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Alkoholsucht

Ein neuer Weg aus der Alkoholsucht für Frauen

Kreis Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Wie suchtkranken Frauen in der ganztägig ambulanten Tagesreha in der Fachklinik Höchsten geholfen wird
Veröffentlicht:23.12.2018, 15:44

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Nachts daheim schlafen, morgens in der eigenen Wohnung frühstücken und tagsüber in einer Einrichtung der Zieglerschen Suchthilfe die eigene Abhängigkeit offensiv angehen – das ist vor allem für Patienten mit einem stabilen sozialen Umfeld eine sehr interessante Option, heißt es in einer Pressemitteilung der Zieglerschen. Voraussetzung für eine ganztägig ambulante Reha ist, dass die Anfahrt zur Klinik nicht länger als eine Stunde dauert. Seit Juli 2018 wird diese Form der Rehabilitation auch in der Fachklinik Höchsten in Bad Saulgau, einer Einrichtung der Zieglerschen Suchthilfe für suchtkranke Frauen, angeboten.

Die erste Patientin, die jetzt in der Fachklinik Höchsten diesen Weg gewählt hat, ist Sabine C. Die 70-Jährige mit dem flotten Kurzhaarschnitt war früher bereits alkoholkrank und ist im vergangenen Jahr nach einer elfjährigen abstinenten Phase rückfällig geworden. „Mein Rückfall war ziemlich krass – ein absoluter Tiefpunkt“, erzählt sie. Und auch, dass ihre Kinder sich damals komplett von ihr zurückgezogen haben. „Die Konsequenz meiner Kinder hat mir gezeigt, dass es so nicht mehr weitergehen konnte, und sie haben mich auch dazu ermutigt, eine Reha zu machen“, wird Sabine C. in dem Pressetext zitiert. Nach einer stationären Entgiftungsphase und einer mehrwöchigen ganztägig ambulanten Reha in der Fachklinik Höchsten ist sie seit sechs Monaten wieder „trocken“.

Ein Reha-Tag ist lang

Während ihrer ambulanten Reha startet sie jeden Tag daheim gegen 7.15 Uhr und kommt abends gegen 17 Uhr wieder zurück. Am Wochenende hat sie frei. Ebenso wie die stationären Patientinnen nimmt sie tagsüber an den Angeboten der Suchthilfeklinik in Bad Saulgau teil. Auf dem Programm stehen neben Einzel- und Gruppengesprächen auch Sport, Tanztherapie, Entspannungstechniken, kreatives Gestalten, tiergestützte Therapie und vieles mehr.

„Mir gefällt das Gesamtpaket hier in der Fachklinik Höchsten, ich fühle mich wohl und bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe“, sagt sie. Ganz bewusst habe sie sich für diese Form der Reha entschieden – auch weil sie die Pflege ihres Ehemannes übernommen hat und mit dieser Rehaform dennoch für ihn noch Zeit bleibt. „Da kannst du in deiner gewohnten Umgebung bleiben und bist nicht während der Reha wie unter einer Käseglocke und anschließend kommt der Alltag“, erklärt sie. Wer eine ambulante Reha mache, könne jeden Tag daheim gleich umsetzen, was er in der Therapie gelernt habe. Ob sie ihren Alltag künftig ohne Alkohol bewältigen kann? „Ich denke, dass ich das jetzt schaffe“, erklärt sie zuversichtlich, so der Pressebericht weiter. Und auch, dass sie in Zukunft mehr auf sich selbst achten will. Das habe bereits damit angefangen, dass sie, wenn sie nach Hause komme, nicht gleich hektisch mit liegen gebliebenen Arbeiten anfange, sondern erst mal mit ihrem Mann in Ruhe eine Tasse Kaffee trinke und von ihrem Tag erzähle.

„Für manche suchtkranke Menschen ist es wichtig, mal daheim rauszukommen und mit Abstand auf ihr Leben zu schauen. Hier ist eine stationäre Therapie sicherlich die beste Lösung“, erklärt Harald Stolzke, der Bezugstherapeut von Sabine C. Bei Menschen, die in der Nähe leben und ein stabiles Umfeld haben, könne eine ambulante Therapie die bessere Wahl sein. „Daneben bieten wir in der Fachklinik Höchsten auch eine Kombitherapie an, die beide Komponenten enthält – zuerst eine stationäre und dann eine ambulante Phase“, so Stolzke weiter in dem Pressetext. In der Therapie gehe es darum, herauszufinden, wie Lebenssituationen ohne Suchtmittel bewältigt werden können. „Therapie ist Veränderung – bei sich selbst und bei der Lebenssituation“, sagt Stolzke.