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Kräuteranbau

Hildegard Danner und ihre „wilden Gesellen“

Meckenbeuren / Lesedauer: 3 min

„Ach du grüne Neune“: Unterwegs mit der Kräuterfachfrau der Stiftung Liebenau
Veröffentlicht:15.05.2018, 19:38

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Seit 30 Jahren ist Hildegard Danner Gärtnermeisterin. Dass sie sich 2014 zur Kräuterfachfrau fortgebildet hat, prägt die agile Frau aber wesentlich mehr als die drei Jahrzehnte zuvor. Seit fünf Jahren ist sie bei der Stiftung Liebenau für den Kräuteranbau zuständig, was sie für eine Runde im Zuge der SZ-Serie „Draußen unterwegs“ prädestiniert – allzeit die Kräuter im Blick.

Wobei Hildegard Danner eins vorausschickt: „Ich würde nie Kräuter am Wegesrand sammeln“ – lasse sich doch nicht erkennen, welche Verunreinigungen (sei es durch Autos oder Tiere) die Pflanzen aufgenommen haben. Im Wald oder am Waldesrand zu sammeln, das empfiehlt sie – auch gerne mit einem guten Bestimmungsbuch in der Hand. Habe doch so manches Kraut einen „giftigen Doppelgänger“ – bekanntestes Beispiel: Bärlauch und Maiglöckchen.

Draußen unterwegs ist Hildegard Danner gerne – sei es mit dem Rad zur Arbeit oder mit der Familie. Dementsprechend gut kennt sie sich in und um Liebenau aus. Sie organisiert hier oder auch andernorts Kräuterführungen für integrierte Gruppen, aber auch für Schulklassen – hat sie sich doch neben der 50-Prozent-Stelle bei der Stiftung Liebenau mit „Von Menschen für Menschen“ ein zweites Standbein geschaffen und ihre eigene Kräuterwerkstatt gegründet.

Was die Kräuterführungen angeht – „das sind oft eher Kräuterspaziergänge“, schmunzelt sie – komme die Gruppe doch mitunter nur wenige Hundert Meter weit, weil es so viel zu sehen und erläutern gibt.

Hildegard Danner orientiert sich dabei in vieler Hinsicht an ihrer Namenspatronin Hildegard von Bingen. „Wildkräuter haben immer eine wichtige Rolle für die Menschen gespielt“, weiß sie um Tradition und Heilkraft, der heutzutage wieder mehr Menschen vertrauen.

„Die Wildkräuter vitalisieren uns“, ist Danners Beobachtung, die sie auf beide Aspekte bezieht – auf die heilsame Wirkung, aber auch auf die Anwendung als Würze oder Speise. Beispiel Giersch: „15-mal mehr Proteine und Vitamin C als in Endiviensalat“ sei im Geißfuß enthalten, der seinen Zweitnamen der Form seiner Blätter verdankt.

Wie auch so mancher Sinnspruch die Kräuter meint: „Ach du grüne Neune“ bezieht sich auf die Gründonnerstagssuppe, die als Neun-Kräuter-Suppe aus den ersten frischen Pflanzen im Jahr schöpft. Brennnessel, Löwenzahn, Gundermann, Schafgarbe, Pimpernelle oder auch Vogelmiere kann sich Hildegard Danner dafür vorstellen – letztendlich muss aber jeder selber seine Lieblingskräuter zusammenfügen.

Darauf dass die Vogelmiere gerne von Vögeln gefressen wird, ist noch relativ leicht zu schließen. Ungleich schwerer: Woher der Beiname „Hühnerdarm“ stammt? Hildegard Danner bricht den Stiel des Krautes entzwei – und siehe da: Zum Vorschein kommt eine dünne Faser, die einem „Hühnerdarm“ ähneln dürfte.

Doch nicht nur um die Beschaffenheit weiß die „Heilpflanzenfachfrau“ (so die offizielle Bezeichnung), sondern auch um die Anwendung. Gute Erfahrungen hat Hildegard Danner mit der Vogelmiere beispielsweise bei festsitzendem Husten gemacht, aber auch gehört, dass sie beruhigend bei Hautkrankheiten wirken soll.

In Verantwortung für die Natur

Sie selbst schwört auf eine Handvoll Kräuter, die sie jeden Morgen roh zu sich nimmt. Gerne wendet sie aber auch den „Holler“ an: Holundersaft stellt Hildegard Danner selbst her oder streut die Blüten auch mal ins Badewasser ein.

Angetan hat es ihr zudem der Giersch, seien es die feinwürzigen Blätter oder die leicht scharfen Knospen. „Suppen, Kräuterbutter, Pesto, Brotaufstriche“ – lang ist die Liste an Speisen, die Danner mit der „Powerpflanze“ verfeinert.

Ihre „wilden Gesellen“ nennt sie die Kräuter, deren Handhabung sie vom Aussäen an vermittelt. Bei all dem schwingt große Achtung mit – im Wissen darum, mit der Natur achtsam umzugehen.

Für Hildegard Danner sind die Kräuter zu „meiner Erfüllung“ geworden. Mit Leib und Seele hat sie sich ihnen verschrieben – und in der Gewissheit, dass „es da eine göttliche Kraft aus der Ewigkeit gibt – und die ist grün“.