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Lärmaktionsplan

Ortschaftsräte stimmen für den Lärmaktionsplan

Markdorf / Lesedauer: 5 min

Im lärmoptimierenden Asphalt und der Temporeduzierung sehen sie Chancen für die Lärmreduzierung
Veröffentlicht:20.01.2014, 22:25

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Die Ortschaftsräte in Ittendorf und Riedheim haben sich in ihren jeweiligen Sitzungen am Montagabend mit dem Lärmaktionsplan für die Stadt Markdorf befasst. Wolfgang Wahl vom Freiburger Planungsbüro RappTrans und Rechtsanwalt Felix Hornfischer stellten den Entwurf vor, der in den vergangenen Monaten aus dem Grobkonzept entwickelt worden ist.

Wahl berichtete, dass bei den nachkartierten Straßenabschnitten aufgrund der zu geringen Lärmbelastung die Auslösewerte nicht erreicht werden. Das betrifft die Ahauser Straße, die Kippenhauser Straße, die Bernhardstraße, die Ensisheimer Straße, die Eisenbahnstraße und den Schießstattweg. Um einer Verlagerung des Verkehrs von der Bundesstraße 33 vorzubeugen, sollte aber in der Bernhardstraße und in der Ensisheimer Straße die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer in der Stunde reduziert werden. Der Lärmaktionsplan soll laut Hornfischer den Lärm im Freien reduzieren, daher berücksichtigt er keine Auswirkungen durch den passiven Lärmschutz wie etwa Schallschutzfenster.

Ittendorf

Für Ittendorf schlägt der Lärmaktionsplan für die B 33 nun folgende Maßnahmen vor: Einbau eines lärmoptimierenden Asphalts von Ittendorf über Wirrensegel bis nach Markdorf , eine ganztägige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer in der Stunde in der Ortsdurchfahrt sowie eine Geschwindigkeitsherabsetzung auf 50 Kilometer in der Stunde in den Ortseinfahrtsbereichen. Alternativ wäre eine Versetzung der Ortstafeln ortsauswärts denkbar. Ob das möglich ist, will die Verkehrsbehörde des Landratsamts laut Hornfischer überprüfen. Dafür sei eine zusammenhängende Bauweise entlang der Straße vonnöten.

In Wirrensegel wäre neben dem lärmoptimierenden Asphalt auch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 70 Kilometer in der Stunde möglich. Ein lärmoptimierender Asphalt soll laut Wahl aber immer erst dann kommen, wenn der Asphalt ausgetauscht werden muss. „Das kostet dann nur wenige Euro mehr pro Quadratmeter“, sagte Wahl. Wenn der neue Asphalt eingebaut sei, dann müsse laut Hornfischer im gesamten Bereich des Lärmaktionsplans geprüft werden, ob die Geschwindigkeitsbegrenzung noch erforderlich sei. Der Plan sei alle fünf Jahre fortzuschreiben.

Wahl betonte, dass es mit dem Lärmaktionsplan nicht leise werden würde. „Es geht darum, die Spitzen zu reduzieren. Mehr ist im Moment nicht möglich“, sagte er. Ein Punkt, der für Ittendorf wegfällt, seien Lärmschutzwände – schon allein durch die Zufahrten zu den Grundstücken sei dies laut Wahl nicht möglich. Zudem müsste eine Lärmschutzwand eine gewisse Länge haben, um ihre Wirkung zu entfalten. Die Auslösewerte lägen an der Andreas-Strobel-Straße 10 mit 75 Dezibel(A) am Tag und 65 Dezibel(A) in der Nacht so hoch, dass laut eines Erlasses des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur vom März 2012 eine Pflicht zur Lärmreduzierung bestünde. Lärmschutzmaßnahmen kommen demnach bei 70 dB(A) tagsüber und 60 dB(A) in der Nacht in Frage. Hornfischer könne nicht nachvollziehen, dass sich das Landratsamt des Bodenseekreises gegen eine Geschwindigkeitsreduzierung zur Lärmminderungausspreche, da viele Einwohner mit solchen Werten leben müssten.

