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Integrationszentrale

VHS wird zur Integrationszentrale

Tuttlingen / Lesedauer: 3 min

Volkshochschule übernimmt mit Partnern Kursangebote – Neue Stelle geschaffen
Veröffentlicht:18.01.2013, 17:00

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In einem fremden Land Fuß zu fassen, ist für viele nicht einfach. Die meist größte Hürde: die Sprache. Wer nicht versteht, kann sich nur schwer integrieren. Jahrelang hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Landkreis Tuttlingen Ausländern die Möglichkeit geboten, in Integrationskursen Deutsch sowie hiesige gesellschaftliche und politische Konventionen zu lernen. Nach der AWO-Insolvenz im vergangenen Jahr (wir berichteten), hingen nicht nur Migranten, die lernen wollten, sondern auch die Behörden, die die Ausländer vermitteln, in der Luft: wohin zum Integrationskurs?

Die Volkshochschule hat die Kurse der AWO aufgefangen und nach einer Lösung für die steigende Nachfrage nach Integrationskursen in Tuttlingen gesucht. Mit dem 1. Januar diesen Jahres ist das Problem ausgeräumt, das Zauberwort lautet - behördlich kompliziert - „Koordinierungsstelle für Integrationskurse Tuttlingen“ (KIT). Mit der Volkshochschule als Flaggschiff sowie dem Vatter Bildungszentrum und der Deutschen Angestelltenakademie (DAA) als Kooperationspartnern, gibt es fortan eine zentrale Anlaufstelle für Integrationskursinteressenten, Behörden und Einrichtungen. „Die Gelegenheit, die Integrationskurse unter einem Dach, mit einer Anlaufstelle, zu bündeln, hat sich nach der AWO-Insolvenz geboten“; sagt Stefan Schlagowsky-Molkenthin, Fachbereichsleiter Deutsch als Fremdsprache bei der VHS. Die Zentrale von KIT ist nun bei der VHS angesiedelt, hier wurde eigens eine neue Stelle geschaffen, um den Bereich Integrationskurse zu managen. Katerina Macova, Dozentin an der Volkshochschule, übernimmt diesen Part.

„Es gibt eine zunehmend größere Nachfrage nach Integrationskursen, da macht eine zentralisierte Lösung einfach Sinn“, erklärt Schlagowsky-Molkenthin . Zumal es für Einrichtungen wie etwa das Jobcenter wichtig ist, Menschen mit Defiziten in der deutschen Sprache, rasch in der Integrationskurse zu vermitteln.

Mit der Abschaffung der Freizügigkeitsbescheinigung (Bestätigung für EU-Bürger über das Bestehen des Aufenthaltsrechts in Deutschland) durch die Bundesregierung Ende des vergangenen Jahres, wird nun auch EU-Bürgern die Teilnahme an einem Integrationskurs erleichtert. Wenn ein frisch eingereister EU-Bürger Hartz IV oder Arbeitslosengeld beantragte, wurde ihm bisher die Freizügigkeitsbescheinigung entzogen. Eine Zulassung zum Integrationskurs durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) war – aufgrund der fehlenden Bescheinigung – nicht möglich. „Die Abschaffung erleichtert einiges“, sagt Katerina Macova .

Alle Kurse werden mit einer sogenannten B1-Prüfung abgeschlossen – „das ist wichtig für eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland“, verweist Macova. Diejenigen, die die Prüfung bestehen, können mit dieser Bescheinigung zudem die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. „Wir wollen mit diesen Kursen auch eine Willkommenskultur schaffen“, sagt der Leiter der VHS, Hans-Peter Jahnel. Die Kurse seien eine interkulturelle Öffnung, so Jahnel, und die VHS habe sich lange Zeit mit dem Thema Integration auseinandergesetzt. Dass solch eine Fortbildung ein Startschuss für eine erfolgreiche Integration sein kann – dafür hat Jahnel einige Beispiele im eigenen Haus. „Es gibt mehrere Dozenten aus anderen Ländern“, verweist er.

Wie etwa Katerina Macova, die aus eigener Erfahrung weiß, „welche Schwierigkeiten man am Anfang in einem fremden Land hat“. Ihre Stelle, die zunächst auf zwei Jahre befristet ist, wird von den Integrationskursträgern in Eigenleistung vollständig selbst finanziert. Sie ist die erste Ansprechpartnerin für Behörden und Kursinteressenten.

Menschen mit zehn bis zwölf verschiedenen Nationalitäten sitzen in den Kursen, „es gibt keine andere gemeinsame Sprache außer Deutsch“, sagt Macova. Da die Werbung für die Kurse derzeit meist noch über Mundpropaganda laufe – also ein Teilnehmer seinen Bekannten davon erzählt – ist es immer möglich, die Teilnehmerzahl aufzustocken, abhängig von den Deutschkenntnissen der Interessierten. Im Angebot sind derzeit zusätzlich zu den allgemeinen Integrationskursen auch Frauenkurse (mit Kinderbetreuung), Alphabetisierungskurse oder Abendkurse, neue Seminare beginnen im Frühjahr.