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Leserbrief

Leserbrief zur Klinik-Schließung: „Umdenken an Aschermittwoch“

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

„„Viel Feind, viel Ehr“, diesen Eindruck muss man haben, wenn man die unter anderem von Landrat Bär, den Fraktionsvorsitzenden, zahlreichen Kreisräten und den Personalvertretern zum Thema Krankenhaus Spaichingen abgegebenen Stellungnahmen gewissenhaft wertet. „Der Drops scheint gelutscht!“ Da der Aschermittwoch traditionell der Tag zum Umdenken ist, besteht vielleicht doch noch Bereitschaft, alle Argumente noch einmal ganz gewissenhaft abzuwägen.
Veröffentlicht:05.03.2019, 18:28

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„„Viel Feind, viel Ehr“, diesen Eindruck muss man haben, wenn man die unter anderem von Landrat Bär, den Fraktionsvorsitzenden, zahlreichen Kreisräten und den Personalvertretern zum Thema Krankenhaus Spaichingen abgegebenen Stellungnahmen gewissenhaft wertet. „Der Drops scheint gelutscht!“ Da der Aschermittwoch traditionell der Tag zum Umdenken ist, besteht vielleicht doch noch Bereitschaft, alle Argumente noch einmal ganz gewissenhaft abzuwägen.

Man kann sich beim besten Willen nicht des Eindrucks erwehren, dass das plötzliche Zurückziehen von Dr. Kaiser als designierter Chefarzt von einem unterschriebenen Vertrag eine Vorgeschichte hat. Sollte ihm eine düstere Prognose für das Spaichinger Krankenhaus gegeben worden sein?

Spaichingen hat 2002 schweren Herzens „seine“ Gynäkologie nach Tuttlingen abgegeben. Spaichingen hat als Kompensation die Knieendoprothetik bekommen. Sie wurde schon vor Jahren wieder heimlich, still und leise nach Tuttlingen geholt. Später ist die Chirurgie gefolgt. Sollte das Spaichinger Haus langsam, aber sicher austrocknen?

Der Ärztemangel ist nicht wegzudiskutieren und es läge an der Großen Politik, die ärztliche Versorgung der Bevölkerung wieder ins Lot zu bekommen. Es scheint ja gelungen, eine ganze Reihe von Ärzten erst jüngst in Tuttlingen einzustellen. Wurde auch der Versuch unternommen, zum Beispiel Oberärzten mit einem entsprechenden Aufgeld eine Stelle in Spaichingen schmackhaft zu machen?

Die Menschen im nördlichen Teil des Kreises haben 2017 ihren Teil zum 3. Platz des Landkreises Tuttlingen in einem Ranking aller deutschen Landkreise beigetragen. Sie haben deshalb Anspruch auf eine angemessene und nicht nur durchschnittliche Gesundheitsversorgung.

Wenn der Landrat auf die Frage, warum benachbarte finanziell schwächere Kreise, sich zwei oder gar drei Krankenhäuser leisten, lapidar erklärt, er äußere sich nicht zu anderen Landkreisen, so ist das eine bequeme, aber inakzeptable Antwort.

Wer kann eigentlich verstehen, wenn die Kreisverwaltung und Kreisräte argumentieren, der Zug für eine neue Klinik an einem zentralen Standort sei längst abgefahren? Das heißt doch, dass an diesem schlechten Standort bis zum Sankt-Nimmerleinstag investiert werden soll, egal ob er eine Zukunftschance hat.

Es wäre endlich an der Zeit, dass die Verantwortlichen und die Entscheider bei den Bürgerinnen und Bürgern des nördlichen Teils des Landkreises den Eindruck hinterlassen würden, ernstgenommen zu werden. Bisher hat alles nach einem lange und gut vorbereiteten Handstreich ausgesehen, bei dem lediglich die Tuttlinger Belange eine Rolle spielten. Zukunftskonzepte lassen sich aber nicht unter Zeitdruck seriös und zukunftssicher entwickeln. Der nördliche Teil des Landkreises muss und wird kooperativ sein, aber nur, wenn die Interessen aller Beteiligten fair berücksichtigt werden.“

Karl-Ludwig Oehrle, Spaichingen