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Wenn eine Frau zur Mörderin wird...

Ulm / Lesedauer: 2 min

Adi Hübels Roman spielt mit Motiven, Psyche und Fantasie.
Veröffentlicht:02.07.2020, 10:25

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Frauen morden seltener als Männer. Doch wenn eine Autorin in ihrem Plot eine Frau morden lassen möchte? Einfach deshalb, weil da im Kopf eine Idee ist, weil da Worte sind, die niedergeschrieben werden wollen? Die Ulmer Autorin Adi Hübel legt jetzt mit „Hannah. Die Geschichte der Frau die ihren Mann mit der Armbrust erschoss“ einen außergewöhnlichen Roman vor.

Im Zentrum steht die Entwicklung der Figuren – und Adi Hübels Leidenschaft für ungewöhnliche und heute selten benützte Formulierungen.

Ayshe, Isabel, Hannah ... Adi Hübel spielt mit Frauenfiguren. Welche der Fantasiewesen könnte aus welchem Grund morden? Und was macht die Situation im Buch jeweils mit dem Leser?

Am Anfang jedenfalls war der Satz. Ein bestimmter Satz. Fast schon biblisch klingt das – und der Roman um die Suche nach einer mordenden Frauenfigur und ihrem Motiv nimmt den Leser als Dialogpartner mit in die Handlung hinein. Besonders den, der literarisch bewandert ist.

Denn da tauchen Sätze auf, die von Heinrich Heine stammen, von Brecht, Shakespeare und anderen. Im Labyrinth der Formulierungen macht es Spaß, zuzuordnen. Und ganz nebenbei erlebt der Leser live mit, wie die Erzählung entsteht, wie die Autorin in ihrer Fantasie ausprobiert, welcher Mann, aus welchem Grund, zum Ehemann und damit zum Opfer ihrer künftigen Mörderin werden könnte. Und ein Schatzkästchen für Wörter füllt sich. „Beileibe“ kommt ins Kästchen, „zweifelsohne“ oder „überdenken“. Und das Bild eines Mannes entsteht, ein schöner Verführer, distanziert und lieblos, ohne Fähigkeit zu Empathie und Zärtlichkeit.

Am Ende – so viel sei verraten – ist jener Mann tot. Wer ihn meuchelte, überrascht den Leser, und sollte es doch eigentlich auch nicht, wenn man den Plot bis ins Detail konsequent weiterdenkt.