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Bärenstarke Ausstellung in der Badstube

Wangen / Lesedauer: 8 min

Neue Schau steht im Zeichen von Teddys der Sammlerin Ruthild Straub
Veröffentlicht:07.12.2017, 16:02

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In Wangen steppt in den kommenden Wochen und Monaten buchstäblich der Bär. Denn in der Städtischen Galerie in der Badstube läuft ab kommendem Sonntag eine neue Ausstellung unter dem Titel „Teddy, nur Du allein!“ Sie zeigt zahllose Exponate der Regensburger Sammlerin Ruthild Straub . Nicht nur junge Besucher können sich auf eine bärenstarke Ausstellung freuen, wie sich bei einem Besuch während der Aufbauarbeiten zeigte.

„Ich habe schon in Weißenhorn gesagt: Ich mach’s nicht noch einmal.“ Die diese Worte spricht, heißt Ruthild Straub. Die Regensburgerin ist immer wieder mit ihren Teddybären unterwegs, die sie seither in verschiedenen Städten im süddeutschen Raum ausstellt. Vergangenes Jahr in Weißenhorn bei Ulm und ab Sonntag in Wangen. Womit klar ist: So ganz hat sie ihr Vorhaben aus dem Vorjahr nicht einhalten können. Denn dort, in Weißenhorn, waren auch Babette Caesar und Reiner Fritz zu Besuch. Die beiden Organisatoren der Ausstellungen in der Städtischen Galerie hatten von Ruthild Straubs Schau gehört und sich auf den Weg gemacht, um zu schauen, ob die Teddybären auch etwas für Wangen sind.

Getrennte Geschlechter

Und sie waren offensichtlich davon überzeugt, denn ansonsten gäbe es in diesen Tagen nicht die emsigen Aufbauarbeiten in der Badstube. Mehrere bärige Szenen sind in dieser Zeit entstanden: männliche Teddys beim Kartenspiel oder Frauen beim Tratsch in der Küche, während der Nachwuchs nebendran dem Kasperletheater lauscht. Wobei die Trennung zwischen Männlein und Weiblein ganz praktische Gründe hat, wie Babette Caesar erzählt: „In Weißenhorn waren sie alle beieinander in einer Szene. Das war zuviel.“ Jetzt habe man die Teddygeschlechter getrennt, damit die Besucher überhaupt Chancen haben, auf die zahlreichen Details zu achten.

Bären und Zimmereinrichtungen stammen allesamt aus dem Fundus von Ruthild Straub. Auch die „Bärwaldklinik“ von „Chefarzt Dr. Brinkbär“ und eine Augenstation sind entsprechend ausgerüstet und bilden zusammen mit den Kartenspielern und den tratschenden Damen insgesamt vier Szenen und damit den Schwerpunkt der Schau.

Dabei können die Besucher bis zum März nächsten Jahres nicht nur die detailreichen Szenen begutachten, sondern jede Menge Teddy-Geschichte erleben. Auch die persönliche von Ruthild Straub. Und die begann mit einem traurigen Erlebnis: „Als ich drei oder vier Jahre alt war, hat meine Mutter meinen geliebten Teddy einfach in den Kachelofen gesteckt.“ Er sei „abgespielt“ gewesen, begründet die Mutter ihre Tat. Und das kleine Mädchen stand dabei, als ihr Stoff-Liebling einen feurigen Bärentod starb. „Da bin ich richtig krank geworden“, erzählt die heute 76-Jährige. Krank wegen des Verlusts ihres liebsten Spielzeugs. Da damals Krieg herrschte, hätten die Eltern den Onkel in Amerika um Medikamente gebeten. Auch ein neuer Teddy sollte mit über den großen Teich geschickt werden. „Doch der kam nie an“, sagt Ruthild Straub. Dass der Onkel ihr später eine Puppe als Ersatz schickte, konnte das Mädchen kaum besänftigen. Denn Puppen seien nie ihr Ding gewesen: „Ich habe mit meiner Freundin immer mit Teddys gespielt.“ Im Alter von sechs Jahren folgte dann Straubs zweites einschneidendes Teddyerlebnis: Die kleine Ruthild ging über einen Wochenmarkt und fand einen kleinen Bären. Den erstand sie und taufte ihn Peter . „Da ging es mir besser“, sagt sie. Den kleinen Peter hat sie natürlich mit nach Wangen gebracht. Wie auch den Mohren, den sie zwei Jahre später in einem Fahrradgeschäft entdeckte. „Da war das Glück groß“, sagt die Regensburgerin.

44 Kisten voller Kuschelbären

Und die Sammelleidenschaft hatte ihren Ursprung gefunden. Die begann aber erst so richtig, als Straubs Kinder in Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre aus dem Haus waren. „Da kamen die Flohmärkte auf, und da habe ich mir immer Teddybären gekauft.“ Nicht nur schöne und heile, sondern vor allem alte und kaputte. „Je älter und abgespielter sie waren, umso mehr haben sie mich gereizt, die armen Bären“, sagt sie. Man kann sich also lebhaft vorstellen, wie die Bärenklinik entstand.

Wie viele Teddys Ruthild Straub in all den Jahren und Jahrzehnten gesammelt hat, vermag sie nicht zu sagen. Wohl aber der Anzahl der Kisten, in denen die Stoffgefährten heute ihre Bleibe haben: 44. Lange war Ruthild Straubs Hobby ihre persönliche Angelegenheit. Bis Mitte der 1990er-Jahre. Da machte die Nachbarstochter Esther Gajek ihr Examen als Volkskundlerin und wollte eine Ausstellung auf die Beine stellen. Also kam sie auf Ruthild Straub und ihre Bären. Das Ergebnis war nicht nur die erste Ausstellung 1996 in Deggendorf („Ein Riesenerfolg.“), sondern viele weitere. Wangen ist die 17. Schau.

