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Verkehrsverantwortung

Hermann spricht auch über kommunale Verkehrsverantwortung

Wangen / Lesedauer: 3 min

50 Interessierte kommen zum Vortrag des Baden-Württembergischen Verkehrsministers über neue und nachhaltige Mobilität
Veröffentlicht:19.04.2018, 20:59

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Zwei Stunden lang nahm sich der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann am Mittwochabend Zeit. Zwei Stunden, in denen er zum einen im portugiesischen Zentrum an der Morfstraße über das Thema „Neue Mobilität“ referierte, zum anderen auf die Fragen der Zuhörer antwortete. Hermann baute seinen Vortrag, seine Absicht, auf fünf V-Wörter auf: verbessern, verlagern, vermeiden, vernetzen und die eigene Vorbildfunktion.

Auf Einladung der Landtagsabgeordneten Petra Krebs (Die Grünen/ Bündnis 90) kam der Verkehrsminister nach Wangen – und stieß hier auf eine mehr als interessierte Zuhörerschar. Dass „Verkehr“ nicht automatisch gleichbedeutend ist mit Autos und daraus resultierend Straßenbau, dafür steht Hermann schon seit seinem Amtsantritt Pate. „Seit 2011 betreiben wir eine grundlegend andere Politik“, erklärte Krebs: „Weg von der Automobil-Verkehrspolitik, hin zu einer Mobilitätspolitik.“

„Wie retten wir den Diesel?“ als „fatale Frage der Vergangenheit“

Mit den Worten „Gute Politik muss eine pragmatische Antwort haben“ leitete Hermann zu seinem Vortrag über. Er beschrieb das im Koalitionsvertrag der Landesregierung vereinbarte Leitbild der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. „Es gibt zwei große Trends, die auch die technische Entwicklung bestimmen“, sagte Hermann – und nannte Digitalisierung und Klimawandel. 1,1 Milliarden Autos gebe es derzeit weltweit. Die große Frage sei es, wie es leistbar ist, mobil zu bleiben, ohne das Klima zu belasten. Das auch von der Bundesrepublik unterzeichnete Klimaschutzabkommen als verbindlicher Vertrag setze einen Rahmen und zwinge zu klimaneutralen Antrieben. Die Frage „Wie retten wir den Diesel?“ sei daher eine „fatale Frage der Vergangenheit“: „Investiert werden muss in eine neue Technologie, die uns mobil hält.“ Auch in Baden-Württemberg verzeichne man statt eines Rückgangs einen Anstieg an Treibhausgasen. Mit einem Anteil von 34 Prozent stammen die meisten Treibhausgase aus dem Verkehrssektor: „Die Industrie produziert weniger als die Hälfte.“ Als Hauptproblem nannte Hermann die individual gefahrenen Autos und LKW. Genau jenen Individualverkehr gelte es zu vermeiden – insbesondere unter dem Aspekt, dass sich 50 Prozent aller Autofahrten im Entfernungsraum fünf Kilometer und weniger bewegen.

Hermann nimmt auch die Kommunen in die Pflicht

Hermann wetterte gegen die Verweigerungshaltung der Bundesregierung zur Blauen Plakette, gegen immer größer, schneller und schwerer werdende Autos – und zeigte auf, wie Städte wie Karlsruhe oder Kopenhagen mit Investitionen in den attraktiven Radfahrverkehr ihren Radverkehrsanteil in wenigen Jahren verdoppeln konnten. Im so genannten Modal Split, der Verteilung der Verkehrsmittelwahl, müsse es – so Hermann – Veränderungen und Verschiebungen geben: „Das klappt nur, wenn man den öffentlichen Personennahverkehr besser macht. Wir müssen vernetzt und preiswert sein und neue Bezahlsysteme schaffen.“ Neben der Stärkung des Rad- und Fußverkehrs müsse auch das Transport- und damit Güterproblem gelöst und verlagert werden. Auch die Kommunalpolitik nahm Hermann in die Pflicht bei der Wohnumfeldgestaltung und damit bei Versorgungseinrichtungen und Arbeitsplätzen in Wohngebieten, die Verkehre vermeiden helfen könnten. Nicht zuletzt erinnerte Hermann, selbst passionierter Radfahrer und ÖPNV-Nutzer, an die eigene Vorbildfunktion. Auch, wenn sich in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg vieles bewegt habe, ließe sich sagen: „Wir haben die Verkehrswende höchstens begonnen einzuläuten, aber nicht vollzogen.“