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Gemeindeordnung

Laichinger Stadtrat hört nach 20 Jahren auf

Laichingen / Lesedauer: 3 min

Fraktionsübergreifend herrscht Bedauern über das Ausscheiden von Stadtrat Kurt Wörner
Veröffentlicht:15.05.2018, 15:40

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Nach 20 Jahren als Laichinger Stadtrat findet Kurt Wörner: „Es reicht.“ Einstimmig haben seine Ratskollegen am Montagabend seinem Antrag auf vorzeitiges Ausscheiden aus dem Gemeinderat stattgegeben (die Gemeindeordnung lässt dies zu). Fraktionsübergreifend drückten sie ihr Bedauern aus. Sie lobten Wörner für seinen Sachverstand und seine Menschlichkeit. Trotzdem will der bald 71-Jährige weiterhin Politik für die Laichinger Alb machen.

Lesen, Musizieren, Wandern, Reisen – für seine Hobbys hat Kurt Wörner ab sofort mehr Zeit. Insgesamt 20 Jahre lang saß er – mit einer Unterbrechung dazwischen von vier Jahren – im obersten kommunalen Gremium der Stadt, im Gemeinderat. Am Montagabend nahm er seinen Hut. Das CDU-Mitglied begründete diesen Schritt mit seinem Alter.

In einer kurzen Rede stellte Wörner fest: „Es reicht.“ Am 3. Juni dieses Jahres werde er 71 Jahre alt. Zeit für ihn, zu gehen. Aber nicht ganz. Dem neuen Kreistag des Alb-Donau-Kreises, der 2019 gewählt wird (am Tag der landesweiten Kommunalwahlen), wolle er abermals angehören, teilte Wörner quasi im selben Atemzug mit. Ganz will oder kann er wohl noch nicht von der Kommunalpolitik lassen. Als Kreisrat, wenn er denn gewählt wird, wolle er sich dann weiterhin einsetzen für alles rund um den Merklinger Bahnhof, den schulischen Bereich und für Soziales.

Sicherlich wiedergewählt worden

Ziemlich sicher wäre Wörner wieder in den neuen Laichinger Gemeinderat gewählt worden. Womöglich hätte er abermals die meisten Wählerstimmen bekommen. Er hoffe, sagte Wörner, dass diese Stimmen nun Bettina Bochtler bekommt. Sie wird aller Voraussicht nach seinen Platz am Laichinger Ratstisch einnehmen. Der Nachrückerin muss der Gemeinderat aber erst noch grünes Licht geben.

„Überrascht“ von Wörners Schritt zeigte sich Ernst Joachim Bauer (Igel). Er spielte wohl auch darauf an, dass Wörner diesen so kurz vor der nächsten Kommunalwahl tut, noch dazu als steter Stimmenkönig. Gleichzeitig drückte Bauer sein Bedauern aus. Er werde, und das sei nicht ironisch gemeint, Wörners „sachkundige Teilnahme“ an den Sitzungen vermissen.

Wörner konkretisierte die Gründe für seinen Schritt. Vor allem die Doppelbelastung an Montagen wiege schwer – so war es auch an diesem Montag, als zunächst die Kreistagssitzung in Ulm anstand und direkt im Anschluss die des Laichinger Rats.

Einsatz für die Flüchtlinge

Getrübt auch die Stimmung bei Gisela Steinestel (Igel). Sie bedaure den Rückzug, vor allem „jetzt, da wir uns duzen“. Großen Respekt zollte sie auch Wörners Arbeit für die Laichinger Schulen (er selbst war Rektor der Realschule), sowie seiner Haltung. Wörner setzt sich sehr für die Flüchtlinge in Laichingen ein, ist Sprecher des Helferkreises. Steinestel: „Ich weiß, dass du ein offenes Herz hast.“

Was Wörner ebenfalls hat, dies hat er in der Vergangenheit immer wieder bewiesen: hohen Respekt vor der Demokratie, in der Macht nur auf Zeit vergeben wird. Und auch, wenn er keiner noch so kontroversen Debatte aus dem Weg gegangen ist: Prinzipien wie Anstand und Toleranz ließ Kurt Wörner nie fahren, hielt diese stets hoch.

Als Vertreter des verhinderten Bürgermeisters Klaus Kaufmann leitete Bernhard Schweizer (LAB) die Gemeinderatssitzung. Er danke Wörner für dessen Menschlichkeit und kündigte an, dass dessen Ausscheiden im Sommer noch in einem feierlichen Rahmen begangen werden soll. Und auch die BWV-Fraktion scheint Wörner nur ungern ziehen zu lassen. Reiner Fink erzählte eine Anekdote, nach der Wörner ihn und seine BWV-Kollegen öfters in deren Fraktionssitzung besucht und angewiesen habe, „…dass wir jetzt heimgehen sollen, weil es schon so spät sei“, so Fink. „Das werden wir vermissen.“ Fink stellte außerdem Wörners Kompromissbereitschaft heraus. Zum Schluss wünschte er ihm „alles Gute!“. Er dürfte nicht nur für den gesamten Gemeinderat gesprochen haben, sondern auch für viele andere Laichinger Bürger.