung von François-Xavier Roth am Donnerstag, 24. Januar, um 19.30 Uhr im Festspielhaus Bregenz in die Welt zweier großer Komponisten: Hector Berlioz und Ludwig van Beethoven .

Für einen französischen Nachwuchskomponisten gibt es bis heute keine größere Ehre als den Rompreis, ein Stipendium zum Studienaufenthalt in der ewigen Stadt, heißt es in der Pressemitteilung des Veranstalters. Nur Hector Berlioz, der den Preis erst im fünften Anlauf gewinnen konnte, sah das anders. Er langweilte sich an der Akademie so, dass er am liebsten im kühlen Petersdom saß und Abenteuerromane von Lord Byron las, während ihm daheim in Paris die Verlobte davonlief. Seine Erfahrungen verwob er mit Byrons epischem Gedicht „Childe Harold’s Pilgrimage“ zu seinem Solokonzert „Harold in Italien“, in dem die Viola den „melancholischen Träumer“ (Berlioz) repräsentiert. Nun schlüpft der Bratschen-Virtuose Antoine Tamestit in diese Rolle. Er gilt als einer der besten Bratscher der Welt und spielt auf Stradivaris erster Viola von 1762. Mit Beethovens „Eroica“ erklingt nach der Pause die vermutlich berühmteste Heldenmusik. Kein Instrumentalwerk hatte bis dahin solche Dimensionen, was die Länge, die Dynamik und den formalen Aufbau anbetrifft. Das „Heroischste“ an der Sinfonie ist der zweite Satz, die „Marcia funebre“. Noch nie war ein Trauermarsch explizit in eine Sinfonie aufgenommen worden. Bedenkt man die Entstehungszeit, so trägt diese dritte Sinfonie auch persönliche Züge. Denn durch die zunehmende Ertaubung spürte Beethoven, der bis dahin hauptsächlich von seinen Einkünften als Klaviervirtuose lebte, eine starke existenzielle Bedrohung. Er rang mit dieser Musik um sein Leben als Komponist, heißt es in der Vorschau abschließend.