Und im Laufe dieser Jahre hat Ruthild Straub gemerkt, dass sie nicht allein ist mit ihrer Leidenschaft für Teddys. Die Sammlerin erlebte gestandene Männer, die in ihren Ausstellungen Abbilder ihres eigenen früheren Teddybären suchten – und weinten, als sie es gefunden hatten. Oder einen Regierungspräsidenten von Regensburg , der seinen Teddy als Leihgabe zur Verfügung stellte. Samt eines Buchs, das ihm ebenfalls viel bedeutete. Und deshalb wollte er zunächst, dass das Buch täglich eine Seite weiter geblättert wurde. Schließlich sollte der Bär es ja lesen.

Ruthild Straub hat mitbekommen, dass vor allem Männer an den Teddys aus ihrer Kindheit hängen. Aber offenbar auch Frauen, wie die Liste jener bekannten Wangener zeigt, die ihre Lieblinge in einer eigenen kleinen „Promi-Ausstellung“ zeigen: Denn neben Exponaten von Manfred Scharpf, Peter Hölz und Robert Scheidler, finden sich dort auch welche von Belinda Unger, Irmgard Mielke und Christa Brückner.

Dazu gibt es in einer „TED-Galerie“ mit von Volker Zähme alias „Volker Brummig“ mit Bärenmotiven versehene Parodien auf Meisterwerke der Weltkunstgeschichte sowie alte Bücher rund um die Teddys zu sehen. Irgendwie logisch, dass auch frühere Werbemotive der „Bärenmarke“ nicht fehlen. Beim Betrachten der Bilder entschuldigt sich Ruthild Straub. Es gibt noch so viel zu tun, bis die Ausstellung steht. Ach ja, eine Nachfrage gibt es noch: „Meinen Sie das ernst, dass Wangen wirklich Ihre letzte Ausstellung ist?“ Sie schaut kurz nachdenklich. Und dann zuckt sie mit den Schultern.

Vernissage, Öffnungszeiten, Begleitprogramm

Die Vernissage zur Ausstellung „Teddy, nur Du allein!“ in der Städtischen Galerie in der Badstube ist am Sonntag, 10. Dezember, um 11 Uhr. Zur Einführung spricht die Volkskundlerin Esther Gajek aus Regensburg. Für die musikalische Umrahmung sorgt Andieh Merk.

Die Ausstellung läuft bis zum 11. März und ist dienstags bis freitags sowie an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet, außerdem samstags von 11 bis 17 Uhr. An Heiligabend und Silvester ist die Ausstellung geschlossen.

Das Begleitprogramm sieht zahlreiche Veranstaltungen vor

Ab Samstag, 10. Dezember: Malwettbewerb. Kinder bis zu zwölf Jahren können bis Sonntag, 4. Februar selbst gestaltete Bärenbilder abgeben. Die Gewinner werden am Sonntag, 18. Februar, um 16 Uhr bekannt gegeben.

Samstag, 16. Dezember, 15 Uhr: Dr. Brumm feiert Weihnachten. Bilderbuchkino mit animierten Bildern für Kinder ab vier Jahren mit Jutta Kubalczyk in Kooperation mit der Stadtbücherei.

Mittwoch, 3. Januar, 14 Uhr: Paddington 1 und 2. Beide Teile dieses Bärenfilms sind an einem Kinonachmittag im Lichtspielhaus Sohler zu sehen. Kinder bis zwölf Jahre zahlen 7,50 Euro, Erswachsene zehn.

Samstag, 6. Januar, 14.30 bis 16.30 Uhr: Wir machen unsere eigenen Schokobärchen. Für Kinder ab sechs Jahren, maximal zehn Teilnehmer, Kursleitung Anne und Hanna Birk, Kostenbeitrag fünf Euro. Voranmeldung bei der Volkshochsschule unter [email protected].

Sonntag, 14. Januar, 15 Uhr: (M)ein Bär erzählt. Jung und Alt sind eingeladen, Geschichten ihres oder seines Teddybären zu erzählen oder sich erzählen zu lassen.

Samstag, 20. Januar, 11 bis 17 Uhr: Die Bärendoktorin ist zu Besuch. Teddybesitzer können beschädigte Bären von Bärendoktorin Frieda Schmidt behandeln lassen. Kostenbeitrag: drei Euro.

Dienstag, 23. Januar, 20 Uhr, Giebelsaal: Vortrag von Rolf Dieterich zum Thema „Margarete Steiff – ein frühes Beispiel für Frauenpower in der Wirtschaft“. Eintritt: fünf Euro.

Samstag und Sonntag, 3. und 4. Februar, jeweils 11 bis 17 Uhr: Bären-Nähkurs. Wie man einen echten Teddybären mit der Hand näht, zeigt Expertin Frieda Schmidt. Kursgebühr: 70 Euro (inkl. Material)

Samstag, 24. Februar, 15 Uhr: Große lesen für Kleine. Andrea Warthemann liest aus „Der Teddy und die Tiere“ von Michael Ende. Für Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren.

Sonntag, 4. März, 15 Uhr: Wir basteln ein Bären-Puzzle. Dazu sind Kinder bis zu zwölf Jahren eingeladen. Kostenbeitrag: drei Euro.

Weitere Infos gibt es auch online unter www.wangen.de und www.galerie-wangen.de.

Einen Videobeitrag zur Teddybärenschau finden Sie im Internet unter

schwaebische.de/teddybären