Nach einer kurzen Aussprache stimmte der Ortschaftsrat mit einem Nein von Ortsvorsteher Thomas Geßler schließlich für Tempo 30 ganztags. „Ich bin Fan von 40 “, erklärte Geßler seine Entscheidung. In der Region herrsche Tempo 30 vor, bemerkte Wahl. Thomas Braun (Freie Wähler) wünschte, dass zu einem späteren Zeitpunkt überprüft wird, ob Tempo 30 seine Wirkung entfalte. Bernd Lang (Umweltgruppe) sprach sich nach erster Skepsis ebenfalls für Tempo 30 aus: „Wenn es etwas bringen soll, dann nur 30.“

Das Gremium stimmte einstimmig für einen lärmoptimierenden Asphalt. Zudem soll geprüft werden, ob zwischen Ittendorf und Wirrensegel ebenfalls 70 Kilometer in der Stunde gelten sollen. Auch sollen bauliche Maßnahmen zur Beruhigung des Verkehrs sowie weitere Verkehrsüberwachungen geprüft werden. Das hat aber laut Hornfischer keine verbindliche Wirkung für den Lärmaktionsplan.

Riedheim

Für den Ortsteil Riedheim stehen im Lärmaktionsplan ebenfalls zahlreiche Vorschläge: Am Lärmschwerpunkt auf der B 33 in Leimbach und Hepbach wird auch der Einbau eines lärmoptimierenden Asphalts vorgeschlagen. In Leimbach könnte nachts die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer in der Stunde reduziert werden. Als Anregung kommen von der Stadt Markdorf zudem zwei Vorschläge: die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 Kilometer in der Stunde zwischen Steibensteg und Leimbach sowie zwischen Leimbach und Hepbach aus verkehrlichen Gründen. Wegen einer nur geringen Anzahl von Betroffenen sei dies aus Sicht des Lärmaktionsplans nicht erforderlich.

Für Hepbach liefert der Lärmaktionsplan ebenfalls Temporeduzierungen – und zwar auf 30 Kilometer in der Stunde nachts in der Ortsdurchfahrt sowie auf 70 Kilometer in der Stunde in Stadel. Als Anregung bietet er den Vorschlag einer Temporeduzierung auf 50 Kilometer in der Stunde am östlichen Ortseingang.

Der Nutzen von Lärmschutzwänden in Steibensteg und Leimbach seien laut Wahl nach den Berechnungen „ungenügend“. In Steibensteg wurde eine Wand mit einer Länge von 136 Metern und in Leimbach von 227 Metern berücksichtigt. Daher können sie laut Hornfischer nicht in das Werk aufgenommen werden. Ähnlich sieht es in Hepbach aus, wo das Ergebnis bei einer 258 Meter langen Wand zwar mit „genügend“ ausfällt. Auch das würde aber einer Festlegung entgegen stehen, da das Ergebnis „gut“ oder „sehr gut“ sein müsste.

Wiltrud Bolien (Umweltgruppe) wollte wissen, warum die Planer Tempo 30 nachts und nicht ganztägig präferieren würden. Wahl erklärte, dass nachts nur zehn Prozent der Autofahrer betroffen seien, die Einschränkung für die restlichen 90 Prozent im Vergleich zum Nutzen aber zu groß seien.

Armin Arnegger (CDU) fragte, warum zwischen Hepbach und Leimbach nicht auch Tempo 30 gelten soll. Wahl betonte auch hierbei, dass die Begrenzung aufgrund der wenigen Betroffenen „keine Chance“ habe. Ortsvorsteher Hubert Roth betonte, dass der Einbau von lärmoptimierendem Asphalt und die Temporeduzierung helfen würden. Allerdings sei dafür die Überwachung des Verkehrs wichtig. Der Ortschaftsrat stimmt einstimmig für den Lärmaktionsplan.