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Wifo protestiert: Weingartener Pläne gefährden den Ravensburger Weg

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Vereinigung will ein „zweites Zentrum“ verhindern – Gespräche mit potenziellem Investor für das Gänsbühl-Center
Veröffentlicht:11.07.2012, 16:55

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Das Wirtschaftsforum pro Ravensburg (Wifo), das über 300 Unternehmen vertritt, unterstützt mit Nachdruck den Widerstand der Stadt gegen Bebauungspläne des Nachbarn Weingarten an der Grenze beider Kommunen. „Wenn Weingarten Stadtesch Süd so umsetzt, dann ist die Innenstadtentwicklung in Ravensburg massiv gefährdet, dann ist der Ravensburger Weg beendet“, sagte gestern der Wifo-Vorstand während eines Pressegesprächs.

Wie berichtet, will Weingarten nahe dem Real-Markt mit einem neuen Bebauungsplan unter anderem die Ansiedelung des Media-Marktes ermöglichen, der nächstes Jahr das Gänsbühl-Center in Ravensburg verlassen will. Dagegen regt sich massiver Widerstand aus dem Ravensburger Rathaus. Das Wifo unterstützt diese Linie vehement: „Ein neues Handelszentrum auf der grünen Wiese vor den Toren der Stadt Ravensburg darf es nicht geben“, so Vorstandssprecher Thomas Reischmann . Mit dem neuen Bebauungsplan in Weingarten würde an einem „nicht integrierten Standort“ eine Fläche entstehen, die mehr als ein Drittel der Ravensburger Innenstadt umfasse. Reischmann: „Das wäre ein zweites Zentrum, das darf es nicht geben.“

Auch das Wifo wirft der Weingartener Verwaltung vor, mit dem Entwurf gegen das interkommunale Abstimmungsgebot und gegen das Anpassungsgebot verstoßen zu haben. Es geht dabei vor allem um die Definition von Sortimenten, also Waren, die nicht in Außenbereichen verkauft werden dürfen, damit der Einzelhandel in der Innenstadt nicht ausblutet. In Ravensburg gehören dazu – im Gegensatz zu Weingarten – elektronische Produkte wie Fernsehen und Stereoanlagen sowie weiße Ware (Waschmaschinen und Kühlschränke).

„Wir wollen nicht den Media-Markt behindern, sondern die Stadt schützen“, sagt Wifo-Vorstandssprecher Norbert Martin. Dem Media-Markt würde das Wifo gerne eine Perspektive am jetzigen Standort in der Ravensburger Oberstadt bieten. Das wiederum werde nur unter zwei Voraussetzungen funktionieren: Zum einen sei die Stadt gefordert, endlich die Rahmenbedingungen für das Gänsbühl-Center zu verbessern. Das könne sie nur über die Aufwertung des Gespinstmarktes, die das Wifo seit langem fordert. Reischmann: „Der Gespinstmarkt muss 2012 endlich geplant werden.“ Wenn diese „wichtige West-Ost-Achse“ attraktiv gestaltet sei, dann rücke das Gänsbühl auch wieder näher an die Stadt und könnte auch „Händlerkollegen und Investoren“ anziehen.

Das ist zugleich eine große Hoffnung des Wifo: Dass sich in Kürze ein Investor findet, der als neuer Eigentümer dem Gänsbühl einen „Relaunch“ verpasst. Das könnte auch einen Anbau oder gar Neubau in der Oberstadt bedeuten. Offenbar gibt es in dieser Hinsicht viel versprechende Signale. „Es ist wieder Bewegung in der Sache, Stadt und Wifo sind in guten Gesprächen mit einem Interessenten“, so der Vorstand.

Apropos Interesse: Eine mögliche Ansiedelung von Ikea in Ravensburg wäre für das Wifo „ein Glücksfall“. Alleine es fehlt an einer geeigneten Fläche. „Da zeigt sich wieder die Problematik, an der gearbeitet werden muss“, so Vorstandssprecher Philipp Weber. Für eine erfolgreiche Entwicklung starker Wirtschaftsunternehmen seien ausreichende Gewerbeflächen Grundvoraussetzung. Darüber hinaus spiele das Thema Verkehr eine große Rolle. Das Wirtschaftsforum hofft auf den Baubeginn der B 30 Süd 2014 und will auch den Molldiete-Tunnel nicht abschreiben. „Das Projekt muss in den Bundesverkehrswegeplan 2014 aufgenommen werden“, sagt Weber.

Das Wirtschaftsforum vertritt ein Jahr vor seinem 25-jährigen Bestehen 310 Betriebe mit insgesamt 15 000 Beschäftigten.