StartseiteRegionalRegion TuttlingenHausen o. V.Ein Dorf spielt Weltgeschichte – und über tausend Besucher kommen

Lichterreklame

Ein Dorf spielt Weltgeschichte – und über tausend Besucher kommen

Hausen ob Verena / Lesedauer: 4 min

Ein Dorf spielt Weltgeschichte – und über tausend Besucher kommen
Veröffentlicht:21.12.2010, 09:10

Artikel teilen:

Unzählige Lichterreklamen, Werbespots und mehr weisen auf Weihnachten voraus. Doch die evangelische Kirchengemeinde Hausen mit einer großen Anzahl Mitglieder aus allen Schichten der Gemeinde hat einen anderen Weg beschritten, diese Weltgeschichte hautnah spürbar vor Augen zu führen und die Menschen am Geschehen teilnehmen zu lassen. Die Premiere der „Hausener Dorfweihnacht“ ist zu einem grandiosen Erfolg geworden.

Über tausend Besucher gingen den mit Schnee und Eis bedeckten Weg mit dem heiligen Paar Josef und Maria von Nazareth nach Bethlehem . Ein eisiger Wind pfiff. In „Nazareth“ alias Hausen wird gerade die Durchfahrt von der Freiwilligen Feuerwehr gesperrt. Es ist kein Durchkommen mehr, nur noch Parkplatzsuchende werden von den Wehrmännern an einen sicheren Platz geleitet.

Auf dem Platz vor dem ehemaligen Armenhaus wird der Scheinwerfer ausprobiert und die Lautsprecheranlage getestet. Pfarrer Matthias Figel , Eckard Maurer, Siegfried Glaser, Lothar Klaiber und Christoph Glaser als Hauptorganisatoren kontrollieren nochmals alle Szenenplätze ab. Währenddessen kleiden sich im Motorradfreundeheim acht römische Legionäre an, die bei der Dorfweihnacht auch als Ordnungshüter eingesetzt sind. „Das Ganze macht richtig Spaß. Wir Motorradfreunde sind für alles zu haben“, meint Wolfgang Klaiber. Glockengeläut verkündet den Beginn der Dorfweihnacht.

Inzwischen hat sich um die mit Fackeln abgesteckte Zimmerei eine große Volksmenge versammelt, die Maria beim Aufräumen in der Küche zusieht. Daneben lässt Josef beim Hobeln die Späne fliegen. Wie jedes jungverheiratete Paar, das sein erstes Kind erwartet, sprechen Maria und Josef ( Daniel und Jasmin Merkel) über das bevorstehende Wunder.

Lautstark bahnt sich der Centurio mit den römischen Soldaten den Weg und proklamiert den Befehl des Kaisers Augustus, dass sich jedermann in seiner Heimatstadt in die Steuerliste eintragen lassen muss. Mit einem kleinen Bündel macht sich das Heilige Paar inmitten einer großen Menschenschlange auf den Weg nach Bethlehem. Die Worte über die Verheißungen der Geburt des Messias mit Musik und Flötenspiel am Wegesrand klingen bei den Vorübergehenden lange nach. Ein Projektchor begleitet die schwangere Frau mit „Maria durch den Dornwald ging“. In Bethlehem vor dem Rathaus herrscht ein Tumult, doch letztendlich gelingt es Josef, sich durchzuboxen, denn die Zeit drängt.

Die Blumenwirtin erbarmt sich

Maria sieht ihrer Niederkunft entgegen und benötigt dringend ein Bett. Auf dem Weg zur Herberge „Blume“ postieren sich weitere Musiker, Sänger und Propheten, die dem Heiligen Paar Mut machen. Erbost zeigt sich der Wirt über die weitere Suche nach einem Quartier. Sein Haus ist voll. Doch die „Blumenwirtin“ erbarmt sich der jungen Frau und weist sie in Nachbar Herberts Scheune ein. Schnell wird eine Hebamme gerufen, warme Decken herbeigebracht und das Scheunentor behutsam zugemacht. Das große Wunder geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Diese ist inzwischen unüberschaubar angewachsen und bewegt sich dem Hirtenfeld vor dem ehemaligen Armenhaus zu. Hirten wärmen sich am Feuer, selbst die Schafe frieren bei der eisigen Kälte.

Der Traum des alten Hirten vom Kommen des Messias wird von den anderen Hirten belächelt, doch plötzlich erstrahlt ein überirdisches Licht mit einem Engel, der die Geburt des Heilands verkündet. Die Menschen sind ergriffen und freuen sich über die kleinen Engel, die wunderschön ein Gloria singen.

Die Hirten bahnen sich einen Weg durch die Menschenmenge und gehen zu der Scheune, wo sie Maria und Josef mit dem Kind finden. Ein quicklebendiges, sechs Monate altes Mädchen namens Ronda (die leibliche Tochter von „Maria“ und „Josef“, Jasmin und Daniel Merkel) ist das Jesuskind. Mutter und Kind sitzen auf einem Strohballen.

In Demut bringen die Hirten ihre Geschenke dem kleinen Kind. Blechbläser spielen „Ich steh an deiner Krippen hier“. In der Scheune bilden die Heilige Familie zusammen mit den Hirten ein Standbild, das hell erleuchtet wird und nachhaltig auf die ergriffenen Menschen wirkt.

Was sich die Organisatoren als Ziel der Hausener Dorfweihnacht setzten, ist also voll erreicht worden: Dass man sich einfühlen kann in die Weihnachtsgeschichte. Pfarrer Figel bedankte sich bei den vielen Helfern, Hauptakteuren und Organisatoren. Noch lange standen die Menschen in der Kälte nach dem Umtrunk im Hof der „Blume“ unter dem Eindruck des Erlebten beisammen.