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Lichtverschmutzung

Licht aus! Warum heute die dunkelste Nacht des Jahres werden soll

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Es tötet Milliarden Insekten und stört unseren Schlaf: Nächtliches Kunstlicht. Darauf macht die „Earth Night“ aufmerksam. Wie Sie heute Abend mithelfen können, ohne dabei im Dunkeln zu sitzen.
Veröffentlicht:07.09.2021, 11:00

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Nachts ist es viel zu hell. Das beklagt die Initiative "Paten der Nacht". Deshalb hat sie die Earth Night ins Leben gerufen. Heute Abend sollen daher ab 22 Uhr möglichst alle Lichter ausgehen.

Wir sagen Ihnen, was man alles zur der Aktion wissen muss:

Was steckt hinter der Earth Night?

Mit der Aktion sollen Menschen versuchen, wenigstens eine ganze Nacht im Jahr auf Kunstlicht zu verzichten . Immer zum September-Neumond , pünktlich um 22 Uhr , sollen dazu künftig alle Lichter ausgeknipst werden. Und zwar für eine ganze Nacht.

Die Aktion findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt und ist nicht zu verwechseln mit der , zu der der World Wide Fund for Nature (WWF) jedes Jahr im März aufruft. Dabei wird das Licht nur für eine Stunde abgeschaltet, um auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen.

Warum soll es dunkel bleiben?

Die Initiative „Paten der Nacht“ – eine überparteiliche, deutschlandweite Vereinigung - hat die Earth Night ins Leben gerufen, um auf exzessive Nutzung von Kunstlicht in der Nacht und ihre Folgen für Mensch und Natur aufmerksam zu machen.

Zu viel Kunstlicht lasse den Sternenhimmel verblassen und mache den Schlaf weniger erholsam, beklagen die Veranstalter. Außerdem störe Kunstlicht den Rhythmus von Pflanzen und Tieren . So würden Vögel zum Beispiel auf ihren Zugrouten fehlgelenkt. Außerdem töte das Licht im Sommer Milliarden von Insekten, die dann wiederum als Bestäuber und Nahrungsquelle fehlten. Noch dazu sei sinnlos leuchtendes Licht schlichtweg Energieverschwendung .

Mit der Earth Night möchten die Organisatoren Menschen sensibilisieren, sparsamer mit der Ressource Licht umzugehen. Dabei wirft sie auch der Politik vor, zu wenig gegen das Problem zu unternehmen.

Wie reagiert die Politik?

Das Insektenschutzgesetz ist nach ausgiebigen Diskussionen Ende Juni beschlossen worden. Neben Einschränkungen beim Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, kommen erstmals auch Vorgaben, um Lichtverschmutzung einzudämmen - also dass nachtaktive Insekten von Beleuchtung angelockt werden und dann sterben.

So sollen in Naturschutzgebieten neue Beleuchtungen an Straßen und Wegen sowie neue hell strahlende Werbeanlagen verboten werden. „Insektenvernichterlampen“, die Tiere mit künstlichem Licht anlocken, sollen außerhalb geschlossener Räume tabu sein.

Unterbunden werden kann künftig auch der Betrieb von Scheinwerfern, wie sie etwa bei „Laser-Shows“ weithin sichtbar in den Nachthimmel hinauf strahlen - vor allem zu den Hauptzeiten des Vogelflugs im Frühjahr und Herbst. Leuchttürme sind davon ausgenommen.

Dass Lichtverschmutzung ein Problem darstellt, erkannte das Umweltministerium auch schon 2008 in einer Stellungnahme. Das damals noch von CDU-Politikerin Tanja Gönner geführte Ministerium erklärte: „Die sogenannte ‚Lichtverschmutzung‘ ist aber auch für Tiere, insbesondere Insekten und Vögel, problematisch. Die verbreiteten weißen Lichtquellen mit hohem Blau-Anteil im Spektrum stellen ein erhebliches Problem für die Orientierung nachtaktiver Insekten und auch für Zugvögel dar. Hochrechnungen zufolge gehen allein an Straßenlaternen in Deutschland jede Nacht über eine Milliarde Insekten zugrunde.“ Auch beleuchtete Werbeflächen sehe man kritisch, hieß es damals.

Welche Städte in der Region nehmen teil?

An der Earth Night beteiligen sich auch größere Städte wie Hamburg, München, Augsburg, Karlsruhe oder Mannheim sowie Unternehmen wie Audi und die Allianz Versicherung.

In der Region nehmen nur Memmingen und Lindau an der Aktion teil. Beide sind zum ersten Mal dabei. Die Earth Night wurde allerdings auch erst im Juli vergangenen Jahres ins Leben gerufen.

Insgesamt beteiligen sich diesmal daran 57 Städte und Gemeinden in Deutschland sowie fünf in Österreich. Hinzu kommen 30 Unternehmen.

Generell beschäftige das Thema Lichtverschmutzung die Verwaltung immer wieder, sagte Ellwangens Sprecher Anselm Grupp im vergangenen Jahr zu Schwäbische.de. Bei der Erschließung von Wohngebieten oder Verbindungswegen werde stets abgewogen: Wiegt der Naturschutz, oder das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung schwerer?

Die Stadt Friedrichshafen rüstet ihre Beleuchtung seit 2010 um. Die rund 8.400 Mastleuchten werden schrittweise auf stromsparende und insektenfreundliche LED-Leuchtkörper umgerüstet.

Was kann jeder bei sich zu Hause zur Earth Night beitragen?

Damit es eine möglichst dunkle Nacht wird, sind nicht nur die Kommunen gefragt. Jeder Einzelne kann mitmachen.

Dazu muss auch niemand im Dunkeln sitzen. Es reicht zum Beispiel schon, die Jalousien zu schließen. Im Außenbereich kann man Lichtanlagen zwar komplett ausschalten. Wobei das aber auch kein Muss ist, sagen die Initiatoren. Ihnen geht es vor allem darum, Dauerlichtquellen zu reduzieren .

Earth Night: Lichtverschmutzung in Europa

Dazu könne man etwa bei seinen Lampen nachjustieren. Zum Beispiel, indem man einen Bewegungsmelder installiert oder das Licht so ausrichtet, dass es in Richtung Boden, nicht in Richtung Himmel scheint. Man kann auch bei der Lichtfarbe nachbessern. So sorge gelbliches Licht für eine dunklere Nacht als bläuliches, erklären die "Paten der Nacht".